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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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versprachen einem natürlich alles Mögliche und litten bisweilen an akuter Amnesie, wenn man sie später daran erinnerte, aber einen Versuch war es wert. In einem Appartement hätten sie mehr Privatsphäre als in einem Hotel. Schließlich würden sie vermutlich zu den sonderbarsten Zeiten ein und aus gehen.
    Beim Wählen der Telefonnummer meinte er sich zu entsinnen, dass dieser Jack ihm von einer Wohnung in einer résidence erzählt hatte, nahe beim Bois de Boulogne, der grünen Lunge von Paris, einem immensen Park im Westen der Stadt. Also lag das Appartement auch westlich.
    Am anderen Ende wurde quasi sofort abgenommen. Zum Glück wusste Jack auf Anhieb, wer Maier war. Er bedankte sich noch einmal für das maßgeschneiderte Computersystem, das dieser bei ihm installiert hatte und das offenbar praktisch problemlos lief. Was er von dem davor, das ihm ein anderer Programmierer hingefriemelt hatte, nicht behaupten könnte. Maier musste sich Mühe geben, Jacks Geplauder über Neubauimmobilien, Steuerbescheide und Personalführung nicht mit allzu großem Desinteresse zu begegnen. Nach ein paar Minuten brachte er die Appartements zur Sprache.
    »Eins hab ich noch«, sagte Jack, »aber das ist so ein richtiges Safe House. Ob das für Alice und dich das Richtige wäre, bezweifle ich. Ich glaube, ihr würdet euch nicht wohlfühlen, es steht mehr oder weniger, äh … komplett leer.« Jack würde den Hausmeister, der einen Block weiter wohnte, von Maiers Kommen unterrichten und bat ihn vor dem Auflegen noch rasch, seine Frau Alice herzlich zu grüßen. Maier beschloss, ihn in dem Glauben zu lassen, obwohl Alice inzwischen zur Vergangenheit gehörte.
    Innerhalb von einer Viertelstunde war die Sache geregelt, aber beim Auflegen kam es ihm vor, als hätte er ein Telefonat von einer ganzen Stunde hinter sich.

12
    »Hey, habt ihr mich gehört? Ich werd dieses Kind nicht wickeln! Ich hasse Kinder. Und Kacke kann ich nicht ertragen.«
    Alain und Olivier wechselten einen Blick und brachen in ein alkoholgeschwängertes Gekicher aus. »Werd doch endlich mal erwachsen, Mann«, feixte Olivier.
    Zornig strich Thierry sein blondes Haar zurück. Die letzten Stunden hatten Alain und Olivier nur damit verbracht, Pizza zu essen, Bier zu trinken und ihn auf die Palme zu bringen. Letzteres war keine großartige Leistung. Er hatte sowieso von allem die Schnauze voll. Und das heulende Kind auf dem Rücksitz machte die Sache nicht gerade besser.
    Olivier und Alain schienen davon nichts mitzubekommen. »Hast du Angst, dir dabei die Frisur zu ruinieren?«, fragte Alain höhnisch.
    Thierry schaute Olivier an. Der Ältere der beiden, Anfang vierzig. Der hatte sogar selbst eine Tochter, verdammt. So sah er auch aus, mit seinem Bauchansatz, seinem altmodischen Outfit und seinen Geheimratsecken. Im Grunde hatte er etwas Monströses an sich. Mit seinen kurzen Beinen und seinem großen Kopf wäre er ohne Weiteres als Quasimodo für einen Low-Budget-Film in Frage gekommen: wenig Arbeit für die Maskenbildner. Für Leute, die aussahen wie Olivier, müsste es eigentlich ein Fortpflanzungsverbot geben.
    Gut auszusehen, war wichtig. Das hatten die beiden Trottel noch nicht kapiert. Aber was sollte man von zwei verblödeten Landeiern aus der hinterletzten Provinz auch erwarten?
    »Schau mal, Thierry«, sagte Olivier. »Es ist ganz einfach: Ich mach es nicht, Alain macht es auch nicht. Und von uns dreien siehst du ja wohl noch am weiblichsten aus.«
    Sie bogen sich vor Lachen über ihren eigenen Witz.
    Das Kind weinte immer noch. Gedämpft drang das Geheul durch die Wand, kläglich und eindringlich. Der Kolumbianer hatte ihnen Injektionen mitgegeben, um den Kleinen ruhigzustellen, aber die durften sie ihm nur verabreichen, wenn sie ihn irgendwo hinbringen mussten. Zu viel oder zu regelmäßig durfte man dem Kind das Zeug nicht zumuten, hatte der Kolumbianer gesagt, sonst wachte es unter Umständen nicht mehr auf. Und das sollte nicht sein.
    Jedenfalls vorerst nicht.
    Alain kippte den letzten Schluck aus einer schwarzen Bavaria-Dose hinunter und stellte sie geräuschvoll auf den Tisch. »Hey, wisst ihr was? Macht das mal unter euch aus mit dem Kind. Ich muss los. Dann hab ich noch ein bisschen was vom Wochenende. Mal sehen, was sich noch so auftut.«
    Hinterlistig beäugte er Thierry. »Und du, Thierry, was hast du noch so vor heute Abend? In die Niederlande fahren, zu der Mutter von dem Gör?«
    Olivier sah Thierry nun ebenfalls fröhlich an. »Eigentlich habt

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