Verstohlene Kuesse
zuckte mit den Schultern. »Bereits in jener ersten Nacht habe ich wegen der Pistole flüchtig daran gedacht. Aber es gab andere, ebenso logische Erklärungen für Cranes Tod.«
Sie bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Einschließlich der Möglichkeit, dass ich ihn erschossen haben könnte?«
Edison lächelte schwach. »Wie gesagt, ich hätte nichts dagegen gehabt, hätten Sie es getan, nur, dass es ein paar Probleme gemacht hätte. Vor allem musste ich dafür sorgen, dass Sie nicht irgendeinen Fehler machten und das Alibi ruinierten, das ich Ihnen gegeben hatte. Ich muss zugeben, dass das, solange wir auf der Burg waren, meine größte Sorge war.«
»Und weshalb meinen Sie, dass Sie mir jetzt glauben können, wenn ich sage, ich hätte Crane nicht umgebracht?«
Er sah sie mit blitzenden Augen an. »Ich glaube nicht, dass Sie mich jetzt noch belügen würden. Nicht nachdem es zwischen uns zu diesem reizenden Zwischenfall gekommen ist.«
Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Wollen Sie damit sagen, nur, weil wir beide miteinander ... intim gewesen sind, haben Sie das Gefühl, Sie könnten mir vertrauen?«
»In der Tat denke ich, dass ich Ihnen bereits geglaubt habe, bevor wir beide einander näher gekommen sind«, gab er zu. »Aber ich hatte Sie seither nicht mehr nach Cranes Tod gefragt, weil dazu keine Notwendigkeit bestand. Bis jetzt.«
»Wollen Sie damit sagen, Sir, dass es Ihnen egal gewesen wäre, hätten Sie tatsächlich eine Mörderin als Assistentin engagiert?«
Edison lächelte. »Solange Chilton Crane das Opfer war, bestimmt.«
Unvermittelt stieg Wärme in ihr auf. »Ich bin gerührt, Sir. Wirklich ... gerührt. Sie sind eindeutig anders als all meine bisherigen Arbeitgeberinnen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich war schon immer ein leichter Exzentriker.«
Die angenehme Wärme schwand. »Ich verstehe. Dann haben Sie also nur aufgrund Ihres exzentrischen Wesens eine potentielle Mörderin in Ihren Dienst genommen, Sir?«
»Ummm.«
Sie starrte ihn verärgert an. »Nehmen Sie jede Art von Mörderin oder haben Sie eine Vorliebe für einen bestimmten Typ?«
Seine Augen blitzten amüsiert. »Ich bin äußerst wählerisch.«
Sie beschloss, dass sie das Thema am besten fallen ließ. »Wenden wir uns lieber wieder wichtigeren Dingen zu. Sie können immer noch nicht sicher sein, dass Miranda Crane wirklich erschossen hat. Schließlich sprechen wir hier von Mord. Bestimmt würde Lady Ames doch kein derartiges Risiko eingehen, nur um ...«
»Nur um sich ein Vermögen zu sichern? Ganz im Gegenteil, ich denke, es ist möglich, dass Miranda eine skrupellose Opportunistin ist, die, um das entzifferte Rezept und vielleicht sogar das ganze Buch der Geheimnisse zu bekommen, schon einmal jemanden getötet hat.«
»Farrell Blue?«
»Ja. Wenn dem so war, weshalb hätte sie dann Skrupel haben sollen, einen zweiten Mord zu begehen?«
Emma wandte ihre Augen dem Fenster zu, denn in ihrem Kopf wirbelten unzählige Gedanken herum. »Ich erinnere mich daran, wie betroffen sie gewirkt hat, als Sie in der Nacht des Mordes unsere Verlobung bekannt gegeben haben. Damals nahm ich an, sie wäre einfach ebenso verblüfft wie alle anderen über eine derart ungewöhnliche Allianz. Aber vielleicht hat sie auch deshalb so geguckt, weil ihr klar wurde, dass ihr Vorhaben zum zweiten Mal in einer Nacht gescheitert war.«
»Sie hatte einen Mord riskiert, und der Lohn für ihre Mühe wurde ihr verwehrt.«
Emma verzog das Gesicht. »Ich betrachte mich nicht gern als Preis.«
Er sah sie unbehaglich an. »So, wie es geklungen hat, habe ich es nicht gemeint«, entschuldigte er sich. »Ich habe meine Worte schlecht gewählt.«
»Ja, das haben Sie.« Sie stieß einen Seufzer aus und richtete sich auf. »Trotzdem nehme ich an, ist es auch nicht schlimmer, als mich als Köder anzusehen.«
Er runzelte die Stirn. »Emma -«
»Um auf unser momentanes Problem zurückzukommen«, unterbrach sie ihn bestimmt. »Ich glaube nicht, dass irgendetwas von dem, was Sie gesagt haben, meine geplante Vorgehensweise gegenüber Miranda ändern wird.«
»Ich dachte, ich hätte Ihnen deutlich gemacht, dass sie gefährlich ist. Höchstwahrscheinlich eine zweifache Mörderin.«
»Ja, aber ich bitte Sie zu bedenken«, Emma setzte ein betont unbekümmertes Lächeln auf, »dass sie es niemals wagen würde, auch mich einfach zu beseitigen. Sie braucht meine Hilfe, wenn ihr Vorhaben gelingen soll.«
Ohne Emma auch nur für eine Sekunde aus den
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