Versteckt
hatte sich in seinem Bauch verbissen.
Und zog und zerrte.
Ich erstarrte.
Das Tier spannte die Beinmuskeln an und riss erneut an ihm.
Steven gab ein resigniertes Seufzen von sich. Langsam glitt sein Körper an der dunklen, feuchten Wand herunter. Ich roch Urin und Kot, und sein Schoß nahm eine grausig weiße Färbung an.
Der Hund ließ von ihm ab, doch die Kiefer hörten nicht auf zu mahlen. Dann wandte er langsam den Kopf und sah mich an.
Ich wich zurück.
Das Tier stand einfach nur da und beobachtete mich. Seine Augen funkelten im Licht. Es stank. Ich trat weiter zurück, langsam. Zu meiner Linken war eine Felssäule, die ich zwischen uns bringen wollte. Ich wollte mich verstecken.
Und beobachtete weiterhin seine Augen.
Meine Hände verkrampften sich in der kühlen, feuchten Luft.
Das Tier wirbelte herum. Dieser alte Körper voll überschüssiger Kraft kam direkt auf mich zu.
Er schoss durch den Lichtkegel. Ich sah die Zunge aus dem Maul hängen, einem von Blut hellroten Maul. Jede seiner Bewegungen strahlte Ruhe und Selbstvertrauen aus.
Als er in seinen Trott verfiel, drehte ich mich um und rannte los.
Es war aberwitzig. Unmöglich.
Aber ich musste es versuchen.
Ich lief auf die Felssäule zu.
Er erwischte mich am oberen Teil der Wade. Ich ging zu Boden, die Mistgabel rutschte mir aus den Händen. Ich spürte seine Zähne so mühelos in mein Fleisch eindringen wie eine Rasierklinge in Butter. Ein Augenblick blinder Panik, dann prallte mein Kopf mit Wucht gegen einen feuchten, glitschigen Felsen. Ich sah, wie sich weit entfernt, vor der gegenüberliegenden Mauer, etwas bewegte.
Ich hörte Gelächter. Frauenlachen.
Nicht von Casey. Das Lachen war alt und heiser und rau.
Und dann spürte ich gar nichts mehr.
22
Als ich wieder zu mir kam, war alles blutrot.
Ich lag in einer kleinen Blutlache. Blut war aus einer Wunde oberhalb des linken Ohrs über meinen Kopf geflossen. Es hatte mir Augenlider und Wimpern verklebt. Ich sah alles wie durch einen dumpfen roten Schleier. Was immerhin bedeutete, dass ich noch etwas Blut im Körper hatte. Schön.
Das Rot war mit gelben Sternen gesprenkelt, kleinen Explosionen. Es fühlte sich an, als würde etwas Großes, Grässliches an meinem Bein nagen. Ich sah an mir herab. Das Bein schien mit einem eigenen, schmerzhaften Herzschlag zu pulsieren, der mit dem in meinem Kopf um die Wette pochte. Ich hatte drei Herzschläge. Und lebte noch, ganz zweifellos, obwohl ich es nicht verdient hatte.
Das Bein war feucht und sah furchtbar aus.
Gott sei Dank hatte ich noch Stevens Taschenlampe.
Ich sah mich um. Keine dunklen Schatten neben mir. Nirgendwo.
Stevens Körper lag nicht mehr an der Stelle, an der er hätte liegen sollen. Einen Augenblick lang war ich der Meinung, dass ich mir alles nur eingebildet hätte. Aber weit gefehlt.
Ich suchte nach Casey. Ich war verwirrt – sie hatte an einer der Felssäulen gelehnt, irgendwo da drüben. Sie hätte mit dem Rücken zu mir dort sitzen müssen, aber ich sah sie nicht.
Dann versuchte ich aufzustehen, was sich als viel zu schmerzhaft erwies. Mir war schwindlig. Ich stöhnte – es klang wie ein Geräusch, das nicht von mir stammte – und begnügte mich damit, mich langsam aufzurichten. Hände auf den Boden, Kopf gesenkt – so tat es weniger weh.
»Dan?«
Aus einer dunklen Felsnische hörte ich eine dünne Stimme. Ich drehte mich danach um.
Die Stimme klang nach Tränen und Verzweiflung. Es war ihre Stimme, und doch hörte sie sich ganz anders an. Ich konnte die salzige Feuchte ihrer Tränen fast riechen. Schließlich schaffte ich es, ihren Namen zu flüstern.
»Casey.«
Jetzt fühlte ich mich viel besser. Wir waren beide noch am Leben.
»Alles in Ordnung?«
Sie kroch aus dem Schatten. Ihr Gesicht war kreideweiß. Der entblößte rechte Arm baumelte wie abgestorben an ihrer Seite. Unter großen Mühen drehte ich mich zu ihr. Sie ging vor mir in die Knie.
»Er … er hat mir wehgetan.« Sie schluchzte stumm. Nur ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt.
Sengender Schmerz fuhr durch mein Bein, als ich es weiter herumdrehte und die Hände nach ihr ausstreckte.
»Richtig wehgetan.«
»Ich weiß. Alles ist gut, Casey. Alles ist gut.«
Das stimmte nicht. Ich hielt sie fest und sah mich über ihre Schulter hinweg nach der Mistgabel um. Sie lag mit den Zinken nach oben gleich neben uns.
Casey hatte sich nie besser angefühlt.
»Es ist meine Schuld«, sagte sie. »Ich bin für alles verantwortlich.«
»Nein.«
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