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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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stand, gefährdete.
    Langsam wurden wieder die üblichen Geräusche des Waldes laut. Die Vögel flatterten tschilpend durch das Blätterwerk und irgendwo im nahen Unterholz raschelte es. Ein Hase, dachte Edison. Oder vielleicht ein Eichhörnchen.
    Als er halbwegs sicher sein konnte, dass er von der anderen Seite des Weges aus nicht mehr zu sehen war, richtete Edison sich auf, schob sich rasch durch das Blätterwerk und pirschte sich lautlos in Richtung der Stelle, von der aus auf ihn geschossen worden war.
    Bleib, wo du bist. In ein paar Minuten habe ich dich.
    Offenbar spürte jedoch sein Gegner die drohende Gefahr, denn plötzlich rannte jemand ungeachtet des Lärms, den er verursachte, in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Wieder kreischten die Vögel protestierend auf.
    »Verdammt.«
    Es wäre sinnlos, die Verfolgung aufzunehmen, musste sich Edison angewidert eingestehen. Die Entfernung war zu groß, und das Blattwerk war zu dicht, als dass er den Schurken hätte sehen können.
    Er kehrte um, und die geradezu freudige Erwartung, von der er noch vor wenigen Sekunden erfüllt gewesen war, wich kalter Frustration.
    »Sir? Mr. Stokes ?«
    »Alles in Ordnung, Emma. Er hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Gott sei Dank.« Sie sprang auf die Füße und rannte auf ihn zu. »Ich hoffe, Sie verstehen mich nicht falsch, aber meiner Meinung nach war das, was Sie eben getan haben, höchst unintelligent.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, ob das der richtige Umgangston gegenüber Ihrem einzigen verbliebenen Arbeitgeber ist.«
    »Trotzdem hatten Sie nicht das Recht, Ihr Leben derart leichtsinnig aufs Spiel zu setzen, Sir. Schließlich hatte der Kerl eine Pistole. Er hätte nachladen und noch mal abdrücken können.«
    Edison blickte über seine Schulter auf die Stelle, an der sich der Schurke versteckt hatte. Dann sah er Emma an. »Sie meinen, er hätte ein zweites Mal auf mich schießen können?«
    Mit weit aufgerissenen Augen rückte sie ihren kleinen Hut zurecht. »Großer Gott. Glauben Sie, dass er es beim ersten Mal tatsächlich auf Sie abgesehen hatte, Sir? Bestimmt hat es sich bei dem Kerl doch einfach um einen Wilderer gehandelt, der die Pferde gesehen und fälschlicherweise für Hirsche gehalten hat.«
    Edison dachte kurz nach und kam schließlich zu dem Schluss, dass er ihr besser nicht erklärte, dass die meisten Wilderer Fallen aufstellten, und dass die wenigen, die mit Waffen zu Werke gingen, für gewöhnlich nicht Pistolen, sondern Gewehre verwendeten. Pistolen waren auf große Distanz zu ungenau.
    Aber wenn er sich jetzt auf eine lange Diskussion über dieses Thema einließe, würde ihre Besorgnis dadurch sicher noch verstärkt. Im übrigen hätte er keine Erklärung dafür gehabt, weshalb irgendjemand ihn umbringen wollte.
    Nicht, dass es ihm an Feinden mangelte. Niemand erreichte im Leben seine Position, ohne dass er sich dadurch ein paar Feinde schuf. Aber er hätte keinen Grund gewusst, weshalb einer von ihnen ihm bis nach Ware Castle hätte folgen sollen, nur um zu versuchen, dass er dort sein Leben aushauchte. Solange er nicht die Antworten auf diese Fragen hätte, machte es sicher wenig Sinn, wenn er Emma in diese Überlegungen mit einbezog.
    »Sie haben vollkommen Recht, Miss Greyson«, pflichtete er ihr dementsprechend bei. »Sicher war es ein Wilderer.«
    »Natürlich habe ich Recht.« Sie klopfte sich zornig den Schmutz und die Blätter von ihrem Rock. »Dieser Wald gehört Mr. Ware. Also sind Wilderer nicht unser, sondern sein Problem.«
    Einen Augenblick lang beobachtete er schweigend, wie sie die langen Röcke ihres türkisfarbenen Kostüms ausschüttelte. Als sie jedoch die Arme über ihren Kopf hob, um die rote Mähne wieder festzustecken, trat er dichter an sie heran.
    »Emma, ich bin nicht ganz sicher, wie ich es sagen soll.«
    »Was denn, Sir?« Sie konzentrierte sich ganz auf die Wiederherstellung ihrer Frisur.
    Er trat noch dichter an sie heran, doch sie schien gar nicht zu bemerken, wie nahe er ihr war. Während des Kampfs mit ihren Haaren hatte sie den Kopf nach vorn gebeugt.
    Am liebsten hätte er seine Hände in dem lodernden Feuer gewärmt, das ihren Kopf zu umgeben schien. »Nie zuvor habe ich mich bei einer Dame dafür bedanken müssen, dass sie mir das Leben gerettet hat«, setzte er leise an. »Sie müssen mir also verzeihen, falls ich mich dabei ein wenig ungeschickt anstelle.«
    »Ihr Leben ?«
    Sie sah so abrupt auf, dass er keine Zeit mehr hatte, einen Schritt

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