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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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passender gewesen wäre. Ich hätte Cosimo dann wohl ausgeschlafen angetroffen. Jedoch …« Sie schnalzte mit der Zunge und drückte Anselmo ihren Mantel in den Arm. »Es ergab sich gerade die Gelegenheit. Richte Cosimo aus, dass es mir nichts ausmacht zu warten, bis er bereit ist, mich zu empfangen.«
    Anselmo schüttelte den Kopf wie ein Hund, dem eine Mücke ins Ohr zu fliegen drohte.
    »Signorina Anne, ich weiß nicht …«, begann er unsicher.
    »Mach dir keine Sorgen um mich, Anselmo, ich habe bereits gefrühstückt«, sagte Anne liebenswürdig und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ich denke, ich werde in der Bibliothek auf Cosimo warten. Richtest du ihm das bitte ebenfalls aus?«
    »Ja, Signorina«, erwiderte Anselmo mit einem Blick, als würde er fürchten, einer Geisteskranken gegenüberzustehen. »Ich werde Cosimo von Eurer Anwesenheit in Kenntnis setzen.«
    »Das ist nett von dir«, sagte Anne, der diese Situation zunehmend Spaß machte.
    Anselmo verbeugte sich und eilte mit Annes Mantel im Arm die Treppe hinauf.
    Anne rieb sich die Hände vor Freude. Das war besser, als sie erwartet hatte. Sie würde nicht nur mit Cosimo sprechen, ihr frühes Erscheinen gab ihr auch noch die Möglichkeit, sich ungestört in seinem Haus umzusehen. Sie trat auf die erste Tür zu ihrer Linken zu und öffnete sie.
    »Voilà!«, sagte sie und lachte leise. »Die Bibliothek. Ein Volltreffer. Ich danke Euch für Eure freundliche Einladung, verehrter Cosimo.«
    Und voller Spannung, ob sie zwischen den meterhohen Bücherregalen wohl jenes Tagebuch entdecken würde, von dem Giovanna gesprochen hatte, betrat sie den Raum und schloss sorgfältig die Tür hinter sich.
    Cosimo saß in seinem Bett und versuchte mit verschwindend geringem Erfolg seine immer noch im Schlaf gefangenen Gedanken zu ordnen, während Anselmo aufgeregt vor ihm auf und ab sprang und auf ihn einredete, als würde das Haus einzustürzen drohen. Er rieb seine Augen und seine Stirn, hinter der ein dumpfer Schmerz zu pochen begann – jener Schmerz, den Rotwein stets nach sich zog, wenn er ihn ausgiebig genossen und zu wenig geschlafen hatte. Er blinzelte zu den Fenstern. Lediglich ein blasser Schimmer drang durch die Vorhänge hindurch. Es war eindeutig noch früh am Morgen. Die passende Stunde für Handwerker und Bauern, um ihr mühseliges, schweißtreibendes Tagewerk zu beginnen. Auch Diener mochten zu dieser Stunde bereits munter sein. Doch das galt keineswegs für ihn. Er pflegte zu dieser Zeit noch zu schlafen.
    »Anselmo, bist du von allen guten Geistern verlassen? Was springst du in meinem Schlafgemach herum wie ein nervöser Frosch, schreist, dass die Bilder von den Wänden fallen, und weckst mich weit vor der angemessenen Stunde?«
    »Cosimo, verzeiht, doch ich …«
    »Ich will nichts hören, Anselmo«, unterbrach Cosimo ihn barsch, legte sich wieder zurück und zog sich die Decke bis zum Kinn. »Wecke mich, wenn die Zeit zum Mittag gekommen ist, mein Kopf schmerzt. Und eines sage ich dir, wenn dir bis dahin keine gute Ausrede eingefallen ist, weshalb du dich mitten in der Nacht aufführen musst wie ein Wahnsinniger, so werde ich mir eine empfindliche Strafe überlegen.« Er gähnte herzhaft und schloss die Augen. »Verschwinde endlich und lass mich schlafen.«
    »Aber, Cosimo, Herr, das geht nicht!« Anselmo trat an das Bett heran und begann ihn am Arm zu schütteln. »Ihr dürft nicht schlafen, Herr, nicht jetzt!«
    Cosimo stöhnte, öffnete jedoch nicht seine Augen. Aber Anselmo ließ nicht ab von ihm. Er führte sich auf wie ein Hund, der die Jagdhörner in der Ferne gehört hatte. Gleich würde er ihm bestimmt auch noch die Decke fortziehen. Allmählich wurde er wütend. Anselmo benahm sich mehr als ungehörig. Das war frech und anmaßend.
    »Also gut«, zischte Cosimo und setzte sich zornig wieder auf. »Ich sage dir, wenn du nicht einen wirklich guten Grund für dein dreistes Betragen hast, so wirst du es bereuen. Nun? Ich höre!«
    »Cosimo, Herr, da unten …«
    »Wie schaust du überhaupt aus?«, fragte Cosimo, der seinen Diener erst jetzt richtig ansah. »Die Jacke falsch geschlossen, der Hemdzipfel schaut heraus, und dein Haar ist wirr, als hätte eine Krähe darin genistet. Man könnte meinen, du wärst geradewegs den Häschern des Teufels entkommen. Und was ist das für ein Kleidungsstück, dass du im Arm hältst, als wäre es die größte Kostbarkeit aller Zeiten?« Cosimo neigte seinen Kopf und betrachtete den jungen Diener. Er atmete

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