Verstohlene Kuesse
sagen Sie Hodges Bescheid. Er wird wissen, wie er meinen armen Schädel am besten behandeln kann. Verdammt, das war wirklich ein schlimmer Tag. Erst habe ich beim Rennen hundert Pfund verloren und dann das.«
»Ich denke«, sagte Edison leise, »Sie sollten dankbar sein, dass Sie sich nicht das Genick gebrochen haben bei Ihrem Sturz.«
Auf dem Weg zu Emmas Zimmer achtete Edison sorgsam darauf, dass ihn niemand auf der Wendeltreppe sah. Er klopfte leise an, und sofort öffnete sie ihm.
»Himmel! Kommen Sie herein, bevor Sie jemand sieht, Sir.«
Von der Schärfe ihres Tons belustigt folgte Edison der Einladung. Drinnen angekommen drehte er sich um und sah, dass sie in den Flur spähte, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass niemand ihn gesehen hatte, schloss sie eilig die Tür und wirbelte zu ihm herum.
»Nun, Mr. Stokes ? Hat Crane Ihnen Ihre Geschichte abgekauft? Ist er überzeugt, dass er über eine Truhe gestolpert ist?«
Edison sah sich in ihrem Zimmer um und sog den schwachen Duft von Kräuterseife ein. Es war derselbe Duft, den sie am Vorabend in dem Kleiderschrank verströmt hatte. Von allen Gegenständen im Raum fiel ihm vor allem das Bett in dem kleinen Alkoven auf.
Mit Mühe konzentrierte er sich wieder auf das Gespräch. »Ob Crane von den Einzelheiten, die ich ihm erzählt habe, überzeugt ist, weiß ich nicht. Aber er hat nicht den geringsten Wunsch zuzugeben, dass ein niederes Zimmermädchen seine Avancen abgewiesen oder dass es ihn in dem Versuch zu fliehen überwältigt hat. Ungeachtet dessen, was er glaubt, wird er meiner Version der Ereignisse nicht widersprechen. Das ist klar.«
Emma zog die Brauen über den goldenen Rändern ihrer Brille hoch. »Wirklich clever, Sir. Polly und ich werden Ihnen für alle Zeiten dankbar sein.«
»Sie waren die Heldin des Tages, Miss Greyson, nicht ich. Ich denke lieber nicht darüber nach, was in der Kammer vorgefallen wäre, hätten Sie sich nicht so mutig eingemischt.«
Emma erschauderte. »Wissen Sie, es tut mir nicht im Geringsten leid, dass ich so heftig zugeschlagen habe. Ich kann den Kerl einfach nicht ausstehen.«
»Ich versichere Ihnen, dass Crane eines Tages für seine Taten zahlen wird.«
Sie riss verblüfft die Augen auf. »Ach ja?«
Edison nickte mit dem Kopf. »Dafür werde ich sorgen. Aber diese Dinge brauchen ihre Zeit. Man muss sie sorgfältig planen und durchführen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Durch überstürztes Handeln erreicht man, wenn man sich an jemandem rächen will, für gewöhnlich nichts.«
Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Ich glaube, Sie meinen es tatsächlich ernst.«
»Worauf Sie sich verlassen können.« Er machte ein paar Schritte, bis er unmittelbar vor ihr zum Stehen kam. »Ich wünschte nur, Miss Greyson, ich wäre in der Nähe gewesen, als Sie von Crane in der Wäschekammer in Ralston Manor überrascht wurden. Dann hätte ich mich umgehend an ihm für sein Vorhaben gerächt.«
»Damals habe ich statt eines Bettwärmers einen Nachttopf benutzt.« Sie verzog elend das Gesicht. »Leider ist es mir nicht gelungen, ihn bewusstlos zu schlagen. Scheint, dass der Bastard einen erstaunlich harten Schädel hat.«
Er lächelte. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich haben in Sicherheit bringen können, ehe Crane sich Ihnen in Ralston Manor, hmm, aufdrängen konnte ?«
»Er hat es nicht geschafft, mich zu entehren, falls es das ist, was Sie wissen wollen.« Sie rieb sich die fröstelnden Unterarme, während sie sprach. »Aber er hat dafür gesorgt, dass ich meine Anstellung verlor. Als meine Arbeitgeberin die Tür der Wäschekammer öffnete, lagen wir beide noch auf dem Boden. Es war ein, wie soll ich sagen, peinlicher Moment. Natürlich hat Lady Ralston mir die heftigsten Vorwürfe gemacht.«
»Ich verstehe.« Wieder nickte er verständnisvoll. »Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, dass Sie eine außergewöhnliche Frau sind, Miss Greyson.«
Emma hielt im Reiben ihrer Arme inne, ließ die Hände sinken und sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an. »Danke für das, was Sie heute Nachmittag getan haben, Sir. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin es nicht gewohnt, dass mir jemand in einer Notsituation zu Hilfe eilt.«
»Ganz offensichtlich kommen Sie für gewöhnlich auch sehr gut allein zurecht, Miss Greyson. Ich glaube nicht, dass ich zuvor schon einmal einem Menschen wie Ihnen begegnet bin.«
Hinter ihren Brillengläsern unterzog sie
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