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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Begleiterin.
    Sie beide waren mit dem tüchtigen, auf der Siebenbürger Heide gebräuchlichen Gespann und den vier starkknochigen Falben angereist; Adrienne hatte das Gefährt von Mezővarjas in die Stadt bestellt, weil wegen der nahenden Hochzeit der kleinen Margit Umtriebe und viel Reiserei fällig wurden und sie dazu Uzdys Pferde nicht in Anspruch nehmen wollte. Zu gleicher Zeit waren zwei weitere Wagen angelangt. In der ersten, gewöhnlichen Kutsche saßen zwei der Laczók-Mädchen: vorne auf dem Bock Anna mit Pityu Kendy, hinten Idácska, zusammen mit einem neuen Begleiter, dem jungen Herrn Garázda, einem Juristen an der Universität Klausenburg. Das andere Gefährt war ein hoher, sogenannter amerikanischer Vierradwagen. Darin gab es bloß zwei Sitze und dahinter nicht mehr als ein Bankettchen, wo einzig ein kleiner Stallbursche Platz fand. Gelenkt wurde der Wagen von Ádám Alvinczy, neben dem seine Braut, die kleine Margit, saß.
    Ádám war nun sehr selbstbewusst, wozu großgewachsene Menschen ohnehin neigen. Er aber hatte für seine Haltung jetzt tatsächlich manchen Grund. Selbstbewusst war er allein schon darum, weil er als Bräutigam vor der Eheschließung stand. Als beinahe verheirateter Mann hatte er sich nun unter die ernsthaften Männer eingereiht. Er begann schon seine früheren Kumpane zu verachten, nachdem Margitka und er besprochen hatten, dass diese Zechbrüder liederlich und unnütz seien. Selbstbewusst war er sodann, weil er jeder Art von Schnaps Lebewohl gesagt hatte, selbst Wein trank er nur zum Mittag- und zum Abendessen und auch da nicht mehr als ein Glas. So aber handelte er nicht, weil man ihn etwa dazu gedrängt hätte, nein, er hatte aus eigenem, freiem Entschluss Margit ein Versprechen gegeben; sie ihrerseits hatte ihn mit keinem Wort dazu ermahnt, sondern nur bemerkt, dass dies eben richtig wäre. Selbstbewusst war er, denn nun durfte er sagen, er sei sein eigener Herr. Auf den Anteil am mütterlichen Erbe hatte er zugunsten seiner Brüder verzichtet; sie übernahmen dafür die etliche tausend Kronen betragenden Schulden, die er als junger Mann gemacht hatte. Hierauf hatte ihm sein Vater den ihm gebührenden Erbanteil übergeben, den Landbesitz von Magyartóhát. Gewiss, dieser war minder wertvoll als die drei anderen Güter, die nun zur Anwartschaft seiner Brüder gehörten, aber die kleine Margitka hatte gesagt: Besser, man bekomme dieses Landgut jetzt, und es werde ihm gern gegeben, sie sei der Sache nachgegangen, habe mit ihrem künftigen Schwiegervater alles besprochen, und man müsse in Betracht ziehen, dass Ádám es sofort herausbekomme. Auf diese Weise würde es sie nichts angehen, wenn die drei anderen Alvinczy-Brüder noch so große Schulden machen sollten. Und das bedeutete darum einen Vorteil, weil Ákos – wie das auch die kleine Margit feststellte – immer häufiger Karten spielte und Farkas in Budapest ein ziemlich aufwendiges Leben führte. Magyartóhát grenzte an Mezővarjas, und dies war, wie auch Margitka sagte, auf gleiche Weise eine glückliche Fügung, denn Ádám könnte vielleicht dem alten Papa Milóth bei der Verwaltung seines Landbesitzes helfen: Das wäre gut, denn der Alte verstehe eh nicht viel davon, dabei sei die Führung eines Guts die schönste Beschäftigung in der Welt. Freilich traf es zu, dass Ádám bisher an dergleichen nie gedacht hatte, erst jetzt stellte er solche Überlegungen an, seitdem er verlobt war und es jemanden gab, mit dem er sich über Künftiges unterhalten konnte.
    Und selbstbewusst war er auch wegen des wunderbaren Wagens. Dieser hatte Dinóra Malhuysen gehört, noch zu der Zeit, da ihr Mann, der gute Tihamér, vor die Kutsche gespannte russische Traber lenkte. Der gute Tihamér hatte sich scheiden lassen. Die Traber waren verschwunden. Margitka überkam eines schönen Tages plötzlich eine Ahnung, dass der schöne Wagen vielleicht zum Verkauf angeboten werde. Und die Ahnung trog Margitka nicht. Und wie billig sie ihn erwarben! Dazu war er in ausgezeichnetem Zustand, man brauchte nur das kleine Wappenschild zu übermalen, und schon sah er aus, als wäre er nagelneu für sie beide gebaut worden. Zwar ließen sich damit nur gute Straßen befahren, aber wie wundervoll war er doch!
    Sollte denn einer nicht ein bisschen stolz sein dürfen, wenn er, ein noch junger, aber besonnener Mann, selbständig und klug so viel zustande gebracht hat?

    Die Pferde der drei früh angekommenen Gespanne gingen erst seit einer Viertelstunde im

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