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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Rahmen des Calcio in Costume entsprechend. Nur wenig von dem, was auf diesen Feiern geschieht, wird in der Öffentlichkeit bekannt. Es sind jedoch fantastische, rauschende Feste. Du kannst dir vorstellen, dass die Vornehmen und Schönen nicht allein in Florenz, sondern in ganz Italien Schlange stehen, um eine Einladung zu erhalten. Selbst hohe Summen wurden schon geboten, doch ohne Erfolg. Wer versucht sich einzukaufen, wird von Mecideas Torwächtern gnadenlos wieder nach Hause geschickt. Man munkelt, dass er im Mai sogar den Sohn eines mehr als einflussreichen Politikers wieder vor die Tür setzen ließ.«
    »Und das bringt ihm keine Schwierigkeiten ein?«
    »Nein.« Giancarlo lachte. »Man sagt, Mecidea sei so reich, dass er ganz Italien kaufen könnte, wenn er nur wollte.«
    Anne fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Das klang interessant, aufregend. Da steckte bestimmt eine Story dahinter, wie ihre Leserinnen sie liebten. Sie musste unbedingt … »Giancarlo, wäre es dir möglich, mir und Thorsten eine Einladung für das Fest zu besorgen?«
    Giancarlo sah sie überrascht an. »Du meinst, ich soll …«
    »Bitte, Giancarlo«, sagte sie und faltete theatralisch die Hände, als wollte sie einen König um Gnade anflehen. »Bitte, versuch es wenigstens. Wenn du es nicht kannst, so kann es niemand.«
    Er runzelte die Stirn. In diesem Augenblick trat der Kellner unauffällig an ihren Tisch und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Verzeiht, dass ich euch jetzt schon verlasse, aber Marco erzählt mir gerade, dass ein Stammgast eingetroffen ist, um den ich mich kümmern muss. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann, Anne. Aber versprechen kann ich dir nichts.«
    Anne beobachtete, wie Giancarlo zum Eingang eilte, einem Mann die Hand schüttelte und ihn dann persönlich zu einem Tisch in einer Nische begleitete. Der Mann war dunkel gekleidet und sehr schlank. Vielleicht lag es an dem Kontrast zu seiner dunklen Kleidung und den fast schwarzen Haaren, dass sein Gesicht und seine Hände auffallend blass wirkten, vielleicht war es auch nur eine Laune des Lichts. Trotzdem erschrak Anne bei seinem Anblick. Der Mann war bleich wie ein Geist.
    Wenn dies hier ein Film wäre, dachte Anne, während ihre Augen den Bewegungen des Mannes folgten, dann wäre dieser Typ dort bestimmt ein Vampir. So eine Art Lestat aus Interview mit einem Vampir – uralt und gefährlich.
    In diesem Moment trafen sich ihre Blicke, und Anne erstarrte. Sie kam sich vor, als hätte ihr jemand einen glühenden Spieß mitten durch den Brustkorb gestoßen. Sie begann zu zittern, und kalter Schweiß trat auf ihre Stirn. Sie kannte diesen Mann nicht. Dieses schmale, blasse Gesicht hätte sie bestimmt in Erinnerung behalten. Besonders seine Augen zogen sie in ihren Bann. Es waren dunkle Augen, wissende Augen voller unterdrückter Leidenschaft, voller Trauer und gleichzeitig voller Überdruss. Es waren die Augen eines sehr alten Mannes, der ein langes Leben voller Tiefen und Höhepunkte hinter sich hatte. Dabei schien er relativ jung zu sein, vielleicht Mitte dreißig, höchstens Anfang vierzig. Aber das erschreckte sie noch am wenigsten. Sie kannte ihn nicht, das wusste sie genau, doch seinem Blick konnte sie entnehmen, dass dies für ihn nicht zutraf, auch wenn sie ihm noch niemals zuvor begegnet war. Er kannte sie.
    Die Hexe vom Markt
    Der Weckdienst des Hotels funktionierte ausgezeichnet. Es war auf die Sekunde genau sieben Uhr, als das Telefon neben Annes Bett klingelte und eine freundliche Stimme ihr einen guten Morgen wünschte. Anne war sich nicht sicher, ob dies wirklich ein guter Morgen werden würde. Sie fühlte sich, als ob sie jemand auf das Rad geflochten hätte. Die halbe Nacht hatte sie wach gelegen. Jedes Mal, wenn sie kurz eingenickt war, waren ihr im Traum wieder die Augen des Fremden erschienen – bedrohlich in ihrer Leidenschaft, beängstigend in einem Wissen, das sie nicht teilte. Manchmal öffnete er sogar seinen Mund, und dann konnte sie sein Gebiss sehen. Es war das weiße Gebiss eines Raubtieres mit langen scharfen Eckzähnen. Jedes Mal war sie hochgeschreckt, mit heftig klopfendem Herzen und schweißnassen Händen. Und obwohl sie mit sich selbst schimpfte, weil diese kindlichen Albträume von Monstern und Vampiren eines erwachsenen Menschen wahrhaft unwürdig waren, traute sie sich nicht, einzuschlafen. Dies war schlimmer als früher, denn die Monster und Vampire ihrer Kindheit waren stets reine Fantasiegestalten gewesen. Niemals

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