Versuchung
ich scheine doch einige Fehler gemacht zu
haben. Im Nachhinein stimmt es wirklich: Ich hätte mehr Fragen stellen müssen.“
Nun sah sie zu mir.
„Natürlich wusste
ich, dass du eine Hexe bist. Um ein wenig Durcheinander zu stiften und
mir eine weitere Chance zu verschaffen, nach dem Kristall zu suchen, habe ich
in der Wüste all das Wasser weggeschüttet. Ich hatte gehofft, so würde sich
eine Möglichkeit ergeben, mit Devil allein zu sein. Wer hätte schon ahnen
können, dass er bei dieser kleinen Hexe bleiben würde. Wenigstens wäre sie
dabei beinahe draufgegangen.“
Ihr Blick schweifte
nun zu Devil zurück.
„Dein Vater weiß im
Übrigen längst Bescheid. Glaubst du wirklich, du könntest so etwas vor ihm
verheimlichen?! Es ist ihm allerdings vollkommen egal, dass du einer Hexe
hilfst. Es interessiert ihn nicht einmal, dass sie überhaupt hier ist. Würde
ihm auch nur ein Funken an dir liegen, sähe die Sache natürlich anders aus,
aber alles, was er von dir will, ist deine Kraft – und die wird er bald bekommen.“
Sie redete sich richtiggehend
in Rage, starrte Devil mit irrem Blick an und wurde dabei unaufmerksam.
„Das glaube ich
kaum“, sagte Banshee, ließ ihre Klingen aus den Handgelenken schnellen und
rammte sie ihrer Gegnerin in den Bauch. Lenn taumelte einige Schritte rückwärts
und sah fassungslos auf das Blut, das aus der Wunde floss. Banshee trat einen
Schritt zurück, war jedoch kampfbereit.
„Ich … ich werde
nicht versagen. Ich werde diesen Stein finden. Er muss ihn bei sich tragen. Ich
habe alles durchsucht. Er muss hier sein! Ich werde ihn dem Kaiser bringen,
koste es, was es wolle.“
Blut trat nun aus
ihrem Mund, doch sie schien es nicht einmal zu bemerken. Ihr Blick nahm vollkommen
fremde Züge an, der Wahnsinn war allzu deutlich darin zu erkennen.
„Du warst also nicht
nur an meinem Rucksack!“, brüllte Banshee sie an. „Du hast die Sachen von uns
allen durchwühlt?!“
Lenn kicherte. „Wäre
ja möglich gewesen, dass der Kristall bei einer von euch beiden ist. Ich
glaubte es zwar nicht, aber es hätte ja trotzdem sein können.“
Sie streckte die
Hände aus und begann, einen Zauber zu wirken. Grüner Nebel stieg auf und legte
sich um sie. Ihre Augen starrten uns an, wurden immer größer und in der Hand hielt
sie eine giftgrün leuchtende Kugel.
„Sagt mir auf der
Stelle, wo der Stein ist!“, brüllte sie.
„Force, schnell!
Der Schutzschild!“, rief Devil mir zu, während er zu mir gerannt kam, doch es
war zu spät – Lenn warf das Licht und ich konnte die alles vernichtende Kraft
spüren. Ich rief, so schnell es ging, den roten Schutzkreis und betete darum,
dass er funktionieren würde. Ich hatte mit Banshee so viel geübt, es musste
jetzt einfach klappen.
Um uns herum
erklang ein ohrenbetäubendes Geräusch, als die Kugel traf und alles mit sich
riss. Holz, Steine, Erde und Staub regneten auf uns herab. Ich versuchte zu
atmen und spürte gleichzeitig mein Herz vor Angst gegen den Brustkorb hämmern.
Ich lebte noch und wurde von dem roten Licht eingehüllt. Ich hatte es gerade
noch geschafft. Devil war inzwischen neben mir angekommen.
„Versuch, den
Zauber weiterhin aufrechtzuhalten.“
Ich tat, was er
verlangte, als plötzlich dicker, grüner Schleim aus dem Himmel herabtröpfelte.
Alles, was er traf, begann zu zischen und sich in eine zähe, Blasen schlagende
Flüssigkeit zu verwandeln. Kaum war der letzte Tropfen herabgefallen, stürzte
sich Devil auch schon auf Lenn. Doch blitzschnell rief sie den nächsten Zauber.
Ein Raunen ging durch die Erde, sie bebte und rumorte. Die Bäume und Pflanzen,
die ein wenig entfernt von uns gestanden hatten, begannen zu zittern und sich
zu schütteln. Ich konnte es nicht glauben, doch sie rissen ihre Wurzeln aus dem
Boden und kamen auf uns zu.
Die Äste wurden länger
und länger und schossen uns entgegen. Banshee rannte los und versuchte, sie mit
ihren Klingen zu zerstückeln, doch es kamen unaufhörlich weitere nach, die sich
um sie wickelten, ihre Arme packten und schließlich sogar den kompletten Körper
umschlossen. Sie verzog schmerzhaft das Gesicht, als die Äste und Wurzeln sich fester
um sie schlangen. Ich hörte die Dämonin leise ächzen und schließlich schrie sie
auf.
Devil konnte ihr
nicht helfen, denn er war bereits mitten in einen Kampf verwickelt. Auch um ihn
versuchten sich die Pflanzen zu binden, während sich andere zu
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