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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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ihn sichtlich anstrengte. »Es tut mir so leid.«
    »Das ist sinnlos. Was geschehen ist, ist geschehen, da hilft auch keine Reue.«
    Er schluckte mit Mühe. Sie fragte sich, ob er vielleicht etwas zu trinken brauchte. Aber eigentlich diente ja die Infusion dazu, ihm ausreichend Flüssigkeit zuzuführen.
    »Du sollst wissen, dass ich es mein ganzes Leben mit mir herumgetragen habe«, fuhr er mit schwacher Stimme fort. »Dass ich es nie gewollt habe. Nicht so.« Plötzlich sah er ihr direkt ins Gesicht. »Es ist alles meine Schuld.«
    Sie horchte auf. Etwas in seiner Stimme signalisierte ihr, dass es nicht mehr nur um sein Unvermögen ging, eine Familie zusammenzuhalten und seinen Kindern ein guter Vater zu sein.
    »Wovon sprichst du?«
    Er schloss die Augen, und seine Brust bewegte sich ruckartig auf und ab. Er fing sichtlich an zu schwitzen. Verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als hätte er Schmerzen.
    Sie schielte kurz auf den Monitor und richtete den Blick dann wieder auf ihren Vater.
    »Sie dürfen es nicht finden …«, brachte er erschöpft heraus. »Sonst wird alles … deine Mutter, das … Haus …«
    Er geriet ins Stocken. Sie sah, wie das blasse Gesicht ihres Vaters langsam grau wurde, als würde jemand von unten nach oben einen Farbfilter vor sein Gesicht schieben. Seine Lippen wurden graublau. Um seine Augen bildeten sich violettfarbene Ringe. Totenstill lag er da.
    Bewegte sich nicht mehr.
    Es war, als betrachte sie einen Toten.
    Zur gleichen Zeit ging irgendwo auf dem Flur ein Alarm los. Ein gebieterischer Piepton. Susan sah auf den Monitor. Der zeigte keinerlei Aktivität mehr an. Sie sprang auf.
    Hastige Schritte auf dem Linoleum. Dann flog die Tür auf.
Zwei Schwestern und ein Pfleger kamen in den Raum gestürzt und hätten sie fast über den Haufen gerannt. Susan wich ein paar Schritte zurück. Dann konnte sie nur noch tatenlos zusehen.
    Wie in einem Traum beobachtete sie die Pfleger, die sich über ihren Vater beugten und verschiedene Kunstgriffe anwendeten. Ein Arzt wurde gerufen, und bis er schließlich kam, schien eine Ewigkeit zu vergehen. Die Schwester eilte davon und kehrte mit einem Schränkchen auf Rollen zurück, das mit allerlei Kabeln und zwei Metallpads versehen war, die der Arzt hastig übernahm. Ein Pfleger zog das Laken vom Brustkorb weg, und jetzt erst sah Susan, wie mager ihr Vater geworden war. Der Arzt platzierte die Pads. Als der Körper ihres Vaters kurz aufzuckte, wandte sie den Blick ab. Es folgte eine Stille, derweil alle Anwesenden abwartend auf den Monitor schauten. Eine knisternde Spannung lag im Raum.
    Der Arzt schüttelte den Kopf und versetzte die Pads auf der Brust ihres Vaters ein wenig. Ängstlich sah Susan zum Monitor hinüber. Keinerlei Veränderung.
    Links neben dem Bett wurde konzentriert eine Injektion vorbereitet.
    »Vielleicht warten Sie besser auf dem Gang«, sagte einer der Pfleger. Es klang nicht zwingend notwendig.
    Susan trat ein paar Schritte zurück. Der Arzt ließ sich die Spritze anreichen und rammte sie ihrem Vater in den Körper. Susan kniff die Augen zu. Als sie sie wieder öffnete, fiel ihr Blick als Erstes auf den Monitor. Immer noch gerade, horizontale Linien.
    Sie wusste nicht, wie lange das Ganze gedauert hatte, ob fünf Minuten oder eine halbe Stunde. Es waren Bilder an ihr vorbeigezogen, die sie bislang nur aus Fernsehserien wie Emergency Room gekannt hatte.
    Schließlich wurde alles still. Die Niedergeschlagenheit im
Raum war fast mit Händen zu greifen. Über das Bett hinweg wechselte der Arzt mit den Schwestern und Pflegern ein paar Blicke, dann sahen sie Susan an. Ausdruckslos, beinah apathisch. Als würde ihnen erst jetzt bewusst, dass sich noch jemand im Raum befand.
    Der Arzt trat einen Schritt vor. »Es tut mir leid«, sagte er und fügte überflüssigerweise hinzu: »Ihr Vater ist gestorben.«
    Eine Schwester, die hinter ihm stand, warf einen Blick auf die große weiße Uhr über der Tür und machte sich auf ihrem Klemmbrett eine Notiz.
    Der Todeszeitpunkt, wurde Susan klar. Ein letzter Verwaltungsakt.
    Geran Staal war tot.

16
    Die leer stehende Fabrik befand sich auf der anderen Straßenseite, schräg gegenüber. Von einem kaputten Fenster im zweiten Stock aus hatten sie freie Sicht auf den Haupteingang des Gebäudes. Sven stand rechts von diesem Fenster, die Schulter an die schmutzige Mauer gedrückt. Maier hatte sich in derselben Haltung ihm gegenüber postiert und blickte die Straße in die andere Richtung hinunter.
    Fast

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