Verschwunden in den Flammen (German Edition)
hatte lange gebraucht, um sich zu entscheiden, was sie anziehen sollte. Bislang hatte sie nur wenig von ihrer Garderobe ersetzt, die während des Brandes in Rauch und Asche aufgegangen war, und ihre Auswahl war eingeschränkt. Stacy hatte ihr ein einfaches schwarzes Jerseykleid geliehen, das auf den Flügelärmeln und am oberen Rücken mit gehäkelten Mustern verziert war. Das Kleid endete knapp über den Knien und betonte vorteilhaft ihre Beine.
Wegen des dicken Verbandes an ihrer Hand fiel es ihr noch immer schwer, sich die Haare zu bürsten und Make-up anzulegen. Aber sie fand, dass sie trotz allem recht gute Arbeit geleistet hatte. Weil ihre verbrannten Augenbrauen noch nicht nachgewachsen waren, hatte sie mit einem Augenbrauenstift die nackten Stellen nachgezeichnet. Sie hatte nur etwas Mascara aufgelegt, um ihre grünen Augen zum Vorschein zu bringen, und einen Hauch Lipgloss mit Erdbeergeschmack aufgetragen. Um ihr natürlich gewelltes Haar zum Glänzen zu bringen, hatte sie etwas Schaum hineingeknetet. Rachel fand, dass sie unter diesen Umstände betrachtet sogar verdammt gut aussah. Sie besprühte sich noch ein klein wenig mit ihrem Lieblingsparfüm Bulgari, dann war sie fertig.
Überrascht blickte sie sich in der Wohnküche um. Der Raum war wie von Zauberhand verändert worden. Kerzen brannten auf dem Tisch und im Hintergrund spielte leise Jazzmusik.
Das fühlt sich wie ein Rendezvous an,
dachte sie.
Sehr romantisch
.
Mike servierte die Spaghetti auf einen Teller. »Bitte, setz dich.« Er zog einen Stuhl für sie heran. »Lass mich nur das Knoblauchbrot aus dem Ofen holen, und wir können anfangen zu essen.«
Sie sah ihm dabei zu, wie er alles aufräumte und das Brot und den Salat zum Tisch brachte. Rachel fand, dass er toll aussah in seinen khakifarbenen Hosen, einem Button-down-Poloshirt und seinen abgewetzten Cowboystiefeln. Sie hatte ihn nie in etwas anderem außer Jeans und T-Shirt gesehen, also war das eine bemerkenswerte Veränderung.
»Du machst das sehr gut – bis in die letzte Ecke gründlich sauber«, neckte ihn Rachel.
»Oh, danke.«
»Alles sieht fantastisch aus. Vielen Dank, dass du dir die Mühe machst.« Rachel nahm eine Gabel voll Spaghetti und genoss den Geschmack. »Lecker.«
»Meine Mutter wäre stolz auf mich.«
»Ja, das wäre sie bestimmt. Es ist köstlich.«
»Es ist natürlich nichts im Vergleich zu der feinen Cuisine, die du in Miami kriegst.«
»Ich esse viel lieber das hier als alles andere, was Miamis Restaurants so anbieten. Das ist das reinste Seelenfutter.«
»Wie gefällt es dir in Miami?« Mike nahm sich ein Stück Knoblauchbrot, um damit etwas von der sämigen Tomatensoße aufzusaugen.
»Es ist wunderbar dort und es gibt alles, was man sich nur wünschen kann. Tolle weiße Sandstrände mit smaragdgrünem Wasser. Das ganze Jahr hindurch schönes Wetter. Einkaufsmöglichkeiten in Hülle und Fülle. Und ein internationaler Flughafen als Sprungbrett in die Welt.«
»Klingt nach einem guten Leben.«
»Und die Miami Heat. Ich darf meine Mannschaft nicht vergessen«, sagte sie und nahm einen Bissen Salat.
»Du begeisterst dich für Sport?«
»Klar. Ich liebe Basketball. Ich habe sogar Saisonkarten. Du solltest mal zu einem Spiel mitkommen.«
»Das würde ich sehr gerne.« Mike nahm einen großen Schluck Wein. »Ist das eine Einladung?«
»Ja. Hot Dogs, Bier und ein Basketballspiel. Wir werden einen Wahnsinnsspaß haben.«
»Was machst du noch so in deiner Freizeit?«
»Nun, leider habe ich nicht so viel Freizeit. Aber wenn, dann gehe ich gerne shoppen. Ich bin süchtig nach Antiquitäten. Außerdem habe ich diesen merkwürdigen Spleen für Fremdsprachen.«
»Ich finde nicht, dass das merkwürdig ist. Wie kam’s dazu?«
»Als ich noch im Immobiliengeschäft war, gab ich alles, um mich als beste Agentin zu profilieren. Zuerst lernte ich Spanisch, weil in Miami viele Hispanos leben. Außerdem gibt es in Miami eine große Ansammlung internationaler Investoren. Ich hatte Kunden aus aller Welt.« Rachel nahm einen Schluck von ihrem Wein. »Ich lernte schnell und es machte Spaß. Als ich Spanisch beherrschte, habe ich andere Sprachen erlernt.«
»Welche zum Beispiel?«
»La cena è deliziosa.«
Rachel wedelte mit der Hand über ihrem Essen und lächelte. Es war Italienisch und bedeutete: Das Abendessen ist köstlich.
»
Grazie
.«
Rachel sah amüsiert aus.
»
Parli Italiano
?« Sprichst du Italienisch?
»
Un po. La mia mamma è Italiana
,« antwortete
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