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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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blond – ich habe keine Ahnung, wer sie waren. Zu den Söldnern gehören sie jedenfalls nicht. Ich kann mich auch nicht erinnern, einen von ihnen schon einmal in Köln gesehen zu haben. Aber bei den vielen Menschen, die hier leben, und den unzähligen Fremden, die Tag aus Tag ein durch die Stadt kommen, ist das wohl auch nicht verwunderlich.»
    «Die Männer haben dich einfach angegriffen?»
    «Sie haben mich überrumpelt.» Tilmann war anzusehen, dass es ihm unangenehm war, dies zugeben zu müssen. «Ich trug mein Schwert nicht bei mir, hatte es bei meinem Pferd gelassen. Also konnte ich mich nur mit dem Dolch verteidigen. Einer von ihnen traf mich mit einem Hieb in der Seite. Dafür hat er mit dem Leben bezahlt.»
    Adelina keuchte erschrocken auf. «Du hast ihn getötet?»
    Tilmann nickte grimmig. «Ich hatte keine andere Wahl. Leider war ich durch die Wunde geschwächt, sodass der andere mich entwaffnen konnte. Er schien allerdings Spaß an einem Zweikampf mit einem Verwundeten zu haben, denn er warf sein Schwert beiseite und griff mich mit bloßen Händen an. Eine ganze Weile lang konnte ich ihn abwehren, aber meine Wunde blutete stark und raubte mir die Kraft. Dennoch habe ich auch ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpasst. Als ich endlich meinen Dolch wieder greifen konnte, gelang es mir, ihm ein paar Schnitte und Stiche zu verpassen. Nichts Tödliches allerdings», schränkte er mit sichtlichem Bedauern ein. «Irgendwie schaffte er es dann doch, mir die Klinge wieder zu entreißen. Er war verdammt flink, stach zu, bevor ich es verhindern konnte. Vermutlich dachte er, dass ich nicht weit kommen würde, denn er ist mir nicht gefolgt, als ich mich aus dem Zeughaus schleppte.»
    «Warum hast du nicht Alarm geschlagen?» Adelina rückte ihren Hocker ein wenig näher an die Matratze heran und beugte sich vor. «Wenn du um Hilfe gerufen hättest, wäre er vielleicht nicht entkommen. Man hätte auch den toten Angreifer gefunden und würde jetzt nicht dich für den Mord an Clais verantwortlich machen.»
    «Mich?» Tilmann starrte sie an. Dann presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. «Das ist verrückt!»
    «Das sieht Gerlach Haich aber anders», konterte Adelina. «Der Vogt lässt dich überall suchen, auch in meinem Haus waren die Büttel schon, und die Apotheke wird beobachtet. Was glaubst du, weshalb ich dich hier unten hingebracht habe?»
    Eine ganze Weile lang antwortete Tilmann nicht. Erst als Adelina sich schon fragte, ob er sie überhaupt gehört hatte, sprach er wieder.
    «Was soll das heißen, man hat den toten Angreifer nicht gefunden?»
    Adelina faltete die Hände im Schoß. «Sie haben Clais gefunden, sonst niemanden. Und es war auch weder seitens des Vogtes noch bei Georg Reese die Rede davon, dass es eine zweite Leiche gab. Bist du sicher, dass du den Mann getötet hast?»
    «Ganz sicher.» Tilmann rutschte vorsichtig auf seinem Lager hin und her, wohl um eine bequemere Lage zu finden. «Der andere muss ihn fortgeschafft haben. Obschon … auch er war schwer verletzt, Adelina. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er das allein geschafft haben soll. Verdammt! Ich hätte es wissen müssen.»
    «Was wissen müssen?»
    Er suchte Adelinas Blick. «Dass ich dich gebeten habe, mich hier zu verstecken, hat nichts mit Clais zu tun, schon gar nicht mit seinem Tod. Vielmehr fürchtete ich – und tue es jetzt noch –, dass mir jemand ans Leder will, weil ich zu viel Staub aufgewirbelt habe.»
    «Welchen Staub?», hakte Adelina sofort nach. «Hat es etwas mit den städtischen Waffen zu tun? Du führst seit Jahren Buch darüber, nicht wahr?»
    «Woher weißt du das?»
    «Wir haben das Buch mit deinen Aufzeichnungen gefunden und eine Karte, die –»
    «Wer ist wir?», unterbrach er sie barsch.
    «Mira und ich», antwortete Adelina. «Wir waren gestern in deinem Haus, um –»
    «Das darf doch wohl nicht wahr sein!» Wütend versuchte Tilmann sich aufzurichten, keuchte jedoch und ließ sich fluchend auf das Lager zurücksinken. «Weder du noch diese neunmalkluge Jungfer haben etwas in meinem Haus zu suchen, geschweige denn in meinen Truhen zu wühlen.»
    Auf Adelina Stirn bildete sich eine steile Falte. Verärgert starrte sie ihren Bruder an. «Ach nein? Und wie, dachtest du, hätten wir sonst an Informationen gelangen sollen? Du lagst auf den Tod, wir fürchteten, von dir keine Antworten mehr auf unsere Fragen zu erhalten. Was hätten wir denn tun sollen? Der Vogt glaubt, du hast Clais ermordet,

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