Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Muskeln zu straffen und die inneren Organe zu festigen. »Hat mir sogar Spaß gemacht, die Leichen zu waschen«, sagte er. »Man muss die einseifen und dann wie Brotteig durchkneten, damit sich das Permaglo im ganzen Körper verteilt. Verleiht der Haut eine schöne, natürliche Farbe. Man kann die Veränderung geradezu miterleben. Permaglo spritzt man auch in den Mund, um dessen Farbe und Straffheit zu erhalten. Auf diese Weise hängt die Schnute bei Onkel Joe oder Tante Tillie dann nicht schlaff und grau durch, und man verhindert auch, dass sich die Lippen vom Zahnfleisch zurückziehen. Es gefällt den Leuten nämlich nicht, wenn ihre lieben Toten grinsen. Sie wollen, dass die Leichen frisch aussehen, denn dann können sie sagen: »Onkel Joe sieht so aus, als würde er nur schlafen, ist das nicht tröstlich?«
»Das reicht jetzt!«, fuhr Carl dazwischen. »Das ist doch krank, du gottverdammter Freak. Ich werde hier nicht sitzen bleiben und mir anhören, wie du weiter von dieser Scheiße erzählst. Du jagst mir ja Angst ein.«
Texas Slim kicherte. »Ich erzähl dir doch nur, wie die Konservierung läuft. Könnte dir ja eines Tages mal nützlich sein.«
»Wie zum Teufel sollte mir das jemals nützlich sein?«
»Na ja, Söhnchen ... Die Welt da draußen ist gemein und gefährlich, stimmt’s? Voll von hässlichen Dingen – von Krankheitserregern, Fiebern, Seuchen und bösen Mikroben. Könnte ja sein, dass wir eines Tages alle tot sind und du mutterseelenallein zurückbleibst. Da bist du also, so einsam, dass du sogar ein Astloch ficken würdest. Und dann stößt du zufällig auf irgendeine attraktive Frau, nur ist sie leider tot ...«
»Halt die Klappe, du verdammter Leichenfledderer.«
»Also nutzt du das, was ich dir erzählt habe, bringst die Frau schnell in das freundliche Bestattungsinstitut in deiner Nachbarschaft und richtest sie wieder her. Säuberst sie, schminkst sie, festigst ihre weiblichen Körperformen, sprühst ihre Geschlechtsteile mit einem Desinfektionsmittel ein und ...«
»Ich warne dich!«
»... hübschst sie auf. Danach besorgst du dir eine Flasche Wein und wartest ab, was passiert. Lässt der Natur ihren Lauf. Aber du darfst auf keinen Fall die kleinen Augenscheiben vergessen. Die musst du ihr unter die Lider schieben, sonst wirken die Augen eingesunken. Und das ernüchtert einen, das kannst du mir glauben!«
»Ich bring ihn um, Nash. Bei Gott, ich tu’s«, fluchte Carl.
Und es sah so aus, als würde Janie ihm in dieser Hinsicht beistehen.
Ich seufzte nur. Ich fürchtete solche Zeiten des Nichtstuns, denn dann passierte jedes Mal dasselbe. Texas Slim scheute keine Mühe, Carl auf die Palme zu bringen, und meistens gelang es ihm auch.
»Wechsel das Thema, ja?«, warf ich ein.
Texas Slim zuckte die Achseln, es machte ihm nichts aus. Und etwa fünf Minuten lang herrschte tatsächlich gesegnete Stille. Bis Texas erneut loslegte, was keinen überraschte.
»In Morgantown«, begann er die nächste Horrorgeschichte, »gab’s auch schon vor all den späteren Mutationen einige große Ratten. Hab sie mit eigenen Augen gesehen. Damals hing ich oft mit einem Chinesen namens Ray Dong herum. Wir kamen gut miteinander aus. Er war früher in dem altehrwürdigen Gewerbe der Einbalsamierer tätig gewesen, genau wie meine Wenigkeit, deshalb hatten wir vieles miteinander gemein ...«
»Geht hoffentlich nicht wieder um das Ficken von Leichen!«, sagte Carl.
Texas Slim lachte zwar, aber auf so geheimnistuerische, verschwörerische Art, als könne er tatsächlich einige amüsante Anekdoten zu diesem Thema beisteuern, wolle sie in Gegenwart einer Frau aber lieber nicht zum Besten geben. »Nein, diesmal geht’s um Ratten. Große Ratten und einen alten chinesischen Freund namens Ray Dong. Und die Geschichte spielt in Morgantown, was in West Virginia liegt.«
»Das haben wir schon mitbekommen«, sagte Janie.
»Ray war einer dieser Kerle, die einfach alles essen können«, fuhr Texas Slim fort. »Hunde, Katzen und grüne Krabbeltierchen. Hatte einen ungewöhnlichen Magen und ständig Appetit. Also sagt er eines Tages: He, lass uns Ratten jagen. Und ich darauf: Ratten jagen? Wozu? Um sie zu essen, antwortet er. Manche sind jetzt ganz schön fett. Wir fangen uns eine und rösten sie über einem Feuer, das schmeckt dann wie Schweinebraten. Aber ich bekomm das Herz, denn Herzen mag ich am liebsten. Und ich: Ich will aber keine Ratten essen. Trotzdem schafft’s Ray, mich zur Rattenjagd zu überreden, obwohl
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