Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
Vom Netzwerk:
im Gehen. »Harry hat es nämlich mit seinem weiblichen Bekanntenkreis ein
wenig übertrieben. Dadurch hat er sich hier zeitweise nicht gerade beliebt
gemacht. Das war auch ein Grund, warum er dann mit mir als Trainer zu
Margareten gewechselt ist.«
    »Angie könnte eine Freundin von Zeleny gewesen sein.«
    »Vielleicht. Möglich. Sehen Sie, auf diese Idee bin ich gar
nicht gekommen. Aber wie gesagt, es ist alles schon lange her. Und ich muss
jetzt wirklich zum Training.« Sturm öffnete die Kantinentür, drehte sich aber
noch einmal in Richtung Theke und rief, drohend mit dem Zeigefinger winkend:
»Schenk Harry nichts mehr ein, Gretl. Ich meine das ernst.«

     
    *

     
    Leopold verließ die Kantine ebenfalls, um ein
wenig frische Luft zu schnappen. Der Lautsprecher plärrte nach wie vor, die
Fußballer der Eintracht Floridsdorf schossen sich zum Gaudium der Umstehenden
aus allen Positionen ein, und unter den immer zahlreicher werdenden Zuschauern
floss das Freibier in Strömen. Es fehlte offenbar nicht mehr viel zur
allgemeinen Glückseligkeit. Von der Unruhe, die am Dienstag vor der Ermordung
Ehrentrauts geherrscht hatte, war nichts zu merken. Natürlich gab es lebhafte
Diskussionen, aber was für die Zukunft am besten sein würde, darüber war man
sich nicht einig. Ein Sieg der Eintracht am Sonntag? Dann hätte man den
Floridsdorfer Kickers zwar ordentlich den Tag versaut, würde sich aber auf
Jahre damit begnügen müssen, in der Landesliga zu spielen, wenn, ja, wenn es
überhaupt mit der Eintracht weiterging. Und eine Niederlage? Dann durfte man so
gut wie sicher am Erfolg der Kickers mitnaschen, aber um den Preis, wohl auf
immer mit dem ungeliebten Bezirksrivalen verbunden zu sein und langsam in ihm
aufzugehen. Die meisten taten das, was man in Wien in solchen Situationen
üblicherweise tut: Sie hofften auf den lieben Herrgott, und dass schon alles
gut ausgehen würde.
    Leopold schritt den Platz ab, auf dem er als Kind und
Jugendlicher so oft, zuletzt aber so selten gewesen war. Dabei überkam ihn ob
der ungewissen Zukunft ein bisschen Wehmut, gleichzeitig dachte er angestrengt
nach. Von seiner frühmorgendlichen Hochstimmung war nur wenig übrig geblieben.
Er hatte wieder das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Kein Wunder, es tat sich
ja nichts. Keine Spur von Angie und von denjenigen, die Antwort auf seine
offenen Fragen finden sollten.
    Da läutete sein Handy. Endlich.
    »Hallo«, schnarrte Gerry Scheit hinein.
    »Was gibt’s?«
    »Sie werden’s kaum glauben, aber ich habe die Adresse.
Vierter Bezirk, Argentinierstraße 50.«
    »Wie haben Sie es denn herausgefunden?«, wurde Leopold
neugierig.
    »Fragen Sie mich nicht.« Scheit klang ein wenig erschöpft.
»Es war nicht einfach, aber schließlich hat’s geklappt. Ich habe mich dort auch
ein wenig umgehört. Und ich habe Glück gehabt.«
    »Inwiefern?« Leopold konnte sich kaum mehr zurückhalten.
    »Beim Bazi-Wirt hat sich der Inhaber erinnern können. Zeleny
war an dem Abend, wo er starb, in seinem Lokal. Mit zwei anderen Männern.«
    »Tatsächlich? Hat er einen der beiden gekannt?«
    »Nein. Zeleny war dort Stammgast, aber die beiden anderen
waren zum ersten Mal dort. Ohne Foto war da nichts zu machen.«
    »Ist dem Wirt vielleicht etwas Besonderes aufgefallen?«
    »Langsam, langsam«, beschwichtigte Scheit. »Die drei haben an
diesem Abend ordentlich gebechert. Zuerst waren sie ganz lustig, dann sind sie
ziemlich anstrengend geworden. Sie haben zu streiten begonnen, der Wirt weiß
aber nicht mehr, worüber. Er wollte schon eingreifen, aber dann haben sie sich
wieder beruhigt. Schließlich sind sie gegangen.«
    »Zusammen?«
    »Ja. Zeleny war angeblich stockbesoffen. Niemand
hat sich gewundert, dass ihm das in der Badewanne passiert ist, so wie der
drauf war. Noch etwas: Einer von seinen Begleitern hat am Anfang ständig
fotografiert.«
    »Ehrentraut?«
    »Vielleicht. Na, was sagen Sie? Das ist immerhin etwas. Und
wie gesagt, mit Fotos von verdächtigen Personen kann man vielleicht mehr aus
dem Wirten herauslocken«, sagte Scheit zufrieden. Man konnte förmlich hören,
wie stolz er auf sich war. »Bettina und ich sind doch jetzt aus der Sache
draußen?«, fragte er selbstsicher.
    »Das liegt nicht in meiner Hand«, schränkte Leopold ein. »Es
sieht zumindest einmal nicht schlecht aus. Haben Sie in der Wohnung etwas
gefunden?«
    »Ich kann nicht überall gleichzeitig sein«, wurde Scheit
jetzt wieder

Weitere Kostenlose Bücher