Versunkene Staedte
Parzen, ist das schnell.
Mahlia wollte wegrennen, aber der Halbmensch machte einen Satz nach vorne. Innerhalb eines Herzschlags hatte er die Entfernung zwischen ihnen überwunden und sie gepackt, bevor sie auch nur einen Schritt hatte machen können. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen, und die Welt um sie herum drehte sich. Ihr wurde klar, dass sie durch die Luft flog. Der Halbmensch hatte sie hochgeschleudert wie ein Hund, der eine Ratte durch die Gegend warf.
Tief unter ihr blitzte Sumpfwasser auf. Sie sah den Halbmenschen, der mit gefletschten Zähnen darauf wartete, dass sie wieder herunterkam. Das Wasser stürzte ihr entgegen.
» Ah! «
Sie schlug flach auf dem Wasser auf. Der Sumpf verschluckte sie. Mahlia versuchte verzweifelt, zur Oberfläche zu schwimmen. Der Hundemensch würde sie holen kommen. Mach schnell, mach schnell, mach schnell. Keuchend tauchte sie auf. Das Ungeheuer war kaum fünf Meter von ihr entfernt.
Mahlia kämpfte sich durchs Schilfrohr, aber sie hatte das Gefühl, in Sirup festzustecken. Mit einem einzigen Sprung landete das Ungeheuer neben ihr. Eine Welle riss sie von den FüÃen. Hustend und würgend richtete sie sich wieder auf. Der Halbmensch stand vor ihr. Zu ihrer Ãberraschung hielt er Mouse in der Hand. Seine Faust hatte sich in die roten Strähnen von Mouses Haaren gegraben.
Der Halbmensch streckte die andere Hand aus und packte Mahlia. Sie wollte aufschreien, aber sie wurde kopfüber ins Wasser getaucht. Mahlia strampelte und wehrte sich. Gegen die Kraft dieses Muskelbergs hatte sie jedoch keine Chance.
Ich werde ertrinken.
In diesem Moment riss der Halbmensch sie wieder nach oben. Der heftige Ruck lieà ihre Zähne aufeinanderklappern. Luft und Sonnenlicht. Die grünen Blätter der Bäume. Sie versuchte, Luft zu holen, aber das Ungeheuer tauchte sie ein weiteres Mal unter. Schlammiges, heiÃes Wasser drang durch ihre Nasenlöcher in ihre Kehle. Ihr Gesicht wurde in den weichen Untergrund gedrückt.
Mahlia riss an der Faust des Halbmenschen, um sich zu befreien. Doch die Faust war wie aus Beton. Ihre Bemühungen kümmerten das Ungeheuer überhaupt nicht.
Unwillkürlich erinnerte sie sich daran, wie ein Trupp Soldaten-Jungen einmal einen Hundewelpen ertränkt hatte. Sie hatten ihn abwechselnd unter Wasser gehalten, während er gekämpft und gestrampelt hatte. Zwischendurch hatten sie ihn immer mal hochgeholt, damit er Luft holen konnte. Dann hatten sie ihn unter lautem Lachen wieder unter Wasser getaucht. Für dieses Ungeheuer war sie kaum mehr als ein Spielzeug. Eines, das es nach Belieben umbringen konnte.
Der Halbmensch holte sie erneut hoch. Hustend und würgend atmete Mahlia Luft ein. Mouse war immer noch unter Wasser. Seine Hände ragten nach oben und wedelten wie Schilfgras umher.
Der massige Pitbull-Schädel des Geschöpfs beugte sich zu Mahlia herab. Narben und aufgerissene Haut. Mensch und Tier in einem albtraumhaften Geschöpf vereint. Eine seiner Augenhöhlen war von grauem Narbengewebe bedeckt, aber das andere Auge war weit aufgerissen, tollwütig, gelb und groà wie ein Hühnerei. Das Ungeheuer knurrte und entblöÃte Reihen scharfer Zähne. Ein Geruch von Blut und Aas strömte aus seinem Maul.
» Ich bin kein Fleisch « , knurrte das Ungeheuer. » Ihr seid Fleisch. «
Vor Angst musste Mahlia pinkeln. Urin strömte ihre Beine hinab. Sie schämte sich nicht dafür. Ihr ganzer Verstand war lediglich von Furcht beherrscht. Sie war kein Mensch mehr. Nur noch Beute. Es war, als hätte das Ungeheuer sie aufgeschlitzt und ihre Eingeweide herausgeholt. Sie war nichts. Ihr Herz schlug zwar noch, aber eigentlich war sie längst tot. Beute für gröÃere, stärkere Tiere. Wie die Zivilisten, die erschossen worden waren, als Mahlia aus den versunkenen Städten geflohen war. Mouse strampelte noch unter Wasser, aber er war ebenfalls tot. Er wusste es bloà nicht.
Du musst irgendetwas unternehmen.
Was für ein Witz! Gegen dieses Ungetüm konnte sie gar nichts ausrichten. Erwachsene Soldaten mit Pistolen und Macheten scheiterten im Kampf gegen die Halbmenschen.
Das Ungeheuer sah sie mit bösem Blick an. Der Gestank seines Atems überwältigte sie. Mahlia schloss die Augen und wartete darauf, dass sie in Stücke gerissen wurde.
Na los. Jetzt mach schon.
Aber nichts passierte. Stattdessen hörte sie, wie Mouse keuchend an die
Weitere Kostenlose Bücher