Verstrickung des Herzens
gesellschaftliche Position in Florida bleibt unangefochten. Übrigens, James wird zu dieser Party kommen.«
»Was?« rief Teela.
»Ja, ich dachte mir, das würde dich interessieren«, bemerkte Tara trocken. »John hat geschrieben, er sei an diesem Abend frei und würde dich gern zur Party begleiten. Nun, willst du die Gelegenheit nicht nutzen?«
»Oh, doch!« erwiderte Teela. Immerhin hatte sie James einiges zu sagen. Sie konnte es kaum erwarten, ihm gegenüberzutreten.
Die Soiree fand bei Mrs. Virginia Teeney statt, der Witwe des Brigadier General Wilfried Teeney. Von einigen Offizieren begleitet, betraten James und Wildcat das elegante Haus. Der berühmte Halbindianer trug dunkle Breeches und ein weißes Hemd, Wildcat seine Festkleidung — eine enge Lederhose, ein blaues Kattunhemd und einen Schal über einer Schulter.
Zunächst blieb Wildcat in der Nähe seines Freundes, der — im Gegensatz zu ihm selbst — fließend Englisch sprach. Doch er stand bald im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und während James alte Bekannte begrüßte, wurden sie immer weiter voneinander entfernt.
Wie James belustigt feststellte, schien seine Gefangenschaft die Faszination, die er auf die Gesellschaft ausübte, nicht zu beeinträchtigen. Als das Orchester zu spielen begann, fehlte es ihm nicht an Tanzpartnerinnen. Seltsamerweise wurde er sogar von den ehrbaren Vätern schöner Töchter aufs Parkett gedrängt.
Das Essen schmeckte köstlich. Wieder an Wildcats Seite, verspeiste er delikate Pasteten und würzige Gemüsegerichte. Überschwenglich lobte Wildcat die Maiskuchen, die eine ältere Dame mitgebracht hatte, und ein junger Dolmetscher, ein uniformierter Halbindianer, übersetzte ihr die Worte.
Lächelnd bedankte sie sich für das Kompliment und errötete vor Freude. »Sagen Sie Ihrem Mann, daß er eine gute Frau gefunden hat«, fügte Wildcat hinzu, »obwohl sie so fett wie eine Kuh ist.«
Um dem Dolmetscher aus der Verlegenheit zu helfen, mischte sich James ein. Zufällig erinnerte er sich an den Namen des Ehemanns.
»Mr. Hubley, mein Freund hat mir versichert, Ihre Gemahlin sei eine ausgezeichnete' Köchin. Nachdem Sie eine solche Frau gefunden haben, müssen Sie sich glücklich schätzen.«
»Oh, ich bin ja so froh, daß es diesem armen Wilden schmeckt!« beteuerte Mrs. Hubley strahlend. »Er muß doch halb verhungert sein.«
Galant küßte James ihre Hand, nickte Mr. Hubley zu und führte Wildcat rasch beiseite. »Du kannst diesen Männern nicht sagen, ihre Frauen seien fett.«
»Aber das war doch keine Beleidigung!« verteidigte sich Wildcat. »Ich habe nur erklärt, sie sei eine gute Köchin, und deshalb würde es keine Rolle spielen, daß sie so fett ist.«
Nun trat ihnen der Festungskommandant Morrison in den Weg, flankiert von einem jungen Adjutanten und dessen vollbusiger Frau. »Ah, Mr. McKenzie, Mr. — Wildcat! Darf ich Sie mit Lieutenant Anderson und seiner Gattin bekannt machen?«
»Freut mich«, murmelte James und schüttelte dem jungen Paar die Hände. Wie erwartet, wurde er auf dieser Party unentwegt angestarrt, und die rundliche Mrs. Anderson bildete da keine Ausnahme.
»Oh, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!« flötete sie. »Wie menschlich diese Wilden aussehen, nicht wahr, Liebling? Obwohl sie doch im Wald hausen ...«
»Was hat sie gesagt?« fragte Wildcat.
Der Dolmetscher stand hinter ihnen. Trotz seiner Army-Uniform nahm er Anstoß an dem albernen Geschwätz der weißen Frau und übersetzte es wortwörtlich.
»Wie nett ...« Wildcat grinste sie an, und sein durchdringender Blick trieb ihr das Blut in die Wangen. »Erklären Sie doch Mr. Anderson ...«, fuhr er in der Muskogee-Sprache fort, dann wechselte er plötzlich zu seinem gebrochenen Englisch über. »Jetzt sieht Ihre Frau noch recht hübsch aus, Sir. Aber sobald sie ein paar Babies bekommen hat, wird sie schrecklich in die Breite gehen.«
»Bitte entschuldigen Sie uns!« Energisch zerrte James seinen Freund beiseite. »Verdammt, ich wollte nicht auf diese Party gehen, und du hast mich dazu überredet.«
»Schon gut, ich werde dich nicht mehr in Verlegenheit bringen«, versprach Wildcat würdevoll. »Obwohl ich immer nur die Wahrheit sage.«
Aber James hörte nicht mehr zu. Soeben hatte er Teela entdeckt, die an John Harringtons Seite zwischen den Gästen hindurchschlenderte. Ihr Haar war zu einem eleganten Knoten hochgesteckt, nur ein paar seidige Locken hingen auf die Schultern herab. Das Samtkleid schimmerte im
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