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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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spürte dabei ganz deutlich die Anspannung in seinem Körper. Erst als sie leise auf ihn einredete, entspannte sich der Hund wieder.
    «Können wir jetzt anfangen?», fragte einer der Büttel ungeduldig. «Wir sind nicht hier, um Maulaffen feilzuhalten, und auch nicht, um uns von einem blöden Hund anknurren zu lassen.»
    «Immer mit der Ruhe, Männer», sagte Reese in dem deutlichen Bemühen, den Frieden zu bewahren. «Frau Adelina wird uns nun von Raum zu Raum führen, dann könnt ihr euch selbst überzeugen, dass in diesem Hause nichts Unrechtes vorgeht. Sie hat mir bereits ihr Wort gegeben, dass ihr Bruder nicht hier ist. Leider kennt der Vogt die Apothekerin nicht so gut wie ich, deshalb erledigen wir nun unsere Pflicht, und zwar so rasch wie möglich, um Frau Adelina nicht allzu lange zu behelligen.»
    Die Büttel nickten, Wolfram Stache grummelte etwas Unverständliches. Als Adelina ihnen voran durch den Flur und dann die Stiege hinauf in die oberen Wohnräume ging, folgten sie ihr schweigend.
    Die Durchsuchung des Hauses dauerte nicht lange, da nicht wie seinerzeit nach versteckten Gegenständen gesucht wurde, sondern nach einer Person. Ein großer Mann wie Tilmann Greverode konnte sich in den kleinen Gesindekammern oder den Schlafräumen der Kinder kaum versteckt halten. Auch Küche, Vorratskammer, das Hinterzimmer der Apotheke und die Nebengebäude wurden durchsucht. Dazu teilten sich die Männer auf. Zwei der Büttel gingen hinaus in den Hof, Wolfram Stache und der dritte Büttel sowie Georg Reese blieben im Haus. Nachdem alle Wohnräume besichtigt worden waren, musste Adelina die Männer zuletzt noch in den Keller führen.
    Ihr Herz begann unstet zu klopfen. Franziska und Magda waren natürlich inzwischen längst wieder heraufgekommen und gingen ihren alltäglichen Arbeiten nach. Adelina hörte Franziska mit Colin und Katharina spielen und lachen; die drei waren trotz des kalten Wetters mal wieder draußen im Hof. Hoffentlich hatten sie wirklich alle Spuren im Laboratorium beseitigt! Um sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, stieg Adelina die Treppe betont entschlossen hinab. In der Hand hielt sie eine Öllampe, da die Mägde die Talglichter, mit denen der Kellerraum bisher beleuchtet worden war, gelöscht hatten.
    «Du liebe Zeit! Was ist das denn?», fragte der Büttel. Sein Name war, so viel hatte Adelina inzwischen mitbekommen, Gerold. Er starrte mit einer Mischung aus Neugier und Abscheu auf die alchemistischen Gerätschaften, die Adelina und Neklas über die Jahre hier angesammelt hatten. Es gab eine große Destille mit Alembik, einen Aufbau mit diversen, an beweglichen Armen befestigten Glasgefäßen, eine kleine Esse mit Blasebalg sowie einen großen philosophischen Ofen, der auch Athanor genannt wurde. Damit wurden die Ingredienzien für verschiedene alchemistische Versuche langsam und gleichmäßig erwärmt.
    «Seid bitte so gut und fasst nichts an», bat sie den Mann. «Mein Gemahl hat hier eine Versuchsanordnung aufgebaut und wäre sicher nicht sehr erfreut, wenn Ihr sie in Eurem Unwissen beschädigt.»
    «Was sind das für Versuche?», wollte Stache wissen. Seiner Miene war anzusehen, dass er sich hier unten ausgesprochen unwohl fühlte. Unstet wanderte sein Blick von dem großen Ofen zu der Holzkiste, dann zu der Destille und schließlich zu den Regalen, die sich über zwei Wände hinzogen. Darin standen neben diversen Büchern weitere Gerätschaften sowie blecherne und gläserne Behältnisse und Phiolen mit alchemistischen Ingredienzien. Aber auch Flaschen mit einfachem Weingeist und dem von Adelina für ihre Arzneien verwendeten brennenden Wasser, dem Aqua Ardens, waren dort zu finden. Dieses hatte ihr Vater eher zufällig bei der Gewinnung des einfachen Weingeistes entdeckt, indem er die gewonnene Flüssigkeit noch mehrmals destillierte. Eines Tages hatte Adelina festgestellt, dass sich das Aqua Ardens wunderbar zum Saubermachen verwenden ließ. Trinken konnte man es allerdings nicht, zumindest nicht pur. Schon ein kleiner Schluck davon brannte teuflisch auf der Zunge und ließ einen nach Atem ringen.
    «Mein Gemahl erforscht die Geheimnisse der Metalle», erklärte sie in absichtlich hochtrabendem Ton. Wie sie erwartet hatte, blickte Stache sie nun erst recht verblüfft und auch verständnislos an.
    «Was für Geheimnisse sollen Metalle denn haben?» Er kratzte sich am Kopf, wo sein dunkelblondes Haar bereits schütter wurde, obgleich er einige Jahre jünger als Adelina sein

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