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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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sein ganzes hübsches Gesicht, umarmte sie, küsste sie rechts und links auf die Wange und betrachtete sie dann von Kopf bis Fuß.
    »Welch eine Überraschung und was für eine Freude, dass du mich mal wieder besuchst. Chanel steht dir hervorragend.« Dann wandte sich Giancarlo Thorsten zu und reichte ihm höflich, wenn auch nicht gerade besonders herzlich die Hand. »Und das ist dein Partner, oder …«
    »Nein«, sagte Anne und schüttelte lächelnd den Kopf. »Das ist einer meiner besten Mitarbeiter, Thorsten Beyer. Er ist Fotograf. Wir sind wegen einer Reportage über das Calcio in Costume für unser Magazin hier.«
    Sie konnte förmlich sehen, wie Giancarlo erleichtert aufatmete. Thorsten mochte wohl ein begnadeter Fotograf sein, aber mit seinen etwas ungepflegten Haaren, den nikotingelben Fingern, dem Bauchansatz, dem unmöglichen Hemd und den schlecht sitzenden Jeans, die er gerade trug, war er wirklich nicht besonders ansehnlich. Und im Vergleich zu Giancarlo, der an diesem Abend einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug von Gaultier trug, den Anne auf einem Foto während der letzten Redaktionssitzung gesehen hatte, schon gar nicht.
    »Habt ihr schon gewählt?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Sehr gut«, sagte Giancarlo. »Dann werde ich euch mit ein paar besonderen Leckereien überraschen.«
    »Hast du Zeit, dich ein paar Minuten zu uns zu setzen?«, fragte Anne.
    »Wenn es euch recht ist?«
    »Natürlich«, antwortete sie, und Thorsten ließ sich immerhin zu einem Nicken herab.
    »Ich gebe dem Koch nur rasch ein paar Anweisungen.«
    »Wer ist das?«, fragte Thorsten, nachdem Giancarlo verschwunden war. Der Blick, den er dem gut aussehenden Mann hinterherwarf, sprach Bände. Giancarlo war ihm offensichtlich suspekt.
    »Ein alter Freund«, erwiderte Anne. »Ich kenne ihn noch aus meiner florentinischen Zeit.«
    Giancarlo kam mit drei Gläsern und einer Flasche zurück, setzte sich zu ihnen an den Tisch und schenkte ihnen Rotwein ein.
    »Tignatello«, sagte er und steckte seine Nase in das bauchige Glas, um die Qualität zu prüfen. »Ein schlichter Landwein, trotzdem einer meiner Lieblinge. Ich hoffe, er schmeckt euch auch.« Er hob sein Glas. »Auf euren Besuch und die Freude, die ihr mir damit bereitet habt.«
    »Du hast die Trattoria umdekoriert«, sagte Anne, nachdem sie angestoßen und einen Schluck von dem wahrhaft köstlichen Rotwein getrunken hatten.
    »Ja. Gefällt es dir?«
    »Es ist fantastisch.«
    Giancarlo nickte sichtlich zufrieden. »Ja, mir gefällt es auch. Giorgio hat es für mich entworfen und eingerichtet. Er versteht davon eine Menge. Du kennst doch noch Giorgio?« Jetzt nickte Anne. Natürlich kannte sie Giorgio. Wie sollte sie auch jemals den Tag vergessen, an dem sie und Roberto in Giancarlos Landhaus nach einer langen fantastischen Feier übernachtet hatten und ihr am folgenden Morgen auf dem Weg zum Frühstück kein Geringerer als Giorgio Armani über den Weg gelaufen war.
    »Du sagtest, ihr seid wegen des Calcio hier?«
    »Ja. Und wir wollen auch noch ein paar Stimmungsbilder von dem mittelalterlichen Markt einfangen.«
    Giancarlo lächelte. »Das klingt nicht gerade so, als würde dich das Potenzial, das in einer solchen Story steckt, umhauen.«
    Anne schnitt eine Grimasse. »Du hast Recht. Es war auch nicht meine Idee. Ich bin der Meinung, dass schon viel zu oft darüber berichtet wurde und die deutschen Leserinnen bereits genug über die Toskana wissen, aber …« Sie zuckte mit den Schultern. »Mein Chef ist da anderer Ansicht. Anfangs dachte ich daran, einfach die Archive des Verlags zu durchstöbern, meine eigenen Erinnerungen hervorzukramen und daraus einen neuen Artikel zusammenzubasteln. Aufgefallen wäre es gewiss niemandem. Allerdings hätte ich dann nicht bei dir essen können. Und das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt«, sagte Giancarlo. »Aber es gibt etwas, von dem du vermutlich noch nichts weißt und das durchaus interessant für deinen Artikel sein könnte. Seit etwa drei Jahren veranstaltet Cosimo Mecidea, ein wohlhabender Bürger der Stadt, zu jedem Calcio – sowohl im Mai als auch im August – ein Fest. Der Ort ist geheim, die Gäste werden überaus sorgfältig ausgewählt. In der Öffentlichkeit weiß man nur, dass diese Feiern jeweils am Samstagabend vor dem Calcio stattfinden und dass man eine persönliche Einladung braucht, um teilnehmen zu dürfen. Es handelt sich um einen Kostümball, dem mittelalterlichen

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