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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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verängstigt war oder mit dem gebrochenen Kiefer nur nicht richtig reden konnte. »Keiner Menschenseele.«
    »Seit ich arbeitslos bin, habe ich keine Krankenversicherung mehr. Die Behandlungskosten belaufen sich bisher auf viertausendsechshundert Dollar. Die Drähte müssen einen Monat drinbleiben, wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht.«
    »Sie haben mein Angebot gehört«, sagte David. »Sind wir uns einig?«
    Eine lange Pause. »Ja, von mir aus.«
    »Da wäre noch etwas, Mr. Deentz.«
    »Was denn?«
    »Sie haben meine Frau als Betthäschen bezeichnet.«
    »Ah, ja, das hätte ich nicht tun sollen. Ihre Frau ist sehr attraktiv.«
    »Das ist sie und sehr intelligent.«
    »Ich entschuldige mich.«
    »Ich auch.«
     
    Wallys erster Erfolg nach dem Prozess war der erfolgreiche Abschluss von Oscars Scheidungsvereinbarung. Da kaum Vermögen vorhanden war und beide Parteien die Ehe rasch beenden wollten, war die Vereinbarung recht einfach – soweit ein juristisches Dokument einfach sein kann. Als Oscar und Wally direkt unter »Paula Finley« und »Goodloe Stamm« unterzeichnet hatten, starrte Oscar lange auf die Unterschriften und versuchte gar nicht erst, ein Lächeln zu unterdrücken. Wally reichte die Vereinbarung beim Bezirksgericht ein, wo für Mitte Januar ein Termin angesetzt war.
    Oscar bestand darauf, mit einer Flasche Champagner – selbstverständlich alkoholfrei – zu feiern, und die Kanzlei fand sich am späten Nachmittag zu einer inoffiziellen Besprechung am Tisch ein. Da alle vier mitzählten – fünfzehn Tage nüchtern –, wurde auf Wally ebenso angestoßen wie auf den frischgebackenen Junggesellen Oscar Finley. Es war Donnerstag, der 10. November, und obwohl die kleine Kanzlei jede Menge Schulden und nur eine Handvoll Mandanten hatte, waren sie fest entschlossen, den Augenblick zu genießen. Verwundet und gedemütigt mochten sie sein, aber sie waren am Leben und noch lange nicht geschlagen.
    Als David sein Glas leerte, vibrierte sein Handy. Er entschuldigte sich und ging nach oben.
     
    Dylan Kott stellte sich als Vorstandsmitglied und langjähriger Chefsyndikus von Sonesta Games vor. Er rufe aus der Firmenzentrale in San Jacinto, Kalifornien, an. Nachdem er sich bei David für sein Schreiben und den vernünftigen Ton bedankt hatte, versicherte er ihm, die Unterlagen seien von der Führungsspitze des Unternehmens geprüft worden, und man sei »zutiefst beunruhigt«. Auch er selbst sei besorgt.
    »Wir würden uns gern persönlich mit Ihnen treffen, Mr. Zinc.«
    »Und was wäre der Zweck eines solchen Treffens?«, fragte David.
    »Wir möchten uns darüber unterhalten, wie ein Gerichtsverfahren zu vermeiden wäre.«
    »Und damit negative Publicity?«
    »Selbstverständlich. Wir sind ein Spielwarenhersteller, Mr. Zinc. Unser Image ist uns sehr wichtig.«
    »Wann und wo?«
    »Wir haben ein Vertriebszentrum und -büro in Des Plaines, ganz in Ihrer Nähe. Passt Ihnen Montagmorgen?«
    »Ja, aber nur, wenn Sie ernsthaft einen Vergleich in Erwägung ziehen. Wenn Sie mich mit irgendwelchen Almosen abspeisen wollen, können Sie das gleich vergessen. Dann gehe ich lieber vor Gericht.«
    »Bitte, Mr. Zinc, solche Drohungen sind wirklich verfrüht. Ich kann Ihnen versichern, dass uns der Ernst der Lage bewusst ist. Leider erleben wir so etwas nicht zum ersten Mal. Ich kann Ihnen das alles am Montag erklären.«
    »In Ordnung.«
    »Hat das Gericht einen gesetzlichen Vertreter für das Kind bestellt?«
    »Ja. Den Vater.«
    »Wäre es möglich, dass beide Eltern am Montagmorgen vor Ort sind?«
    »Ich bin mir sicher, das lässt sich organisieren. Warum?«
    »Unser CEO, Carl LaPorte, würde sich gern im Namen unseres Unternehmens persönlich bei ihnen entschuldigen.«

49
    Das Vertriebszentrum war eines in einer langen Reihe moderner Lagerhäuser, die sich von Des Plaines und den Vororten von Chicago auf einer Fläche von vielen Tausend Quadratmetern endlos nach Westen zu erstrecken schienen. Mit seinem Navigationsgerät hatte David es problemlos gefunden, und um zehn Uhr am Montagvormittag geleitete er Soe und Lwin Khaing durch die Eingangstür eines Bürogebäudes aus rotem Backstein, das an ein enormes Lagerhaus angebaut war. Sie wurden durch einen Gang in ein Besprechungszimmer geführt, in dem ihnen Kaffee, Gebäck und Saft angeboten wurden. Sie lehnten ab. Davids Magen rebellierte, seine Nerven waren aufs Äußerste angespannt.
    Drei gut gekleidete Vertreter des Unternehmens betraten den Raum:

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