Versuchung
Rücken des Drachen und gab ihm den Befehl
loszufliegen. Das riesige Tier stand auf, streckte die Flügel aus und erhob sich
augenblicklich in die Luft. Ich sah, wie Devil immer näher kam. Auch die
Kreaturen, die ihn verfolgten, konnte ich nun gut erkennen. Sie sahen aus wie
riesige, gefährliche Hunde. Der Speichel troff aus ihren Mäulern, die Lefzen
waren gebleckt; jeder ihrer Muskelstränge war zum Äußersten gespannt.
Der Drache flog nur
ein paar Meter weit fort, anscheinend hatte Banshee vor, in der Nähe zu
bleiben. In diesem Augenblick erreichte Devil uns, rannte so schnell er konnte
und sprang schließlich mit unglaublicher Kraft über die Klippe. Einige Hunde
stürzten ihm nach und fielen mit lautem Geheul in die Tiefe.
Er hatte den Fuß
des Drachen zu fassen bekommen und hielt sich daran fest. Nun gab es kein
Halten mehr und Banshee trieb das Tier voran. Noch immer sprangen die Hunde
vorwärts, versuchten, sich irgendwie in den Drachen zu verbeißen. Devil erhob
die Hand und warf den Tieren den Imperas-Zauber entgegen. Wir wurden augenblicklich
von einer enormen Druckwelle erfasst und einige Meter weit nach vorne
geschleudert, doch wir hatten es geschafft.
Langsam kam Devil
zu uns geklettert und ließ sich erschöpft auf den Rücken des Drachen fallen. Er
sah mitgenommen aus und sehr müde, aber schwer verletzt schien er
glücklicherweise nicht zu sein. Er hatte ein paar Kratzer und blutende Stellen,
doch die sahen nicht allzu schlimm aus.
Voller Erleichterung und
mit Tränen in den Augen umarmte ich ihn. „Ich bin so froh, dass du es geschafft
hast.“
Er streichelte mir durchs
Haar und lächelte
„Hey, nicht weinen.
Ich hab doch gesagt, es wird alles gut.“
Banshee wandte sich
nach uns um und strahlte ebenfalls.
„Ich dachte,
Soldaten waren hinter uns her. Wo hast du denn diese Höllenhunde aufgetrieben?“
„Die Kerle konnte
ich eigentlich ziemlich schnell abhängen. Aber auf dem Weg hierher bin ich dann
leider noch auf diese Viecher gestoßen. Und die waren nicht so leicht abzuschütteln.“
„Ein paar Minuten
später und wir wären ohne dich los“, fuhr sie fort.
„Ja, es war ganz
schön knapp.“ Er legte den Kopf zurück. „Mann, bin ich kaputt.“
„Schlaf ruhig erst
mal ein bisschen. Das tut dir sicher gut.“ Sie tätschelte den Hals des Drachen.
„Ich sag dem Kleinen hier schon, wo es lang geht.“
Er nickte und sah
mich mit seinen smaragdgrünen Augen an. Ich war so froh, dass sich meine Vision
ein weiteres Mal nicht bestätigt hatte. Ich fürchtete jedoch den Tag, an dem
sie es tun würde …
Der Flug über das
Meer dauerte nur einen knappen Tag, wobei wir keinem weiteren Feind begegneten.
Zwar war es für den Drachen nicht immer einfach, mit den starken Windböen
zurechtzukommen, doch er schaffte die Strecke ohne größere Probleme.
Auf diesem
mächtigen Tier sitzen zu können, seine warme Haut, die rauen, harten Schuppen
unter mir zu spüren, war ein beeindruckendes Erlebnis. Zudem genoss ich es sehr,
über das Meer zu fliegen. Über uns der weite Nachthimmel und darunter das tiefe
blaue Wasser. Es strahlte etwas sehr Beruhigendes aus, und so konnte ich
tatsächlich für kurze Zeit meine Sorgen vergessen.
Am nächsten Tag
erreichten wir das Ufer. Ich tätschelte zum Abschied die Flanke des Drachen und
sah ihm nach, wie er sich langsam gen Himmel erhob. Ich wäre gern weiter mit
ihm gereist, doch mit so einem Tier blieb man eben leider kaum unbemerkt. Aber genau
das hatte nun mal oberste Priorität.
Wir befanden uns
nun in Averonns Gebiet und ich merkte, dass auch Devil und Banshee sogleich
angespannter waren. Besonders die Dämonin machte sich kampfbereit und schien
hinter jedem Busch einen Feind zu erwarten. Dennoch kamen wir unbehelligt
voran. Niemand folgte uns, nichts griff uns an.
„Ich traue dem
Frieden irgendwie nicht“, meinte Banshee am Abend.
Da wir uns durch nichts
verraten wollten, hatten wir sogar auf ein Lagerfeuer verzichtet.
„Ich weiß, was du
meinst“, antwortete Devil nachdenklich. „Ich bin mir sicher, dass der Trupp,
den ich vorm Naran-Meer abgeschüttelt habe, Averonn längst benachrichtigt hat. Deshalb
wundere ich mich auch, dass sie nicht schon überall nach uns suchen.“
„Vielleicht haben
sie dich auch gar nicht erkannt. Wissen die Soldaten überhaupt, wie du
aussiehst?“, fragte Banshee.
„Davon gehe ich mal
aus“, er sah sich kurz um und meinte dann: „Ich
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