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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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aus dem Schneider. Aber ein Richter, der Zeuge eines Mordes war, ja der sogar dabei geholfen hat, die Leiche verschwinden zu lassen, und all die Jahre über geschwiegen hat …« Mit einem Zischen stieß Maier Luft zwischen den Zähnen hindurch. »Den würde man sich krallen. Das war ein Problem, stimmt’s? Eine unmittelbare Bedrohung. Also hast du statt zu Jeanny lieber zu Roger Wendel Kontakt aufgenommen, weil du wusstest, dass der mit ihr noch eine Rechnung offen hatte. Und weil du so eine Ahnung hattest, dass Wendel keine halben Sachen
machen würde. Dann wärst nicht du derjenige, der sie um die Ecke brächte, sondern Wendel. Denn irgendwo in der Tiefe deiner Gehirnwindungen war dir bewusst, dass du sonst niemals deinen Frieden hättest. Stimmt’s? Du mochtest Jeanny, du selbst hättest ihr kein Härchen krümmen können. Aber noch lieber hattest du dich selbst. Also ließest du einen anderen entscheiden.«
    Walter starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Mund stand leicht offen. Alles stimmte. Alles. »Du bist der Mann, der mit Sven Nielsen in Frankreich war«, sagte er plötzlich. »Und du warst auch in Wales.«
    Der Eindringling drehte sich wieder um, schaute in den Garten hinaus. Steckte die Hände in seine tiefen Hosentaschen. »Das war jedenfalls dein zweiter Fehler. Du schickst Roger Wendel nach Wales, und wieder sagst du Jeanny vorher nicht Bescheid. Was soll sie sich denken? Dass Wendel ihren Namen im Telefonbuch gefunden hat? Außer dir wusste niemand, wo sie wohnt, aber ein paar Tage nach ihrer Tochter taucht plötzlich auch er dort auf. Zufall? Unwahrscheinlich.«
    Schweigend blickte Walter den Fremden an. Miguel hatte ihm gemailt, was mit Thierry, Olivier und Alain geschehen war. Wenn dies derselbe Mann war, der Sven Nielsen in Frankreich beigestanden hatte, dann war nun auch er selbst in Lebensgefahr.
    Dieser Mann ging über Leichen.
    Walter saß nicht weit entfernt von der Teppichkante. Seine Schusswaffe, der Colt, lag in Reichweite, unter dem Teppich, unter der Luke. Geladen. Der Eindringling stand noch immer mit dem Rücken zu ihm. Walter spürte, wie ihm der Schweiß die Schläfen herunterlief.
    Unsicher schaute er erst zu dem Mann hinüber, dann wieder auf den Teppich.
    Der Colt. So nahe.
    Im nächsten Augenblick stürzte er nach vorn, schlug den Teppich zur Seite, zog die Luke auf, holte den Revolver hervor.
    Der Mann am Fenster hatte sich kaum gerührt. Stand da wie zuvor, die Hände in den Hosentaschen.
    Zitternd und ungenau richtete Walter die Waffe auf ihn. Er hielt den Colt so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Er würde schießen, wenn es sein musste.
    Er war kurz davor.
    »Ihr seid tief gesunken, Euer Ehren.« Die Stimme klang leise. Langsam drehte der Eindringling sich um. »Jetzt seid Ihr sogar schon soweit, dass Ihr höchstselbst einen Mord begehen würdet. Seht an, ein Mann, der über andere urteilt, ein leuchtendes Vorbild für unsere Gesellschaft. Wenn ich Jeanny Staal darüber reden höre, wie idealistisch und zuverlässig du bist, welch Fels in der Brandung, dann kriege ich fast einen Kloß im Hals. Die Frau sieht dich als ihren Retter, und du hast ihr blindes Vertrauen mit Füßen getreten. Ging es dir wirklich nur um Geld und Status, als du dich entschieden hast, Richter zu werden, Elias? Hattest du keine Ideale? Keine Prinzipien?«
    Unwillkürlich drängten sich Walter Bilder aus seiner Studienzeit auf. Ideale. Ja. Darum hatte er seinerzeit, als die anderen sich um ihre Karriere bemühten, mit dem Jurastudium angefangen. Er hatte auch von Anfang an gewusst, dass er nicht Anwalt werden, sondern den Hauptpreis erringen wollte: Richter. Als Richter hielt man selbst die Fäden in der Hand, fällte das endgültige Urteil. Die höchste Macht, die ein Mensch erringen konnte, bestand darin, über das Los eines anderen bestimmen zu können. Vielleicht war das sogar sein Hauptantrieb gewesen.
    Doch er hatte sich getäuscht. Die richterliche Macht war nur ein Spruch. Ein Richter zählte überhaupt nichts. Die Drogendealer, die Mörder, die Menschenschmuggler und der sonstige Abschaum, dem er mittlerweile begegnet war – sie alle fuhren
im neuesten Mercedes oder BMW vor, begleitet von sauteuren Strafverteidigern, großkotzig bis dorthinaus, als gehörte ihnen der ganze Planet. Und die Anwälte fanden immer irgendeine Gesetzeslücke, um einen Freispruch durchzukriegen oder zumindest dafür zu sorgen, dass ihre Mandanten nur einen Bruchteil dessen

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