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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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ausgefüllt. Die Hochzeitsgäste blieben draußen auf dem Ziegelboden des Hausflurs. Die Frauen konnten aber das Batistkleid der Braut auch von hier aus bewundern sowie den funkelnagelneuen, freilich ein wenig breit geratenen schwarzen Gehrock des Bräutigams, dann insbesondere die beiden Zeugen, den guten Zakata, vor allem aber den alten Börcsey.
    Namentlich der Letztgenannte machte gute Figur, obwohl der Apotheker es selbst mit den schlauesten Chemikalien nicht fertiggebracht hatte, die vielen Flecken aus seiner Kleidung zu entfernen. Seine hagere Gestalt, wie er in seiner engen ungarischen Hose dastand, war dennoch äußerst vornehm, mit dem länglichen Haar und dem pomadisierten Schnurrbart wirkte er wie ein Holzschnitt aus den sechziger Jahren.
    So geschah es am Nachmittag, und als der Pfarrer am Ende seiner langen Ansprache anlangte, herrschte beinahe schon Dunkelheit. Doch das störte nicht, denn die von Ludas hergereiste Zigeunerkapelle spielte ihre Weisen auf dem von Knöterich überwachsenen Hof, es gab genug Wein mit Sauerwasser, dazu noch angenehmes Wetter, sodass die Leute beim Schein einiger Stalllaternen becherten und sich unterhielten – in Erwartung, dass man sie zum Abendessen bitten würde.
    Einige – Börcsey, Ákos Milóth und Abády, der Pfarrherr von Lélbánya, der Apotheker mit seinem Sohn sowie der Gutsverwalter – setzten sich um einen Tisch; der Verwalter schob indessen seinen Stuhl ein wenig zurück, um anzudeuten, dass er zwar der Brautvater sei, seinem mit dabeisitzenden Brotherrn aber den ihm gebührenden Vorrang gewähre. Börcsey nahm natürlich den Ehrenplatz ein, den nicht nur er, sondern auch die anderen für einen solchen hielten, sobald er sich dort niedergelassen hatte; das hoffärtige Selbstgefühl des Greises übte auf jedermann seine Wirkung aus. Und kaum hatte es sich jeder bequem gemacht, wurden schon Wein und Sauerwasser eingeschenkt, man hob die Gläser, die Unterhaltung kam in Gang. Es ging, versteht sich, um Politik.
    Der einstige Rotmützen 22 -Soldat erteilte Abády das Wort, als führe er den Vorsitz: »Erzählen Sie, Herr Abgeordneter, wie steht es mit der Quote? Ist es wahr, dass sich die Regierung mit den Österreichern geeinigt hat?«
    Er sprach, zeigte mit seinem verdorrten und ein wenig knotigen Finger auf Bálint, und dann, als erwarte er eine Meldung, lehnte er sich auf dem Stuhl zurück und faltete die Hände über seinem langen Eichenstock, von dem er sich niemals trennte.
    Bálint selber hatte das Gefühl, als er nun über die letzten Neuigkeiten sprach, er lege einen Bericht vor. Es hatte in Wien lange Verhandlungen über Fragen des Ausgleichs gegeben. Da die zwischen Széll und Koerber getroffene Vereinbarung 23 von der Mehrheit des ungarischen Parlaments umgestoßen worden war, musste man wegen der Quote und der Nationalbank von neuem ans Feilschen gehen. Es hieß, man habe sich geeinigt. In der Angelegenheit der Bank werde es nur eine Erklärung geben, welche die Frage vorläufig offenlasse. Die Quote, das heißt der Prozentanteil, mit dem Ungarn zu den Kosten der gemeinsamen Angelegenheiten – der Armee, der Außenbeziehungen und des Finanzwesens – beiträgt, werde in den nächsten zehn Jahren um zwei Prozent höher sein. Dies war der Preis, den die Regierung für die grundsätzliche Anerkennung des selbständigen Zollgebiets und für die Erklärung über die Bank erlegen musste.
    »Und die Unabhängigkeitspartei akzeptiert das?«, fragte Börcsey verwundert.
    »Wohl schon. Kann sein, dass es zu einigen Austritten kommt, vielleicht geht Sámuel Barra und möglicherweise Polonyi, aber der größte Teil dürfte Ferenc Kossuth folgen, er als Minister hat die Vereinbarung schon unterzeichnet.«
    »So weit ist Lajos Kossuths Sohn gekommen! Dazu hat all das Gerede während zwei Jahren gedient!«, rief der alte rebellische Ungar und wandte sich Zakata zu: »Ich habe schon damals gesagt, man soll nicht so große Reden führen, sondern mit Waffen gegen Wien ziehen, so wie das einst wir getan haben!«
    Zakata, im Grund genommen der friedfertigste Mensch, machte eine kämpferische Geste. Auch die anderen brummten zustimmend – aus lauter Höflichkeit. Abády indes setzte seine Erklärungen fort. Er berichtete, dass Andrássy 24 im Sinn habe, zu gleicher Zeit Vorschläge zur Stärkung der Autonomie der Komitate vorzulegen. Dieses Thema lenkte dann die Konversation auf das, was man damals die Säuberung der Beamtenschaft nannte, das heißt die

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