Verstrickung des Herzens
deiner Nähe bleiben.« Nun wandte er sich wieder zu James. »Weil sich die Seminolen da draußen herumtreiben — dieselben Leute, die sich im März vertraglich verpflichtet haben, nach Westen zu ziehen! Und jetzt überfallen sie weiße Siedler, stehlen das Vieh und richten ständig Unheil an.«
Fast hätte James seine Gabel verbogen, und er legte sie rasch beiseite. »Colonel, offenbar haben Sie einige Punkte übersehen. Der Waffenstillstand wurde von den Weißen gebrochen, die wegen der Negersituation in Wut gerieten.«
»Erst nachdem die Seminolen wieder zu kämpfen anfingen, diese verlogene, betrügerische Bande.«
Entsetzt schnappte Teela nach Luft. »Michael!«
»Misch dich da nicht ein!« fauchte Warren.
»Wenn mein Volk Lug und Trug gelernt hat«, erwiderte James in ruhigem Ton, »dann von den Weißen, die ihm sein Land und seine Lebensart raubten. Und was gewisse Greueltaten betrifft, hatten die Seminolen besonders gute Lehrer — zum Beispiel Sie, Sir.«
Erbost sprang Warren auf und warf beinahe den Tisch um. »Das wollen wir sofort klären, Running Bear.«
»Nicht hier!« protestierte Teela. »Hast du den Verstand verloren, Michael?«
Außer sich vor Zorn, hob er eine Hand, um sie zu schlagen. Aber Jarrett trat hastig dazwischen. »Auf meinem Grund und Boden finden keine Gewaltakte statt, Colonel.«
»Dann muß ich sofort mit meiner Tochter abreisen, Sir
— wenn Sie diesem Mann gestatten, mich zu beleidigen.«
James stand auf und verneigte sich formvollendet. »Keine Bange, Colonel Warren, ich räume das Feld. Und ich hoffe, Sie setzen das Leben Ihrer Tochter nicht aufs Spiel, indem sie sich weigern, schlichte Tatsachen zu akzeptieren.« Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand er im Haus.
Nun entstand ein drückendes Schweigen, das Jarrett nach einer kleinen Weile brach. »Entschuldigen Sie mich, Sir«, sagte er kühl und folgte seinem Bruder.
Auch Teela erhob sich, und Warren legte eine Hand auf ihre Schulter. »Wohin gehst du?«
»Ich möchte mich für dein schlechtes Benehmen entschuldigen.«
Wortlos schlug er sie ins Gesicht.
Tara, die neben dem Tisch stand, hielt den Atem an. »Colonel, ich bin entsetzt ...«
»Sie mußten noch nie ein ungebärdiges Kind großziehen, Ma'am. Manchmal muß man Gewalt anwenden, um einem rebellischen Mädchen Vernunft beizubringen.«
Mühsam kämpfte Teela mit den Tränen. Die schmerzhafte Ohrfeige quälte sie nicht so sehr wie die Demütigung, die Tara mit angesehen hatte.
»Erinnerst du dich an den Abend nach der Hochzeit, die du vereitelt hast?« zischte Warren in ihr Ohr. »Damals schlug ich dich grün und blau. Weißt du's noch? Aber heute nacht wird's dir noch viel schlimmer ergehen. Du wirst mit den Wölfen heulen und endlich lernen, mir zu gehorchen. Jetzt kehre ich auf mein Schiff zurück. Du wirst mich begleiten.«
»Ich — ich hole nur mein Gepäck.« Verzweifelt floh sie ins Haus. In der Halle lehnte sie sich an die Wand und rang nach Atem. Warrens Stimme drang zu ihr.
»Seien Sie so freundlich, Mrs. McKenzie, und machen Sie meiner Tochter klar, daß ich sie an Bord erwarte. Ich gebe ihr eine Stunde Zeit, damit sie ihre Sachen packen kann. Wenn sie danach nicht zu mir kommt, werde ich sie holen. Nochmals vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Ma'am.«
Teela stürmte die Treppe hinauf, ins Zimmer, das James bewohnte. Aber er war nicht da. In der Halle stieß sie beinahe mit Tara zusammen.
»Wenn Sie James suchen, Teela, er ist weggeritten.« »So schnell ...«
»Und so wütend! Wäre er hiergeblieben, hätte er Ihren Vater erwürgt.«
»Oh, ich hasse ihn!«
»James?«
»Meinen Stiefvater.«
»Armes Mädchen!« Tara nahm sie in die Arme. »O Gott, es tut mir so leid. Wenn er Sie auf sein Schiff beordert, dürfen wir Sie nicht zurückhalten. Er ist Ihr Vormund. Jetzt müssen Sie Ihre Sachen packen. Und sorgen Sie sich nicht um James. Er kämpft schon lange in diesem Krieg
— und gegen Männer wie Ihren Vater.«
»Meinetwegen ist er weggeritten«, flüsterte Teela unglücklich.
»Unsinn, Teela, Sie haben sich nichts vorzuwerfen.« Tara schob sie sanft von sich. »Wenn Sie Hilfe brauchen, wir sind immer für Sie da. Ich werde mit Jarrett reden, sobald er sich beruhigt hat. Vielleicht können wir Warren umstimmen, und er erlaubt Ihnen, hierzubleiben. Aber jetzt müssen Sie erst einmal auf sein Schiff gehen.«
»Er ist ein Monstrum!«
»Das weiß ich. Und deshalb dürfen wir ihn nicht noch mehr reizen.«
»Tut mir leid, daß
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