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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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die nachts Abenteuer bei anderen Männern suchen. Es ist und bleibt mir ein Rätsel, was sie bei Giacomo verloren hat.«
    »Tja, Herr, das kann ich Euch auch nicht sagen. Meine Ohren vermögen es leider nicht, die geschlossenen Fenster oder gar Mauern zu durchdringen. Ja, wenn man im Haus der Pazzi einen Verbündeten hätte, einen Spitzel, das wäre natürlich etwas anderes. An Türen lauschen schließlich alle Knechte und Mägde.«
    »Du bist ein kluger Mann, Anselmo«, sagte Cosimo, und seine Augen begannen zu leuchten. Ein Gedanke war ihm gekommen. Ein Gedanke, so klar, so einfach und folgerichtig, dass er sich fragte, weshalb er nicht schon viel eher darauf gekommen war.
    »Ich danke Euch für das Lob, Cosimo«, erwiderte Anselmo lächelnd und deutete eine Verbeugung an. »Aber ich weiß wirklich nicht, wie …«
    »Du hast Recht, wir brauchen einen Verbündeten, Anselmo. Einen Verbündeten im Haus der Pazzi. Und du wirst ihn uns beschaffen.«
    »Ich?« Anselmo riss vor Überraschung die Augen auf.
    »Ja. Du bist ein junger gut aussehender Mann. Du verfügst über einen Charme, dem sich nicht einmal die vornehmen Damen entziehen können, wie ich auf dem Fest meines Vetters feststellen durfte. Und in Giacomos Haushalt gibt es genügend Mädchen und Frauen – Mägde, Zofen, Küchenmädchen, was weiß ich. Du wirst ganz einfach dafür sorgen, dass sich eine von ihnen in dich verliebt.«
    »Cosimo, Herr, bei allem, was recht ist, aber das kann ich nicht. Das könnt Ihr nicht von mir verlangen«, widersprach Anselmo und verzog vor Ekel und Entsetzen das Gesicht. »Habt Ihr schon mal die Mägde der Pazzi gesehen? Beim Fest Eures Vetters Lorenzo waren zwei Zofen von Giovanna und Donna Lucia anwesend, und so hatte ich reichlich Gelegenheit, einen Blick auf sie zu werfen. Von seinem schlimmsten Feind kann man nicht verlangen, sich mit einer von ihnen einzulassen. Sie sehen aus wie Gespenster. Ganz bleich und dürr. Aber nicht nur die Mädchen, auch der Diener und der Kutscher sahen so aus. Und in ihrem Blick war etwas, das mich auf Anhieb an den Buckligen mit dem schiefen Gesicht erinnert hat, der unter dem Ponte Vecchio haust und zum Abendessen Ratten fängt. Ich sage Euch, Cosimo, Herr, mir lief es kalt über den Rücken. Wenn Ihr mich fragt, sind die alle ebenso verrückt wie ihre …«
    »Wie Giovanna, ihre Herrin?«, Cosimo neigte den Kopf und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. »Ein interessanter Gedanke, den du da aufwirfst, Anselmo. Ja, wenn ich es mir so überlege, scheinst du auch damit Recht zu haben. Im Hause der Pazzi scheinen ausschließlich Geister zu leben – Giovanna, Donna Lucia, die Diener. Sie sind bleich wie der Tod. Alle. Mit Ausnahme von Giacomo. Er ist der Einzige, der frisch und gesund aussieht, dessen Augen Glanz haben und der sich nicht ständig über die Schulter schaut, als würde ihn eine Horde Dämonen verfolgen. Und jetzt, wenn ich so darüber nachdenke, frage ich mich, woran das wohl liegen mag.«
    »Vielleicht ist das Haus der Pazzi verflucht«, sagte Anselmo und bekreuzigte sich hastig.
    »Nun, ich glaube, dass es sich um etwas Irdischeres, Greifbareres als einen Fluch handelt. Und mit deiner Hilfe werden wir herausfinden, was es ist.«
    »Ja, Herr, gewiss, aber ich …«
    »Gleich nach Sonnenaufgang wirst du eine Affäre mit einer von Giacomos Mägden beginnen.«
    »Aber …«
    »Der Haushalt ist groß, es wird sich schon eine finden. Such dir einfach die Schönste aus.«
    »Gewiss, Herr, aber …«
    Cosimo hob die Hand und schnitt dem jungen Diener damit das Wort ab. »Das ist ein Befehl, Anselmo. Ich wünsche keinen Widerspruch.«
    Anselmo holte tief Luft. Er sah aus, als wollte man ihn dazu zwingen, eine lebende Kröte zu schlucken. Doch schließlich nickte er.
    »Gut, Herr. Wenn Ihr es wünscht, so werde ich es tun. Auch wenn es mir noch so schwer fallen mag.«
    Der nächste Tag war für Anne eine wahre Folter. Obwohl sie erst nach Mitternacht im Bett gewesen war, war sie schon frühzeitig wach und kleidete sich an. Danach ging sie ruhelos in ihrem Zimmer auf und ab, setzte sich in den Lehnstuhl am Fenster, sah auf die Straße hinunter, stand auf, ging zur Tür, wieder zum Fenster, setzte sich an den Stickrahmen, stand erneut auf, ging zur Kommode, dann wieder zum Stuhl, setzte sich wieder hin … Sie fühlte sich wie ein Raubtier im Käfig. Ihre Gedanken kreisten wie Mühlräder in ihrem Kopf. Wie konnte sie Giuliano nur dazu bringen, am 26. April zu Hause zu bleiben?

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