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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Banshee hatte die Ellbogen auf die Werkbank gestützt und
lehnte ihren Kopf in die Hände. Sie sah leicht gelangweilt auf das verstaubte
Ding.
      „Red nicht so
abfällig. Ich kenne Unzählige, die für einen Funktionierenden Unsummen zahlen
würden. Davon abgesehen, ist er eigentlich mit nichts zu vergleichen. Als ich
klein war, habe ich ein einziges Mal einen zu Gesicht bekommen und dieses Bild habe
ich bis heute nicht vergessen.“ Wieder seufzte er: „Aber es wird wohl Zeit, ihn
zu entsorgen.“
      „Sind Sie sicher,
dass sich jeder über einen Blitzfänger freuen würde?“, fragte Devil.
      „Natürlich“, versicherte
Zachas.
      „Wenn Ihr ihn
wirklich nicht mehr braucht, würde ich ihn Euch gerne abkaufen“, fuhr Devil
fort.
      Nicht nur Banshee,
sondern auch ihr Vater schien über diese Worte erstaunt, doch dann lächelte er.
      „Es würde mich
freuen, wenn du ihn nimmst.“ Damit griff er den Behälter und reichte ihn dem
Jungen. „Hier, ich schenke ihn dir.“
      Er nahm ihn dankend
entgegen.
      Das Bild von der
Schmiede löste sich allmählich auf. Ich spürte, wie mir ein kalter Wind um die
Nase wehte und an mir zog. Ich wurde von den Füßen gerissen und landete ziemlich
unsanft auf einem steinernen Fußboden.
      Ich sah Devil, wie
er mit einem Gegenstand in seinem Arm auf den Thronsaal zueilte. Ich hätte den Blitzfänger
beinahe nicht wiedererkannt, denn das Gehäuse war nicht mehr rostig, sondern erstrahlte
in einem metallischen Blau. Das Glas war ersetzt worden und hielt ein goldenes,
umherblitzendes Licht gefangen. Es war tatsächlich ein atemberaubender Anblick,
genau wie Zachas es beschrieben hatte.
      „Devil hat Wochen
damit verbracht, den Blitzfänger zu reparieren. Es war nicht einfach, doch wie du
siehst, ist es ihm letztendlich gelungen. Zum Schluss hatte er sogar einen
Blitz fangen können“, erklärte Alron, der dem Jungen mit festem Blick folgte.
      In diesem Augenblick
öffnete Devil die Tür und trat ein. Sein Vater saß auf dem Thron und
beobachtete schweigend seinen Sohn, wie dieser langsam auf ihn zukam. Ich
konnte außerdem zwei weitere Männer erkennen, die in der Nähe des Kaisers
standen und in grüne Kutten gehüllt waren. Sie strahlten etwas Erhabenes aus,
dennoch machten sie mir Angst. Es herrschte eisiges Schweigen, das lediglich
von Devils hellen Schritten und dem Rascheln seiner Kleider unterbrochen wurde,
als er sich niederkniete und die Faust auf seine linke Brust legte. Ich ahnte,
was er vorhatte.
      „Vater“, begann er
langsam. „Ich habe das hier für Euch gemacht.“
      Alle Umstehenden warteten
auf eine Antwort, die kurz darauf durch den Saal schallte: „Komm her.“
      Er tat wie geheißen
und trat vor den Kaiser. Gebannt starrte ich auf den leuchtenden Blitz und
hatte großen Respekt vor Devil, weil er so etwas Vollkommenes geschaffen hatte.
      Urplötzlich glommen
rote Augen unter Chamus’ Kapuze auf, seine Hand schoss hervor und schlug seinem
Sohn mit solcher Wucht ins Gesicht, dass es ihn von den Füßen riss und zu Boden
schleuderte. Dabei glitt ihm der Behälter aus den Händen und krachte scheppernd
zu Boden. Das Glas zerbrach und das wundervolle Licht erlosch. Ich fühlte einen
heftigen Schmerz bei diesem Anblick und wäre am liebsten zu ihm gelaufen. Doch ich
wusste natürlich, dass ich an der Vergangenheit nichts ändern konnte.
      Er saß auf dem
Boden, während seine Augen langsam zu seinem Vater glitten. Noch nie zuvor
hatte ich einen solchen Ausdruck in seinem Blick gesehen. Er schwankte zwischen
purem Entsetzen, Fassungslosigkeit und blanker Zorn.
      Genauso unerwartet
und heftig, wie Chamus’ Schlag gekommen war, fuhr nun auch seine Stimme nieder:
„Wie kannst du es wagen, hier einfach hereinzuplatzen, ohne dass ich dich
gerufen habe?! Und was fällt dir ein, mir so etwas Primitives wie einen
Blitzfänger zu bringen?! Du hast wohl vergessen, wer du bist?“
      Seine Stimme war
laut, entsetzlich kalt und so voller Wut, dass ich ein paar Schritte
zurückwich. Devil rappelte sich auf, kniete erneut nieder und senkte den Blick zu
Boden.
      „Verzeiht mir,
Vater.“
      In seinen Augen erkannte
ich unbändige Wut, und er ballte die Fäuste vor Zorn.
      „Du musst wohl vollkommen
den Verstand verloren haben?! Hier einfach zu erscheinen und mir diesen selbstgebauten
Mist zu überreichen!“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. „Jeder Bauer
ist dazu in der Lage, bilde dir also besser nichts darauf ein!

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