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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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sie aus der Gründerzeit des Vereins herübergerettet. Sein glattes,
schwarzes Haar war mit viel Brillantine stark nach hinten gekämmt. Er wirkte
ein wenig wie ein Rezeptionist aus einem seiner Hotels.
    »Können wir anfangen?«, fragte er Ehrentraut ein wenig außer
Atem.
    »Arthur fehlt.«
    »Auch gut! Dann bleibt mir wenigstens Zeit, dich an etwas zu
erinnern. Du schuldest mir 3.500 Euro.«
    Auch das noch. Hatte sich heute denn alles gegen Ehrentraut
verschworen? »Einen kleinen Aufschub wirst du mir doch geben«, sagte er mit
belegter Stimme.
    Sonnleitner bemühte sich um ein verkrampftes Lächeln.
»Höchstens bis zur Generalversammlung nächste Woche. Da muss ich das Geld
haben, denn dann trete ich ja offiziell zurück und übersiedle nach Kärnten.«
    »Ich kann es dir auf dein Konto überweisen.«
    Sonnleitner schüttelte den Kopf. »Nein, nein, kommt gar nicht
infrage. Ich habe es dir bar gegeben, und ich möchte es auch bar wieder
zurückhaben. Bis nächsten Donnerstag. Spätestens.«
    »Alfred, ich brauche einen Aufschub. Zu Hause gibt’s
Probleme, und ich habe für eine Wohnung einen Kredit aufgenommen. Ich bin im
Augenblick schlecht bei Kasse.«
    »Hast du beim Wetten verloren, oder stimmen etwa die anderen
Dinge, die man sich über dich erzählt?«, krächzte Sonnleitner. Mit seiner
Heiterkeit schien es vorbei zu sein. »Hör einmal zu«, fuhr er fort, so ruhig er
konnte. »Weißt du, warum ich den Verein verlasse? Da gibt es einige Gründe,
aber einer davon bist du. Glaubst du, ich bin blind und taub oder schon senil?
Du hast Geld aus der Kasse genommen, Wolfgang. Einige Male.«
    »Wie hätte ich denn das tun sollen?«, fragte Ehrentraut
unschuldig.
    »Eben das werde ich bei der Generalversammlung aufdecken,
wenn ich bis dahin meine 3.500 Euro nicht habe. Dann kannst du dir deinen neuen
Job, auf den du so große Stücke setzt, in die Haare schmieren. Und
Bekanntschaft mit der Polizei wirst du vermutlich auch machen. Versteh mich
bitte nicht falsch. Ich weiß, dass du dich viel für den Verein eingesetzt hast,
wenn ich die letzten Tage und Wochen vergesse. Ich will dir deine Zukunft nicht
verderben. Aber mein Geld will ich zurückhaben, und zwar schnell.«
    Ehrentraut schwieg nachdenklich. Er dachte daran, dass er
schon schwierigere Situationen in den Griff bekommen hatte. Doch die Lage war
ernst, sehr ernst sogar.
    »Ah, da kommt ja Arthur. Jetzt kann es losgehen«, posaunte
Sonnleitner in die beginnende Dunkelheit.
    Die Spieler der Kampfmannschaft hatten soeben ihr Training
beendet. Sie lachten und scherzten auf ihrem Weg in die Kabine. Sturm, der
Trainer, ging an Ehrentraut vorüber. Die beiden sahen einander kurz in die
Augen, grüßten sich aber nicht.

3
    Reinhard Stary war, wie Thomas Korber gehofft
hatte, durchaus kein unintelligentes oder sprachunbegabtes Kind. Anfangs wirkte
er ein wenig still und gehemmt, doch bald konnte Korber ihm im Verlauf dieser
Probestunde einiges an Wissen entlocken, das sich in die hinteren Regionen
seines Gehirns verschoben hatte. Er kannte das von vielen seiner Schüler: Sie
konnten mit dem, was sie wussten, oft nur erschreckend wenig anfangen. Sie
waren zu wenig bei der Sache. Ihre Gedanken kreisten um Dinge aus der realen
oder virtuellen Welt, die mit der Schule ganz und gar nichts zu tun hatten. Man
musste sie dann dazu bringen, ihre Traumwelt zu verlassen und sich wieder an
die bekannten Dinge zu erinnern. Das war oft schon der Schlüssel zum Erfolg.
    »Nun?«, erkundigte sich Manuela Stary nach der Stunde
neugierig. Sie war, im Gegensatz zum Vortag, in eine keusche, dunkelblaue Bluse
gehüllt.
    »Ich denke, der junge Mann wird das schon schaffen. Auf jeden
Fall werde ich ihm weiter dabei helfen«, sagte Korber.
    »Das freut mich«, lächelte Manuela. »So, jetzt hast du dir
aber ein gutes Essen verdient, wie ich es dir versprochen habe.«
    Korber wollte abwehren, aber der gute Geruch aus der Küche
signalisierte ihm, dass schon längst alles vollbracht war und die stolze Köchin
jetzt nach jemandem Ausschau hielt, der ihr Werk lobte. »Kaiserschmarren«,
erwiderte sie auf Korbers fragenden Blick. »Das ist Reinhards Lieblingsessen,
und du magst es hoffentlich auch.«
    Und ob! Noch dazu, wo Manuela Stary wirklich gezaubert hatte,
sodass jeder Bissen auf der Zunge zerging. »Köstlich«, urteilte Korber. »Kommt
dein Mann gar nicht zum Essen?«, wollte er dann, ein wenig unsicher und
neugierig zugleich,

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