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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Männer, die von Frauen ausgehalten wurden! Nein! Dies nie, nie mehr! Eher im Straßengraben sterben, aber das nie, niemals!
    Er sprang jäh auf. Er schob den Stuhl vor sich wie eine Barriere, die ihn von dem Mädchen trennte. Er riss den Arm hoch und zeigte auf die Tür: »Gehen Sie! … Das niemals! Gehen, gehen Sie!«
    Seine Stimme klang beinahe drohend. Dodó erhob sich leichenblass, dann schoss ihr das Blut ins Gesicht. Sie bückte sich rasch, hob die zuvor zu Boden geglittene Fahrerhaube auf und eilte hinaus.
    »Fahren Sie!«, rief sie unten ihrem Chauffeur zu. Als dieser in der Nähe der Landstraße unterhalb des Steilhangs die Frage stellte: »Wohin beliebt’s?«, vermochte sie vorerst nur leise zu erwidern: »Nach Hause … nach Hause …«
    Sie zog die leinene Fahrerkappe enger über das Haar und setzte die schwere Autobrille auf. Im prasselnden Regen erreichten sie manche Tropfen, sie rollten ihr über das Gesicht hinab und bedeckten die Brillengläser. Doch nicht dies allein behinderte ihre Sicht. Ihre Tränen sammelten sich auch auf der Innenseite der gewölbten Gläser. Allmählich durchdrangen sie – es waren so viele – den fest anliegenden Rand der Brille und flossen ihr die Wangen hinab. Die Natur und ihre Augen wetteiferten miteinander, so beweinten sie ihre Trauer.

II.

    Recht viele Leute hatten sich in Mezővarjas eingefunden. Bedachte man, dass Frau Milóth im Februar gestorben war und jetzt erst der Oktober begonnen hatte, so musste man dieses Gastmahl einigermaßen ungewöhnlich nennen. Doch der Witwer, der alte Zakata, hatte es so gewollt. Er hatte seine jüngste Tochter, die kleine Margit, beauftragt, Adrienne und die Cousinen einzuladen; Zoltánka wiederum, sein Sohn, der das Gymnasium besuchte, war von ihm beschieden worden, einige junge Herren herzubitten: Es gehe um die Heirat der Tochter seines Gutsverwalters, die er einst aus der Taufe gehoben habe. Es gehöre sich also, ihre Hochzeit gebührend zu begehen, sosehr er auch in seiner Seele trauere.
    »Gewiss, mein Gutsverwalter ist ein entsetzliches Rindviech und dazu zweifellos ein großer Dieb«, belehrte er brüllend seine Kinder, »aber er dient bei mir seit alter Zeit, und wenn dieses unfertige Geschöpf eine solche Gans ist, dass sie den Sohn des Apothekers von Lélbánya ehelicht, diesen Nichtsnutz, dann kann ich es mir nicht erlauben, den Tag nicht zu begehen!«
    Margitka fragte nichts, doch Zoltánka verhielt sich weniger weise.
    »Und wem soll ich Einladungen schicken, Papa, wen wünschen Sie zu sehen?«
    »Woher soll ich das wissen, du Esel!«, schrie ihn Milóth an. »Was schert mich das, wo ich doch nur für meine Trauer lebe! Schicke Einladungen, wem du willst, meinetwegen dem Teufel! Troll dich, sonst schmier ich dir eine!« Und er holte zu einem Fußtritt aus in Richtung des Jungen, der sich freilich um den scheinbaren Wutanfall nicht im Geringsten kümmerte, sondern dem Tritt ruhig auswich und von der Tür schmunzelnd zurückrief: »Ich werde es mit Margit besprechen.«
    »Also tu das, du Blödling!«, schrie ihn Zakata an, und hernach schlenderte er, leise pfeifend, zum Stall hinaus. Kaum waren einige Minuten vergangen, und schon vernahm man, wie er die Pferdeburschen schrecklich beschimpfte. Dergleichen nannte er »Ordnung machen«.

    Margitka hatte ihre Sache gut gemacht. 48 Stunden vor der Hochzeit trafen Adrienne und eines der Laczók-Mädchen ein. Und am Tag vor dem Fest zwei der Alvinczy-Brüder: der zweite und der vierte. Ebenso Abády und Gazsi Kadacsay. Abády war mit der Kutsche hergereist, so wie die Alvinczys, die vom benachbarten Magyartóhát kamen, wo sie ein kleineres Gut besaßen. Baron Gazsi, in der Umgebung von Klausenburg ansässig, hatte die Strecke natürlich zu Pferd zurückgelegt. Er hatte einen stattlichen Fuchs an den Sattelknopf gehängt. Sein neuester Einfall bestand nämlich darin, dass er jedem Wild, das er erblickte, emsig nachjagte, um es mit seiner Schrotdoppelpistole im Ritt zu erlegen; die Waffe hatte er eigens hiefür herstellen lassen. Er schaffte es natürlich selten, doch hie und da gelang der Versuch.
    »Toll ist diesech Spocht, mein Fcheund, denn man kann im Sattel, hoch zu Choss nicht auf den Weg schauen, man muss übechall dem Hasen oder dem Fuchs folgen. Wonnevolle Stüchze habe ich schon einige Male gemacht, um ein Haach hätte ich miech den Hals gebchochen!«
    Er erläuterte auf der Veranda der Milóths auf diese Weise seine Jagd, warf dabei seine Rabennase ruckartig

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