Verstohlene Kuesse
ärgerlichen Blick. »Swan wird auf Windermere sicher sein, bis ich die Sache hier in der Stadt geklärt habe. Und vor allem ist er mir dort nicht im Weg.«
»Was heißt, dass Sie sich keine Sorgen um ihn zu machen brauchen, während Sie mit Ihren Nachforschungen beschäftigt sind.«
»Ich brauche nicht mehr Ablenkung als ich bereits habe.« Er trommelte mit einem Finger gegen den Stamm. »Die Dinge sind auch so schon kompliziert genug.«
»Ja, natürlich.« Sie räusperte sich. »Apropos Komplikationen -«
»Was ist damit?«
Sie atmete tief ein. »Mir kam gerade der Gedanke, dass ich selbst inzwischen eine dieser Komplikationen bin.«
»Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?«
»Sie haben mich als Köder für Miranda angestellt, solange Sie das verschwundene Buch gesucht haben«, sagte sie in mühsam ruhigem Ton. »Nun, da sie tot ist, habe ich keine Aufgabe mehr. Ich nehme also an, dass Sie mich nicht länger benötigen.«
»Verdammt, Emma -«
»Das verstehe ich durchaus«, versicherte sie ihm. »Es ist nur so, dass meine Tätigkeit für Sie ganz offensichtlich ein unerwartetes Ende gefunden hat.«
»Ich nehme an, dass man Mord durchaus als unerwartet bezeichnen kann.«
»Was natürlich bedeutet, dass bestimmte Details unseres Abkommens, die bisher noch keine Beachtung gefunden haben, gewissermaßen dringlich geworden sind.«
»Dringlich?«
»Sie haben dauernd gesagt, Sie würden sich darum kümmern«, sagte sie vorwurfsvoll. »Aber bisher haben Sie es nicht getan. Und nun, da meine Arbeit für Sie beendet ist, muss ich wirklich darauf dringen, dass Sie Ihren Teil des Abkommens erfüllen.«
Er drehte den Kopf und sah sie mit gefährlich glitzernden Augen an. »Falls Sie von Ihrer verdammten Referenz reden -«
»Sie haben versprochen, sie zu schreiben.«
»Im Gegenteil zu dem, was Sie annehmen, haben Sie Ihre Aufgabe noch lange nicht erfüllt.«
»Wie bitte?«
Immer noch stützte er sich mit der Hand gegen den Baum und beugte sich dicht zu ihr herab. »Ich brauche Sie noch.« Sein Mund war nur wenige Zentimeter von ihren Lippen entfernt, und plötzlich hatte sie das erschreckende Gefühl, dass sie nur noch mit Mühe Luft bekam.
»Ach ja?«
»Ach ja, Miss Greyson. Ich brauche Sie ganz sicher noch.« Er nahm seine Hand von seiner Hüfte und schlang sie um Ihren Hals. Diese Bewegung war so schnell, dass sie die damit verbundene Absicht erst erkannte, als es zu spät war für einen möglichen Protest. Hart, leidenschaftlich, drängend küsste er sie auf den Mund.
Wieder wallte dasselbe heiße Verlangen in ihr auf wie bei den beiden vorherigen Anlässen, als er sie geküsst hatte. So viel also zu ihrer Theorie, dass alles eine Frage der Gewöhnung war. Mit einem leisen Seufzer legte Emma ihm ihre Arme um den Hals.
Er fing ihre Beine zwischen seinen Schenkeln ein und vertiefte seinen Kuss, bis ihre Knie zitterten. Als er einen Moment später seine Lippen von ihr löste, rang sie erstickt nach Luft, öffnete ihre Augen und begegnete seinem verhangenen, rätselhaften Blick.
»Jetzt muss ich nur noch einen Weg finden, wie ich dich beschützen kann«, raunte er.
Sie spürte, dass sie den Mund mindestens zweimal aufklappte und wieder schloss, ehe sie wieder ganz bei Sinnen war. Seine Küsse hatten eindeutig eine erschreckende Wirkung auf ihre Denkfähigkeit.
Plötzlich kam ihr ein grausiger Gedanke. Ihr Leben würde ganz sicher deutlich weniger aufregend, wenn ihre Arbeit für ihn beendet wäre und sie nicht länger von Edisons Küssen gewärmt würde. Am besten dachte sie gar nicht darüber nach.
»Mich zu beschützen?« Sie wusste, dass sie wie eine Närrin klang, aber sie hatte sich immer noch nicht wieder ganz gefasst.
»Es ist möglich, dass, wer auch immer Miranda ermordet hat, auf der Suche nach dem Buch der Geheimnisse war. In dem Fall wären Sie höchstwahrscheinlich gar nicht in Gefahr. Aber eventuell hatte die Person es auch einfach nur auf das entzifferte Rezept abgesehen, und in dem Fall -«
»Falls Mirandas Mörder von ihren Experimenten mit mir weiß, dann meint er vielleicht, dass er mich ebenfalls benutzen kann.« Emma rümpfte die Nase. »Na wunderbar. Aber Sie sagen doch immer, dass die Rezepte aus dem Buch nichts weiter als bedeutungsloser okkulter Unsinn sind. Wer sollte also glauben, dass das Elixier tatsächlich eine Wirkung hat?«
»Miranda zum Beispiel hat es offenbar geglaubt.«
Emma stöhnte. »Ja, das hat sie offenbar. Aber wer sonst sollte so dämlich sein und einer
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