Versuchung in blond
unsicher, wie viel sie ihr erzählen sollte. „Nicht sehr lange, obwohl es mir schon wie eine Ewigkeit vorkommt.”
Sherry nickte. „Ich habe Jake zwei Jahre nicht gesehen. Es war seine Entscheidung.
Aber ich bin froh, dass er jetzt hier ist.”
„Er hat mir erzählt, dass er und ihr Mann Partner waren. Es tut mir Leid, was passiert ist.”
Sherrys Mundwinkel zuckten. „Danke. Charlie war ein wunderbarer Ehemann, aber seine ganze Leidenschaft gehörte der Polizeiarbeit. Ich rede mir gern ein, dass er glücklich gestorben ist, bei der Arbeit, die er liebte.”
„Es muss hart für Sie gewesen sein”, sagte Sam. „Und für Emily.”
Sherry stand auf und ging zum Kühlschrank. „Das war es. Aber Emily hat mich
abgelenkt. Wenn sie nicht so krank gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich in
Selbstmitleid ertrunken.”
„Sie war krank?”
„Leukämie.”
Sherry stand mit dem Rücken zu ihr, so dass Sam ihr Gesicht nicht sehen konnte. Aber sie hörte die Angst in jedem Wort. „Das muss entsetzlich gewesen sein.”
„Ja.” Das Schlimmste war die Unsicherheit. Als Em eine Knochenmarktransplantation brauchte, dachte ich schon, ich würde sie verlieren.”
Was immer Sam durchgemacht haben mochte, die hilflose Angst, womöglich ihr Kind zu
verlieren, konnte sie sich nicht vorstellen. „Es tut mir Leid.”
Sherry schaute auf und warf ihr ein strahlendes Lächeln zu. „Sie kennen ja das Sprichwort: Was dich nicht umbringt, macht dich nur noch stärker.” Ihr Lächeln verblasste. „Als Charlie starb, wusste ich, dass ich für Em stark sein musste. Sie war alles, was ich hatte.”
„Sie ist ein reizendes Mädchen. Ist jetzt alles in Ordnung mit ihr?”
„Seit achtzehn Monaten ist sie symptomfrei.” Sherry tat Zwiebeln und grüne Pepperoni in die riesige Schüssel. „Sie ist jetzt eine ganz normale Zwölfjährige. Sie hat es sich zum Lebensziel gemacht, mich täglich auf die Palme zu bringen.”
Sam lachte. „Ich kann mich gut an meine Pubertät erinnern. Ich weiß nicht, wie Sie das alles allein geschafft haben.”
„Ich musste es. Ich stand kurz vor dem Abschluss meines Jurastudiums, als Em krank
wurde.” Sherry stellte die Salatschüssel in den Kühlschrank und setzte einen Topf auf.
„Nachdem es ihr besser ging, konnte ich mein Studium beenden. Jetzt arbeite ich für die Regierung.”
„Wie gefällt es Ihnen?”
„Es tut mir gut. Und Em auch. In Miami gab es zu viele Erinnerungen. Ich wollte neu anfangen.” Der elektrische Dosenöffner surrte, als sie ein paar Konserven öffnete und den Inhalt in den Topf auf dem Herd schüttete.
Die Eingangstür flog auf, und Sam zuckte zusammen.
„Die Truppen sind heimgekehrt”, sagte Sherry, als Jake und Emily in die Küche
marschiert kamen. „Wo ist Fletcher?”
Emily und Jake wechselten einen Blick, und Emily fing an zu kichern. „Er ist mir
abgehauen.”
„Er hat eine Schlammpfütze entdeckt”, fügte Jake hinzu und deutete auf den triefnassen Hund im Garten. „Er braucht ein Bad.”
„Beeilt euch. Das Essen ist gleich fertig.”
Jake holte tief Luft, dann winkte er Sam zu. „Was gibt’s denn?”
„Mein berühmtes Chili.”
Emily gab ein lautes Stöhnen von sich und hielt sich theatralisch den Bauch. „Oje!
Können wir uns nicht eine Pizza bestellen?”
Sherry tat so, als wäre sie tief beleidigt, und Sam musste lachen. Sie sah, dass Jake ebenfalls Mühe hatte, ernst zu bleiben. „Natürlich nicht. Du isst mein Chili, und es wird dir schmecken.”
Jake und Emily machten sich auf den Weg nach draußen, um den Hund zu säubern.
Bevor sich die Tür hinter ihnen schloss, rief Sherry: „Jake?”
Er steckte, entspannter als Sam ihn je gesehen hatte, den Kopf durch den Türspalt.
„Ja?”
„Es tut gut, dich hier zu haben.”
Sherrys Worte brachten Farbe in seine Wangen. „Es tut gut, hier zu sein, Sher. Danke.”
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und Sherry schüttelte den Kopf. „Er ist ein echter Herzensbrecher.”
Sam sagte nichts, aber sie konnte Sherry insgeheim nur Recht geben.
„Das letzte Mal hab ich Jake auf Charlies Beerdigung gesehen. Die ganze Sache hat ihn schrecklich mitgenommen.”
Sam warf einen Blick aus dem Fenster. Emily und Jake jagten Fletcher durch den Garten.
„Warum haben Sie sich danach nicht mehr gesehen?”
„Einen Monat nach Charlies Tod hörte ich, dass Jake seinen Job an den Nagel gehängt hat”, sagte Sherry, während sie das Chili umrührte.. „Ich konnte es nicht
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