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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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sicher, dass sich das bald ändern wird. Ich habe eine Investition getätigt, die sich eigentlich bereits vor zwei Monaten hätte auszahlen sollen. Leider ist das nicht geschehen, aber ich bin voll der Hoffnung, dass es nicht mehr lange dauern wird.«
    »Und falls nicht?«
    »Dann überlege ich mir etwas anderes.«
    »Das bezweifle ich keine Sekunde, Miss Greyson.« In Edisons Belustigung mischte sich ehrlicher Respekt. »Ganz offensichtlich sind Sie eine energische, einfallsreiche Frau. Darf ich fragen, was mit Ihren übrigen Verwandten geschehen ist?«
    »Meine Eltern starben, als Daphne und ich noch sehr jung waren, sodass unsere Großmutter uns beide aufgezogen hat. Sie war eine sehr gebildete Person. Ihr verdanke ich die Bekanntschaft mit Wollstonecraft und den anderen. Aber Granny Greyson starb vor ein paar Monaten und hinterließ uns neben einer bescheidenen Summe nur noch ihr kleines Haus.«
    »Was ist mit dem Haus passiert ?«
    Sie blinzelte. Untrüglich hatte er den Knackpunkt der ganzen Geschichte erkannt. Zu spät erinnerte sie sich an das Getuschel der anderen Gäste der Landparty. Es hieß, dass Stokes ein Mann mit weitreichenden finanziellen Interessen war, und ganz offensichtlich hatte er tatsächlich einen Sinn für alles Geschäftliche.
    »Ja, das Haus.« Ihr Lächeln drückte Traurigkeit und Wehmut aus. »Sie haben den Kern des Problems sofort erkannt.«
    »Wollen Sie mir erzählen, was mit dem Haus geschehen ist ?«
    »Warum nicht? Zweifellos können Sie sich die Antwort auf diese Frage sowieso schon denken.« Sie holte Luft und hob den Kopf. »Das Haus war alles, was Daphne und mir auf dieser Welt geblieben war. Das Haus, Sir, und der kleine, dazugehörige Hof, sollte unseren Lebensunterhalt sichern und uns ein Heim bieten.«
    »Ich nehme an, dass irgendein Unglück über das Haus hereingebrochen ist?«
    Emma kniff sich schmerzhaft in die Unterarme. »Ich habe das Haus verkauft, Mr. Stokes. Dann habe ich die paar Pfund genommen, die ich für das erste Vierteljahr an Mrs. Osgoods Schule für junge Damen bezahlen musste, und habe den gesamten Rest in ein höchst unvernünftiges Unternehmen investiert.«
    »Ein Unternehmen.«
    »Ja.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Ich hatte eine Eingebung. Für gewöhnlich ist meine Intuition etwas, worauf man sich hundertprozentig verlassen kann, aber mit jedem Tag wird deutlicher, dass mir dieses Mal offenbar ein gravierender Fehler unterlaufen ist.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Edison: »Mit anderen Worten, Sie haben alles verloren, was Ihnen hinterlassen worden war.«
    »Nicht unbedingt. Ich hoffe immer noch -« Sie brach ab und sah ihn an. »Alles, was ich brauche, sind ein bisschen Zeit und etwas Glück.«
    »Ich war schon immer der Ansicht, dass Glück eine extrem unzuverlässige Voraussetzung für den Erfolg gleich welches Unternehmens ist«, erwiderte er mit einem ernüchternden Mangel an Mitgefühl.
    Sie runzelte die Stirn. Schon bedauerte sie den seltsamen Impuls, der sie dazu bewogen hatte, einem völlig Fremden derart persönliche Dinge anzuvertrauen. »Sparen Sie sich Ihre klugen Worte, Sir. Für einen Mann mit Ihrem Reichtum und Ihrer Macht ist es einfach, deprimierende Bemerkungen zum Thema Glück zu machen, aber es gibt Menschen, die haben nun einmal nicht viel anderes, mit dem sich arbeiten lässt.«
    »Ihr Stolz ist dem meinen nicht unähnlich«, sagte er sanft. »Ob Sie es nun glauben oder nicht, ich weiß, wie es ist, wenn man ganz allein und ohne einen Penny ist.«
    Beinahe hätte sie laut gelacht. »Wollen Sie damit etwa sagen, Sie selbst waren einmal arm gewesen, Mr. Stokes? Das zu glauben fällt mir wirklich äußerst schwer.«
    »Glauben Sie es ruhig, Miss Greyson. Meine Mutter war Gouvernante und wurde ohne Referenz hinausgeworfen, nachdem sie von einem Gast des Hauses, in dem sie arbeitete, verführt und geschwängert worden war. Und der Schurke, der mein Vater war, hat sich in dem Augenblick, indem er von der Schwangerschaft erfuhr, wortlos und für alle Zeiten von ihr abgewandt.«
    Vor Empörung zitternd öffnete sie den Mund, klappte ihn wieder zu und öffnete ihn abermals. »Das tut mir Leid, Sir. Ich hatte keine Ahnung, dass -«
    »Sie sehen also, dass ich durchaus ein gewisses Verständnis habe für Ihre Situation. Glücklicherweise landete meine Mutter nicht im Armenhaus, sondern zog zu einer alten Tante nach Northumberland. Als diese Tante nach wenigen Jahren starb, hinterließ sie uns genug zum Überleben, und außerdem

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