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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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wirkt noch nicht«, scherzte Korber nervös, und
handelte sich damit Leopolds verachtenden Blick ein.
    Zweite Spielhälfte. Es ging zwar jetzt ein wenig lebhafter
zu, dennoch ließen beide Teams das letzte Risiko nach wie vor vermissen.
Irgendwie überkam langsam alle das Gefühl, das Spiel könne nur durch einen
Geistesblitz oder eine Laune des Schicksals entschieden werden. Wie so oft
meldete sich daraufhin Fortuna in Gestalt des Schiedsrichters. Kickers-Stürmer
Sokoup stolperte mehr recht als schlecht in den Strafraum und fiel hin. Der
Referee deutete unmissverständlich auf den Elfmeterpunkt. Den Eintracht-Fans
blieb das Herz stehen, die Spieler protestierten wütend.
    Auch Joe Brown hielt es auf seinem Tribünenplatz vor lauter
Aufregung nicht aus. Wild gestikulierend lief er zur Betreuerbank seiner
Kickers hinunter. »Nicht der Bimbo! Nicht den Bimbo schießen lassen, der trifft
nie im Leben«, rief er, als ein dunkelhäutiger Spieler sich anschickte, den
Strafstoß auszuführen. Diskussionen, ein paar Augenblicke großes Durcheinander,
dann wurde der gefoulte Sokoup von seinem Trainer zur Exekution beordert.
Einige wenige Schritte Anlauf, der Eintracht-Torwart flog in die falsche Ecke,
das Unglück schien unvermeidbar – da klatschte der Ball von der Stange ins Feld
zurück.
    Enttäuschung hier, Aufatmen dort. Die Kickers gaben nicht
auf, setzten sich in der Hälfte der Eintracht fest, die mit enormem Kampfgeist
dagegen hielt. Dann ein Entlastungsangriff der Eintracht Floridsdorf. Ein
weiter Pass, der noch frisch wirkende Said Khairi zog damit auf und davon und
konnte nur mehr durch ein Foul gestoppt werden. Im Strafraum, oder doch
außerhalb? Diesmal entschied der Schiedsrichter jedenfalls nur auf Freistoß.
Proteste, Reibereien, noch einmal Hektik und Nervosität. Die Kickers richteten
eine Mauer ein. Aber irgendwo in dieser Mauer befand sich eine undichte Stelle,
und genau durch dieses Loch jagte Eintracht-Kapitän und quasi Spielertrainer
Mario König den Ball zum 1:0 ins Netz.
    Jubel auf dem Spielfeld und bei einem Großteil der Zuschauer.
Einige bange Minuten Zittern, endlich der Schlusspfiff. Nur sehr langsam
schienen die Spieler der Eintracht Floridsdorf ihr Glück zu begreifen, ließen
sich dann aber von ihren Fans ausgiebig feiern. Die geschlagenen Kickers
trabten missmutig vom Feld. Joe Brown schimpfte wie ein Rohrspatz auf seinen
Trainer ein, musste sich aber gleichzeitig gegen jenen Unglücksraben wehren,
den er quasi vom Elferpunkt weggemobbt hatte. Schließlich sprach sich schnell
herum, dass Viktoria Landstraße ihr letztes Spiel souverän mit 3:0 gewonnen
hatte und somit Meister der Wiener Landesliga geworden war. Es schien also ganz
so, als würde die Eintracht Floridsdorf samt ihrem Platz dem Bezirk erhalten
bleiben, wenngleich man auf hochkarätigen Fußball wohl noch längere Zeit
verzichten würde müssen.
    »Das war ein Spiel«, jubelte Korber.
    »Herzinfarktpartie«, konstatierte Leopold knapp.
    »Der Brown ist wohl morgen schon wieder in Kanada, so wütend
wie der war. Das muss gefeiert werden. Kommst du auf ein Getränk mit in die
Kantine?«
    »Du weißt, dass ich in die Arbeit muss. Der Gugelhupf hat die
Sache aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Und dir würde ich vorschlagen,
mitzukommen, da sehe ich wenigstens, was du anstellst«, warnte Leopold.
    »Tut mir leid, aber ich kann jetzt einfach nicht«,
entschuldigte Korber sich. »Ich muss noch ein wenig das Ambiente genießen, die
Stimmung, die Diskussionen, verstehst du? Das ist doch etwas Einmaliges.«
    »Na gut, wenn dir das ›Ambiente‹ hier lieber ist als in
unserem Kaffeehaus«, meinte Leopold nur kopfschüttelnd. Er schaute Korber nach,
der sich kurz nicht entscheiden konnte, ob er sich zu einer Traube im Freien
dazustellen oder seine Schritte in die Kantine setzen sollte. Schließlich
siegte die Kantine.
    Als Korber die Tür öffnete, taumelte ihm ein weibliches Wesen
entgegen: Beate.
    »Ah, der Herr Lehrer«, gluckste sie in bester Laune. »Wo
warst du denn die ganze Zeit? Na, ist ja egal. Nur herein in die gute Stube.
Trinkst du einen Spritzer?« Dabei kniff sie ihn liebevoll in die Wange. »Wir
müssen aber nicht ewig bleiben, bei mir zu Hause ist’s auch gemütlich.
Schließlich wolltest du mir ja eine Stunde geben. Und ich möchte sooo viel
lernen.«
    Dann verschluckte das Halbdunkel der Sportplatzkantine Thomas
Korber und Beate auf unbestimmte Zeit.

     
    *
    Als

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