Verschwörungsmelange
aufmüpfiger. »Bettina hat ein wenig nachgeschaut, aber ohne
Ergebnis. Außerdem: Wenn Ehrentraut seinen Mörder wirklich erpresst hat, ist es
da nicht wahrscheinlicher, dass das entsprechende Material mittlerweile beim
Täter ist?«
Das war natürlich nicht von der Hand zu weisen. »Ist
möglich«, gab Leopold zu. »Halten Sie sich auf jeden Fall zu unserer
Verfügung«, ordnete er dann an, als ob er schon offiziell mit der Lösung des
Falles betraut wäre.
»Sie können versuchen, mich anzurufen. Ich habe auf jeden
Fall zu tun. Eine Observierung«, legte Scheit nach. Dann beendete er das
Gespräch wieder grußlos.
Leopold hatte sich an dieses ungeschliffene Benehmen bereits
gewöhnt. Er dachte kurz nach. Irgendetwas störte ihn zwar an Scheits Bericht,
aber er wusste nicht so richtig, was. Jedenfalls gab es einen Zeugen, der sich
gut an damals erinnern konnte. Und dass Zeleny von einem seiner beiden
Begleiter ermordet worden war, stand für ihn so gut wie fest. Er war also doch einen
Schritt weitergekommen.
Vielleicht hatte Thomas Korber in der Zwischenzeit etwas von
Harry Leitner herausbekommen. Er ging wieder in die Kantine. Aber der Platz
vorne an der Theke war, wie mittlerweile der gesamte übrige Raum, leer. Gretl
Posch wusch Gläser ab und schaute nicht sehr glücklich drein.
»Was ist mit den beiden?«, fragte Leopold.
»Ich hab sie fortgeschickt«, sagte Gretl gleichgültig. »Ich
möchte wegen Harry keine Schwierigkeiten bekommen. Ich sperr jetzt endgültig
zu. Hier herinnen ist ohnedies nichts los, und der Rummel draußen geht mir auf
die Nerven. Außerdem ist mein Mann immer noch auf dem Kommissariat.«
Thomas Korber war also mit Harry auf Tour, irgendwo, wo es
etwas zu trinken gab und man nicht so knauserig war wie Gretl Posch. Er war
jetzt ganz auf sich allein gestellt. Leopold konnte sich nicht helfen, aber das
gefiel ihm überhaupt nicht.
*
Leopold überlegte. Sollte er Thomas Korber
anrufen, suchen, oder überhaupt nichts dergleichen tun? Ergab es Sinn, sich
während des Trainings ein wenig in der Menge umzuhören? Da fanden seine Augen
Oberinspektor Juricek, der soeben den Fußballplatz betrat. Leopold winkte ihm
und bekam den Gruß zurück.
»Da bist du ja«, stellte Juricek fest, während er kurz seinen
Sombrero lüftete und sich mit der Hand übers Haar fuhr. »Na, was gibt es
Neues?«
»Das müsste ich eigentlich dich fragen, Richard«, entgegnete
Leopold. »Ihr haltet den Bertl Posch am Kommissariat fest?«
»Stimmt«, kam die knappe Antwort.
»Du glaubst, dass er der Mörder ist?«, fragte Leopold ungläubig.
»Hast du Beweise?«
»Er war auf jeden Fall dort. Er ist durch das Loch im
Maschendrahtzaun auf den Platz gekommen. Dabei ist er mit seinem Hemd hängen
geblieben. Wir haben einen winzig kleinen Stofffetzen gefunden. Der passt zu
ihm, keine Frage«, klärte Juricek ihn auf.
»Hat er schon etwas zugegeben?«
»Ja, dass er bereits vom Platz weggefahren war, aber noch
einmal zurück wollte, um Ehrentraut zur Rede zu stellen. Die Geschichte mit der
Kantine. Er behauptet jetzt aber, dass Ehrentraut schon tot war, als er hinkam.
Angeblich hat er dann so schnell Reißaus genommen, dass die Sache mit dem Hemd
passiert ist.«
»Du glaubst ihm?«
Juricek seufzte: »Nehmen wir einmal an, ich tue das. Das
wirft dann einige offene Fragen auf. Erstens: War Ehrentraut mit Posch
verabredet? Wenn ja, wie kam sein späterer Mörder dazu? Zweitens: Wenn Posch
nicht mit ihm verabredet war, weshalb wusste er dann, wo er ihn finden würde?
Drittens: Muss Bertl Posch dem Täter nicht irgendwie über den Weg gelaufen
sein?«
»Du glaubst ihm also nicht?«
»Irgendetwas stimmt da nicht, verstehst du? Entweder hat
Posch es getan, oder er verheimlicht uns etwas.«
Juricek wartete kurz, welchen Eindruck diese Worte auf
Leopold machten.
Der fragte nur kurz: »Du glaubst mir und meiner Theorie also
auch nicht?«
Ein Lächeln huschte über Juriceks Gesicht. »Das habe ich
nicht gesagt. Aber dazu müsstest du mir jetzt endlich mitteilen, was es bei dir
Neues gibt.«
Leopold erzählte ihm, was er soeben von Scheit erfahren
hatte.
»Du weißt, dass Scheit ebenfalls der Tat verdächtig ist«, gab
Juricek zu bedenken. »Und gerade mit dem machst du gemeinsame Sache?«
»Ich kann tun, was ich will«, verteidigte sich
Leopold. »Ständig kritisierst du meine Vorgangsweise, aber wenn ich wirklich
etwas von Bedeutung herausfinde,
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