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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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seitwärts und ließ die Damen seine Beute bewundern. Doch die ehrenvolle Anerkennung war nicht von langer Dauer. Wie er den Fuchs drehte und vorführte, schrien die Frauen plötzlich auf: Tausend rote Flöhe waren aus dem Pelz in alle Richtungen herausgesprungen, selbst der Fußboden wirkte plötzlich wie von Rost bedeckt.
    Kadacsay wurde ins Freie hinausgejagt; Papa Milóth brüllte nach dem Gesinde und nach Besen, und alle liefen auseinander, um die Flöhe aus sich selbst herauszubürsten. Gazsi aber, der nun vor dem Haus stand und nicht recht wusste, was mit seiner Beute tun, bekam aus jedem Fenster Schimpfworte zu hören. Die Schelte freilich war stets von Gelächter begleitet, man nahm ihm also das Geschehene nicht allzu übel.
    In Adriennes Begleitung hatte sich nur ein Laczók-Mädchen eingestellt: Iduska. Und auch Bálint Abády weilte schon unter den Gästen. So hatte es die kleine Margit besorgt. Wäre sie von jemandem befragt worden, so hätte sie erklären können, warum sie dies und jenes so geregelt hatte. Sie hätte es erklären können, tat es jedoch nicht, denn sie wusste zwar, warum sie auf solche Weise handelte, es aber auch mitzuteilen – das stand auf einem anderen Blatt.
    Wir aber wollen hier ihre Beweggründe aufzählen. Ein einziges Laczók-Mädchen soll kommen, das genügt, allzu viele Frauen sind ungut. Von den Schwestern ist aber Iduska die richtige, denn im Suff glaubt Baron Gazsi stets, er sei in sie verliebt. Gut so. Vielleicht hält er um sie an, es wird ja genug Wein geben. Und darum, versteht sich, braucht man auch Kadacsay. Und man benötigt zwei von den Alvinczys. Und zwar nicht Farkas, den Ältesten, denn der glaubt, seitdem er Abgeordneter geworden ist, er sei ein ernsthafter Mann; und ebenso wenig benötigt man den Dritten, da dieser als ein Nachahmer von Onkel Ambrus gilt; er erzählt, vor allem wenn er sich betrinkt, lauter Unanständigkeiten, und dazu kommt es jeweils rasch, denn er verträgt den Alkohol nicht einmal in kleinen Mengen. Hingegen braucht man den Kleinsten der Brüder, Ákos, denn er ist bereit, selbst den Anekdoten des Pfarrers zuzuhören. Und man braucht den Zweiten: Ádám. Ja! Er ist wichtig! Er muss kommen! Er ist seit langem in Adrienne verliebt und pflegt über sein Leid ihr, der kleinen Margit, klagend zu berichten. Gut so. Und man braucht BA, Bálint Abády. Und zwar warum? Darum, weil er Abgeordneter von Lélbánya ist. Darum. Wenn der Sohn des Apothekers in seinem Wahlkreis heiratet, gehört es sich für den Abgeordneten, mit dabei zu sein. Und für einen Augenblick spielte ein kaum bemerkbares, winziges Lächeln um die Lippen der kleinen Margit, als sie dies bedachte. Wäre sie aber von jemandem beobachtet worden, dann hätte sie nicht gelächelt. Ein solches kleines Mägdelein war die kleine Margit.

    Die Gäste hatten sich also versammelt, und der große Tag, der Tag der Hochzeit, brach an. Die Trauung am Nachmittag hatte bereits stattgefunden, und zwar im Büro des Gutsverwalters, da die reformierte Dorfkirche schon längst verschwunden war. Der Pfarrer von Lélbánya hatte sich herbemüht, er gab dem jungen Paar den Segen. Vom gleichen Ort stammte der Trauzeuge des Bräutigams, und zwar kein Geringerer als der alte Balázs Börcsey von Kis- und Nagybörcse selber!
    Eine lange diplomatische Vermittlung hatte dieses Ergebnis hervorgebracht. Der Kreisarzt hatte das Anliegen vorsichtig zur Sprache gebracht, der Gasthauswirt seine Unterstützung gewährt und der Bürgermeister die Entscheidung herbeigeführt. Das Honorar sollte eine trächtige Kuh sein, und man sorgte sogar für deren Unterhalt, denn Börcsey war so arm, dass die Kuh bei ihm an Hunger verendet wäre. Das alles hätte aber nicht dazu ausgereicht, den Dünkel des aufgeblasenen alten Mannes zu überwinden. Den Ausschlag gab einzig, dass Baron Ákos Milóth der andere Zeuge sein sollte. Herr Balázs allerdings war der Meinung, dass die Familie Milóth mit den Börcseys von Kis- und Nagybörcse nicht einmal verglichen werden durfte, doch der alte 48-er-Honvéd-Soldat 20 fand sich schließlich bereit, hierüber ein Auge zuzudrücken; man setzte ihm nämlich auseinander, dass Zakata in seiner Jugend als Garibaldist 21 gedient habe und somit beinahe als einer seiner Waffenbrüder gelten könne.
    Das Büro des Gutsverwalters war ziemlich klein. Der Raum zwischen dem Wachstuchkanapee und dem gestrichenen Tannentisch wurde vom Pfarrer, dem jungen Paar, den Brauteltern und den zwei Zeugen ganz

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