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Verstrickung des Herzens

Titel: Verstrickung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Kletterseil befestigen, sich durch das Loch zwängen und auf der anderen Seite in den Burggraben hinablassen. Von dort würden sie entweder zum Meer fliehen oder ins Landesinnere verschwinden.
    »Wir wechseln uns ab und schaben am Kalkstein rings um die Stange«, erklärte James.
    »Und wie kommen wir da hinauf?« fragte Wildcat.
    »Oh, da gibt's Mittel und Wege«, meinte Coweta, ein kräftig gebauter Indianer mit Negerblut.
    Vier Tage später stand James auf einer Pyramide aus Seminolen und entfernte die letzten Gesteinsbrocken von der Eisenstange, die sie erst aus ihrer Verankerung lösen wollten, wenn sie fliehen würden. Sonst hätten aufmerksame Beobachter Verdacht geschöpft. Plötzlich flüsterte Wildcat: »Running Bear!«
    »Was gibt's?«
    »Wir müssen reden. Schnell!«
    Vorsichtig rüttelte James an der Stange, die sich mühelos bewegen ließ. Nun war das Werk vollbracht, und er kletterte an der menschlichen Pyramide hinab. Ein Krieger nach dem anderen sprang herunter.
    »So, wir sind soweit, Wildcat«, verkündete James.
    »Und keinen Augenblick zu früh!«
    »Was ist geschehen?«
    »Komm mit mir!«
    James folgte Wildcat durch einen Torbogen in eine Zelle, wo Osceola im Kreis seiner Familie saß. »Ihr wißt doch sicher, daß der alte Riley hier gewisse Vergünstigungen genießt?« begann der Häuptling und bedeutete ihnen, Platz zu nehmen.
    »Ja«, bestätigte James und runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Er teilt den weißen Soldaten unsere Wünsche mit und stellt ihnen in unserem Namen Fragen. Um sich erkenntlich zu zeigen, erweist er ihnen hin und wieder einen Dienst.«
    »Manchmal bringen sie die entlaufenen Sklaven zu ihren einstigen Herren zurück.«
    Ungeduldig winkte Osceola ab. »Das müssen wir in diesem Fall nicht befürchten. Jedenfalls ist Riley oft mit den Soldaten zusammen und hört sie reden. Und neulich belauschte er jemanden, der die Papiere bearbeitet und früher unter Warrens Kommando stand. Dieser Soldat schickte eine Nachricht an den Colonel und teilte ihm mit, du würdest hier im Gefängnis sitzen. Wo Warren sich aufhält, wußte der Mann nicht genau — ebensowenig, wann der Brief sein Ziel erreichen wird. Aber ein tüchtiger Reiter auf einem guten Pferd legt an einem Tag mindestens fünfzig Meilen zurück, oder?«
    »Ja, das stimmt«, sagte James nachdenklich.
    »Du zögerst immer noch, zu fliehen, weil du dich um mich und die anderen sorgst. Aber nun mußt du gehen. Schon seit vielen Tagen fliegt dein Herz über diese Mauern hinweg, obwohl dein Gewissen dir befiehlt, bei uns auszuharren. Beende diesen inneren Kampf und verlaß die Festung! Meinetwegen brauchst du nicht zu bangen. Ich ergebe mich in mein Schicksal. Was geschehen wird, wird geschehen. Aber du mußt verschwinden.«
    »Osceola, Warren kann nicht einfach hier hereinstürmen und mich niederschießen ...«
    »Das hätte er gar nicht nötig. Nachts können bestochene Wärter zu dir schleichen — oder dein Essen vergiften. Wer weiß? Womöglich erhängst du dich in deiner Zelle. Ein tragischer Selbstmord . . . Natürlich wird man Verdacht schöpfen, aber keine Beweise finden. James, du mußt gehen!«
    Widerstrebend nickte James. »Du sagst es, großer mico.«
    Osceola lächelte und zog seine Decke enger um die Schultern. »Früher war ich ein außergewöhnlicher Krieger, was?«
    »Das bist du immer noch.«
    Sichtlich zufrieden, nahm der Häuptling das Kompliment zur Kenntnis.
    In dieser Nacht stand James mit Wildcat unterhalb der Öffnung. »Schaffen wir's, durch dieses winzige Loch zu kriechen?«
    »Mir wird's leichtfallen, dir etwas schwerer. Aber du bist fest entschlossen. Wir reiben unsere Körper mit Fett ein und winden uns hindurch, bis wir frei sind. Oft genug haben wir gehungert, weil wir nichts zu essen fanden. Und in letzter Zeit rührten wir unsere Speisen kaum an, um abzunehmen. Willst du die Flucht wirklich wagen? Du könntest dich an deinen weißen Bruder wenden. Sicher würde er dir helfen.«
    »Nein, ich habe ihn gebeten, sich nicht einzumischen. Sonst würde er vermutlich seine Familie in Gefahr bringen. Deshalb ist es besser, wenn ich mit euch komme.« James kniete neben Osceola nieder, der an der Mauer saß. »Vielleicht kann ich draußen mehr für euch tun als hier drin.«
    Manche Krieger hatten versucht, den Häuptling zur Flucht zu überreden und gerechte Rache an den betrügerischen Weißen zu üben. Doch Osceola fühlte sich zu schwach dafür, wenn er den Soldaten auch nicht zeigte, wie schlecht es

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