Verstohlene Kuesse
setzte es sich entschlossen auf den Kopf. »Entschuldigen Sie mich, Sir, aber ich muss wirklich los.«
»Verdammt, Emma, bleiben Sie hier.« Er bedachte die unselige Haushälterin mit einem unbehaglichen Blick. »Ich habe noch nicht entschieden, welches die beste Vorgehensweise ist.«
»Begleiten Sie mich doch einfach zu Lady Ames' Haus«, rief Emma, während sie bereits aus der Haustür stürmte. »Dann besprechen wir die Sache während der Fahrt.«
»Sie können, verdammt noch mal, sicher sein, dass ich mitkomme.« Sein Ton war bedrohlich, als er hinter ihr herkam. »Ich habe noch eine ganze Reihe von Dingen, über die ich mit Ihnen sprechen will, bevor Sie Miranda aufsuchen.«
»Ja, natürlich, Sir.« Emma blickte die belebte Straße auf und ab. »Als erstes seien Sie doch so gut und winken Sie eine Mietdroschke heran.«
»Weshalb sollten wir in einem dieser schmutzigen Dinger durch die Gegend fahren?« Er blickte über die Straße in Richtung seines blitzenden Zweispänners. »Nehmen wir doch einfach meine Kutsche.«
»Nein, Miranda könnte sie auf der Straße sehen und wissen, dass sie Ihnen gehört.«
»Und wenn schon?«
»Ihre Nachricht besagt ausdrücklich, dass ich alleine kommen soll. Wenn Sie mich schon bis zu Ihrem Haus begleiten, müssen Sie zumindest dafür sorgen, dass sie Sie nicht bemerkt. Eine Mietdroschke ist also genau das Richtige. Wenn Sie drin sitzen bleiben, wird sie Sie nicht sehen.«
Edison blickte sie zweifelnd an, aber sie wusste, dass ihre Überlegung richtig war, und es dauerte nicht lange, bis auch er es einsah.
»Weshalb nur passiert jedesmal, wenn ich es geschafft habe, mir einzureden, ich wäre derjenige, der die Befehle gibt, etwas, was mir das Gegenteil beweist?«, murmelte er erbost.
Trotzdem winkte er ungeduldig eine vorbeifahrende Mietdroschke heran und half Emma beim Einsteigen. Sie rümpfte die Nase über den Gestank, eine Mischung aus altem, getrocknetem Erbrochenem und säuerlichem Wein. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, sich die Flecken auf den Böden von Mietdroschken niemals genauer anzusehen.
Edison kletterte hinter ihr hinein und nahm ihr gegenüber Platz. Er beäugte das Innere der Droschke mit kaum verhohlener Abscheu, aber enthielt sich netterweise eines Kommentars.
Schließlich sah er Emma an. Sie war derart aufgeregt, dass ihr sein ernster Blick zunächst verborgen blieb.
»Hören Sie, Emma. Wir müssen davon ausgehen, dass Miranda in Panik ausgebrochen ist«, setzte er an.
»In der Tat.« Emma dachte über die Möglichkeiten nach. »Sie glaubt, ich wüsste über ihre Vergangenheit Bescheid, aber sie kann unmöglich wissen, wie viel genau ich weiß.«
»Was bedeutet, dass sie zu dem Schluss gekommen ist, dass sie Sie nicht mehr länger einfach nach Gutdünken manipulieren kann. Sie stellen eine potentielle Gefahr für sie dar. Sie müssen also sehr, sehr vorsichtig sein, wenn Sie heute Nachmittag mit ihr sprechen. Ist Ihnen das klar?«
»Ich glaube, Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass Miranda zu dem Schluss gekommen ist, dass sie mich nicht länger einfach manipulieren kann, aber ich bezweifle, dass sie denkt, dass ich gefährlich für sie bin. In ihrer Nachricht spricht sie davon, dass sie mir einen Vorschlag unterbreiten will. Vielleicht will sie mich ja als Partnerin für ihr Vorhaben gewinnen.«
»Das könnte durchaus sein.«
»Vielleicht hatte sie eine solche Partnerschaft bereits seit langem vorgehabt. Schließlich konnte sie kaum darauf hoffen, dass ich beim Kartenspiel ein Vermögen für sie gewinne, ohne dass sie mich zuvor ins Vertrauen zieht.« Edison zögerte. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
»Und die wäre?«
»Bevor ich sie näher erläutere, muss ich Ihnen eine direkte Frage stellen, und Sie müssen sie mir bitte wahrheitsgemäß beantworten.«
»Was für eine Frage soll das sein?«
Er sah sie reglos an. »Haben Sie Chilton Crane erschossen?«
Sie war so empört, dass es ihr die Sprache verschlug. Schließlich jedoch fauchte sie ihn an: »Ich habe Ihnen schon ein paar Mal gesagt, dass ich es nicht war. Es tut mir nicht im Geringsten leid, dass er tot ist, aber trotzdem war ganz bestimmt nicht ich diejenige, die ihn erschossen hat.«
Er sah sie lange reglos an, ehe er - offenbar zufrieden - mit dem Kopf nickte.
»Sehr gut. Wenn das wahr ist, denke ich, kann ich mit Sicherheit behaupten, dass Miranda nie die Absicht hatte, Sie zu ihrer Partnerin zu machen. Ich glaube stattdessen, sie wollte Sie zwingen, ihr bei
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