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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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meines Vaters zu übernehmen?«
    Und ob ich den Fall übernehmen will, dachte Wally. Doch jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, nichts zu überstürzen. Oder zumindest nicht zu optimistisch zu wirken. »Sagen wir mal so: Der Fall hat Potenzial. Aber ich muss mich mit meinem Seniorpartner beraten, einige Recherchen anstellen, mit den Jungs von Zell & Potter sprechen, meine Hausaufgaben machen. Sammelklagen sind sehr kompliziert.« Und sie konnten ungeheuer lukrativ sein, was für Wally im Moment das Wichtigste war.
    »Vielen Dank, Mr. Figg.«
     
    Um fünf vor elf wurde Abner nervös. Immer wieder warf er einen Blick zur Tür, während er mit dem weißen Geschirrtuch Martinigläser auf Hochglanz polierte. Eddie war erwacht und schlürfte Kaffee, schien aber immer noch in einer anderen Welt zu sein. Schließlich sagte Abner: »David, würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Alles, was Sie wollen.«
    »Könnten Sie zwei Barhocker weiterrutschen? Der Hocker, auf dem Sie sitzen, ist jeden Morgen ab elf Uhr reserviert.«
    David sah nach rechts. Zwischen ihm und Eddie standen acht leere Barhocker. Und links von ihm, zwischen ihm und dem anderen Ende der Theke, standen sieben leere Barhocker. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
    »Ach, kommen Sie schon.« Abner nahm Davids Glas, das fast leer war, zapfte ein frisches Bier und stellte es zwei Barhocker weiter links auf die Theke.
    Langsam stand David auf und folgte seinem Bier. »Erklären Sie’s mir?«, fragte er.
    »Sie werden es gleich verstehen«, sagte Abner mit einem Kopfnicken in Richtung Tür. Außer ihnen war sonst niemand im Raum, bis auf Eddie natürlich.
    Wenige Minuten später ging die Tür auf, und ein älterer Asiate kam herein. Er trug eine adrette Uniform, eine Fliege und eine Chauffeursmütze. Der Mann begleitete eine Dame, die erheblich älter war als er. Sie ging am Stock, ohne Hilfe des Chauffeurs, der jedoch stets an ihrer Seite blieb. Die beiden trippelten langsam auf die Theke, zu. David sah ihnen fasziniert dabei zu – fing er jetzt an zu halluzinieren, oder geschah das wirklich? Abner mixte einen Drink und beobachtete die beiden ebenfalls. Eddie murmelte etwas vor sich hin.
    »Guten Morgen, Miss Spence«, sagte Abner höflich. Es sah so aus, als würde er fast eine Verbeugung machen.
    »Guten Morgen, Abner«, erwiderte sie, während sie sich vorsichtig auf den Barhocker zog. Der Fahrer folgte ihren Bewegungen mit beiden Händen, berührte sie aber nicht. Als sie saß, sagte sie: »Das Übliche.«
    Der Fahrer nickte Abner zu, dann drehte er sich um und verließ schweigend die Bar.
    Miss Spence trug einen langen Nerzmantel, eine dicke Perlenkette um den winzigen Hals und mehrere Schichten Rouge und Wimperntusche, die allerdings nichts daran ändern konnten, dass sie mindestens neunzig war. David war schwer beeindruckt von ihr. Seine Großmutter war zweiundneunzig und lag in einem Pflegeheim, ans Bett gebunden, geistig völlig abwesend, und jetzt saß da diese alte Dame neben ihm und wollte sich vor dem Mittagessen einen hinter die Binde kippen.
    Sie ignorierte ihn. Abner mixte ihren Drink, der aus ungewöhnlichen Zutaten zu bestehen schien. »Ein Pearl Harbor«, sagte er, während er das Glas vor sie stellte. Sie führte es langsam an die Lippen, nahm mit geschlossenen Augen einen kleinen Schluck, den sie kurz im Mund behielt, und gewährte Abner schließlich ein überaus faltiges Lächeln. Er schien wieder zu atmen.
    David, der zwar noch nicht völlig blau, aber auf dem besten Weg dorthin war, beugte sich vor und sagte: »Kommen Sie oft hierher?«
    Abner schluckte schwer und hob abwehrend die Hände. »Miss Spence ist ein Stammgast, und sie zieht es vor, in Ruhe gelassen zu werden«, sagte er mit einem nervösen Unterton in der Stimme. Miss Spence trank noch einen Schluck, wieder mit geschlossenen Augen.
    »Sie kommt in eine Bar und möchte in Ruhe gelassen werden?«, fragte David ungläubig.
    »Ja!«, fuhr Abner ihn an.
    »Dafür dürfte sie sich die richtige Bar ausgesucht haben«, sagte David, während er mit der Hand über den Raum deutete. »Gähnende Leere. Haben Sie es hier eigentlich mal richtig voll?«
    »Ruhe«, verlangte Abner. Spielen Sie eine Weile mit, sagte seine Miene.
    David ließ sich nicht beirren. »Sie hatten den ganzen Morgen über nur zwei Gäste, mich und den alten Eddie da drüben, und wir wissen, dass er seine Rechnung nicht zahlt.«
    Eddie steuerte gerade mit der Kaffeetasse auf sein Gesicht zu, konnte seinen Mund jedoch

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