Verteidigung
war von einem halben Dutzend Bluthunden umgeben, die in Zegna- und Armani-Anzügen steckten und aussahen, als wären sie der Werbung in einem Hochglanzmagazin entsprungen.
Wie üblich hatte Richter Seawright die Liste der potenziellen Geschworenen nicht veröffentlicht. Die anderen Richter gaben die Namen zwei Wochen vor der Verhandlung bekannt, was unweigerlich auf beiden Seiten zu hektischen Ermittlungen hoch bezahlter »Geschworenenberater« führte. Je wichtiger das Verfahren, desto mehr Geld wurde dafür ausgegeben, die potenziellen Geschworenen auszukundschaften. Richter Seawright verabscheute diese zwielichtigen Manöver. Vor Jahren hatte es in einem seiner Prozesse Hinweise auf eine unzulässige Kontaktaufnahme durch private Ermittler gegeben. Die potenziellen Geschworenen hatten sich darüber beschwert, dass sie von aalglatten Unbekannten, die zu viel über sie wussten, beobachtet, verfolgt, fotografiert und sogar angesprochen wurden.
In den folgenden fünf Tagen würde Rogan Rothberg fünfhunderttausend Dollar für die Erforschung des Privatlebens der potenziellen Geschworenen ausgeben. Nach Verhandlungsbeginn würden drei teure Berater, die verteilt im Verhandlungssaal saßen, die Geschworenen und ihre Reaktion auf die Aussagen beobachten. Die Beraterin von Finley & Figg kostete fünfundzwanzigtausend Dollar und war erst nach einem weiteren kanzleiinternen Streit engagiert worden. Sie und ihre Mitarbeiter würden ihr Bestes tun, Hintergrundinformationen zusammenzutragen und den idealen Geschworenen zu ermitteln. Außerdem würde sie das Auswahlverfahren überwachen. Ihr Name war Consuelo, und ihr wurde schnell klar, dass sie es mit den unerfahrensten Anwälten zu tun hatte, für die sie je gearbeitet hatte.
Richter Seawright eröffnete die Sitzung, und seine Gerichtsstenografin händigte Oscar und Nadine Karros eine Liste aus. Darauf standen die Namen von sechzig Kandidaten, die von den Mitarbeitern des Richters in einer Vorauswahl überprüft worden waren, um Geschworene auszuschließen, die erstens Krayoxx oder andere cholesterinsenkende Medikamente einnahmen oder eingenommen hatten, zweitens Angehörige, Verwandte oder Freunde hatten, die Krayoxx einnahmen oder eingenommen hatten, drittens jemals von einem Anwalt vertreten worden waren, der auch nur im Entferntesten mit dem Verfahren zu tun hatte, viertens jemals an einem Verfahren beteiligt gewesen waren, bei dem es um ein mutmaßlich fehlerhaftes Medikament oder Produkt ging, fünftens in Zeitungen oder Illustrierten von Krayoxx und dem diesbezüglichen Rechtsstreit gelesen hatten. Daneben enthielt der vierseitige Fragebogen weitere Fragen, die zur Disqualifizierung potenzieller Geschworener führen konnten.
In unerfreulichen und häufig gereizten Gesprächen war vereinbart worden, dass Oscar als leitender Anwalt auftreten und die eigentliche Verhandlungsführung im Sitzungssaal übernehmen sollte. Wally würde beobachtende und beratende Funktionen übernehmen, sich Notizen machen und alles tun, was der zweite Mann so tat, wobei keiner recht wusste, was das bedeutete. David war für die Recherche zuständig, eine enorme Aufgabe, da es für alle drei das erste Verfahren an einem Bundesgericht war und alles recherchiert werden musste. In zahlreichen mühsamen Strategiebesprechungen hatte David in Erfahrung gebracht, dass Oscars letzter Geschworenenprozess acht Jahre zurücklag: ein relativ simpler Prozess an einem bundesstaatlichen Gericht, weil jemand eine rote Ampel missachtet und dadurch einen Unfall verursacht hatte. Oscar hatte verloren.
Wallys Erfahrung war noch bescheidener. Einmal hatte er einen Mandanten vertreten, der in einem Walmart ausgerutscht war, wobei die Geschworenen nach fünfzehnminütiger Beratung zugunsten der Supermarktkette entschieden, einmal war er bei einem längst vergessenen Autounfall mit Sachschaden in Wilmette tätig geworden und ebenfalls unterlegen.
Wenn sich Oscar und Wally nicht auf eine Strategie einigen konnten, wandten sie sich an David – an wen auch sonst? Seine Stimme war das Zünglein an der Waage, was ihn sehr beunruhigte.
Nachdem die Geschworenenlisten verteilt waren, redete Richter Seawright allen eindringlich ins Gewissen, sich von den Kandidaten fernzuhalten. Er wies daraufhin, dass er die potenziellen Geschworenen bei ihrem Eintreffen am Montagmorgen eingehend zum Thema unzulässige Kontaktaufnahme befragen werde. Hatten sie das Gefühl, dass ihnen jemand nachspionierte und ihre Umgebung
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