Verschwörung im Zeughaus
muss kein Aufhebens gemacht werden.»
Adelina nannte ihr den Preis für die Arznei und wies sie noch einmal darauf hin, Meister Jupp zu Rate zu ziehen, sollte sich die Wunde des Knechtes doch entzünden.
Kaum hatte Beede Palm die Apotheke verlassen, als ein lautes Klopfen an der Tür Besucher ankündigte. Hätte es sich um Kunden gehandelt, wären sie einfach eingetreten. Deshalb wusste Adelina schon, bevor sie die Tür öffnete, dass es sich bei den Ankömmlingen um die Männer des Vogts handeln musste.
Tatsächlich standen vor der Tür drei städtische Büttel, die sie alle vom Sehen kannte. Begleitet wurden sie von Georg Reese und einem der Stadtsoldaten. Auch ihn kannte Adelina; sein Name war Wolfram Stache. Während der Zeit, als Neklas unschuldig des Mordes angeklagt und in der Kunibertstorburg eingesperrt gewesen war, hatte Stache eine Zeitlang zusammen mit Tilmann Greverode Adelina und ihre Familie hier im Hause bewacht. Der junge Soldat sah nicht sehr glücklich darüber aus, die Apotheke betreten zu müssen. Obwohl bereits drei Jahre vergangen waren, schien er sich nur mit Unbehagen an die damaligen Ereignisse zu erinnern. Adelina konnte es ihm nicht verübeln. Sie hasste es, die städtischen Beamten einmal mehr in ihr Haus lassen zu müssen. Vor allem, weil sie wusste, dass dies wieder üble Gerüchte nach sich ziehen würde. Deshalb bat sie die Männer nicht herein, sondern trat selbst hinaus auf die Straße.
«Guten Tag, Herr Reese», grüßte sie freundlich und in dem Bemühen, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. «Meine Tochter sagte mir, Ihr wäret früher schon einmal hier gewesen. Womit kann ich Euch dienen?»
«Ich grüße Euch, Frau Adelina. Vermutlich könnt Ihr Euch denken, weshalb wir hier sind. Der Vogt hat angeordnet, Euer Haus durchsuchen zu lassen. Zwar habe ich gesagt, dass dies gänzlich unnötig sei, aber er hat dennoch darauf bestanden. Da Ihr die Schwester und damit nächste Verwandte von Hauptmann Greverode seid, ist er überzeugt davon, dass Ihr etwas über seinen Verbleib wisst.»
«Er glaubt, ich verstecke ihn hier im Haus?»
«Diese Annahme ist so weit nicht hergeholt», antwortete Reese mit gerunzelter Stirn. Er warf einen kurzen Seitenblick auf die Büttel, die ihrem Gespräch interessiert lauschten. «Es ist bekannt, dass Ihr Euch für die Euren mit Leib und Seele einsetzt, deshalb bezweifelt der Vogt, dass Ihr nicht wisst, wo sich Euer Bruder aufhält.» Bevor Sie darauf etwas erwidern konnte, hob er beschwichtigend die Hände.
«Nichts für ungut, Frau Adelina. Niemand verurteilt Euch für Euer weiches Herz. Und ganz sicher kann man Euch auch die höchst gottgefällige Nächstenliebe nicht zum Vorwurf machen. Falls Ihr also doch wissen solltet, wo wir Tilmann Greverode finden können, wird es Euch nicht schaden, uns dies mitzuteilen.»
Adelina verschränkte die Arme vor dem Leib. «Wie ich schon einmal sagte, kann ich Euch leider nicht weiterhelfen. Ich weiß weder etwas über die Geschehnisse im Zeughaus, noch was mein Bruder damit zu tun hat oder wo er sich aufhält.»
Reese sah ihr für einen langen Moment in die Augen, dann nickte er schweigend.
Adelina deutete auf das Hoftor. «Ich möchte Euch bitten, das Haus durch den Hintereingang zu betreten. Ihr wisst selbst, wie schnell in Köln Gerüchte die Runde machen. Meine Apotheke war schon viel zu oft fälschlicherweise in Verruf, und ich möchte nicht, dass wir wieder Mittelpunkt des Stadttratsches werden.»
Abermals nickte Reese und gab den Bütteln sowie Wolfram Stache ein stummes Zeichen, ihm zu folgen. Adelina führte sie durch das Tor in den Hof und von dort aus ins Haus. In dem dunklen Flur, der zu den Wohnräumen führte, begegneten ihnen Ludowig und Vitus. Beide trugen leere Eimer, in denen sie offenbar Holzscheide transportiert hatten. Als Vitus die Büttel sah, machte er große Augen.
«Oh, Lina, was wollen die Männer denn hier? Das ist doch der Soldat von damals, ich erinnere mich ganz genau! Und warum ist Herr Reese dabei und die Büttel? Ist etwas Schlimmes passiert?»
«Herrin?» Auch Ludowig blickte wachsam von einem zum anderen. Seine Körperhaltung machte nur allzu deutlich, dass er bereit war, Adelina im Zweifelsfall zu verteidigen. Irgendwo hinter ihm war ein leises Knurren zu vernehmen. Moses schob sich zwischen Ludowig und Vitus und fixierte die fremden Männer.
«Es ist alles in Ordnung», beruhigte Adelina ihren Bruder. Sie strich Moses beschwichtigend über den Kopf und
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