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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Bars. Früher oder später werden Sie ihn schon finden.« Mit diesen Worten legte Roy Barton einen dramatischen Abgang hin und knallte die Tür hinter sich zu.
    Sobald er fort war, trat Al zu Helen, legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: »Roy ist ein Arschloch, aber mit einem hat er recht: David sitzt jetzt in einer Bar und betrinkt sich. Irgendwann wird er sich ein Taxi nehmen und nach Hause fahren.«
    Auch Lurch kam näher. »Helen, es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Genau genommen ist es gar nicht mal so ungewöhnlich. Morgen geht es ihm wieder gut.«
    »Die Kanzlei hat einen Psychiater angestellt, einen richtigen Profi, der sich um die Verluste kümmert«, fugte Al hinzu.
    »Die Verluste?«, fragte Helen. »Ist mein Mann jetzt ein Verlust?«
    Lurch zuckte mit den Achseln und sagte: »Ja, aber er kommt schon wieder in Ordnung.«
    Al zuckte mit den Achseln und sagte: »Er sitzt in einer Bar. Da wäre ich jetzt auch gerne.«
     
    Bei Abner’s hatte inzwischen der große Ansturm zur Mittagszeit eingesetzt. Die Sitznischen und Tische waren voll, und an der Bar standen Leute aus den umliegenden Büros, die ihren Hamburger mit einem Bier hinunterspülten. David war einen Hocker nach rechts gerutscht und saß jetzt direkt neben Miss Spence. Die alte Dame war inzwischen bei ihrem dritten und letzten Pearl Harbor. David war bei seinem zweiten. Als sie ihm den ersten angeboten hatte, hatte er noch abgelehnt und behauptet, Cocktails nicht zu mögen. Sie bestand jedoch darauf, dass er einen trank, und Abner mixte einen und stellte ihn vor David hin. Der Cocktail sah so harmlos aus wie Hustensaft, war aber eine tödliche Mischung aus Wodka, Melonenlikör und Ananassaft.
    Wrigley Field – das Stadion der Cubs – war der gemeinsame Nenner. Miss Spence’ Vater hatte sie als kleines Mädchen dorthin mitgenommen, und seitdem war sie ein Fan der Cubs. Sie hatte zweiundsechzig Jahre lang eine Dauerkarte gehabt, ein Rekord, da war sie sich sicher, und die ganz Großen spielen sehen – Rogers Hornsby, Ernie Banks, Ron Santo, Billy Williams, Fergie Jenkins und Ryne Sanberg. Wie alle Fans der Cubs hatte sie Höhen und Tiefen erlebt. Ihre Augen blitzten, als sie vom Fluch des Ziegenbocks erzählte, eine Geschichte, die jeder Anhänger des Klubs kannte. Tränen standen ihr in den Augen, als sie sich an die schicksalhafte Saison 1969 erinnerte. Während sie über die enttäuschten Hoffnungen der Saison 1977 sinnierte, trank sie einen großen Schluck aus ihrem Glas. Und irgendwann ließ sie fallen, dass ihr verstorbener Mann einmal versucht habe, das Team zu kaufen, aber von irgendwem daran gehindert worden sei.
    Nach dem zweiten Pearl Harbor war sie schwer angeschlagen. Der dritte gab ihr den Rest. Sie war überhaupt nicht neugierig darauf, wie es um David stand. Stattdessen übernahm sie fast die ganze Zeit das Reden, und David, der sich inzwischen in Zeitlupe bewegte, begnügte sich mit der Rolle des Zuhörers. Von Zeit zu Zeit wagte sich Abner in ihre Nähe und vergewisserte sich, dass es Miss Spence an nichts fehlte.
    Um Punkt 12.15 Uhr, als der Ansturm zum Mittagessen am größten war, kam ihr asiatischer Fahrer zurück. Sie leerte ihr Glas, verabschiedete sich von Abner und machte keine Anstalten zu zahlen. Dann bedankte sie sich bei David für dessen Gesellschaft und verließ die Bar, die linke Hand in der Armbeuge ihres Fahrers, die rechte auf ihrem Stock. Sie ging langsam, aber aufrecht. Sie würde wiederkommen.
    »Wer war das?«, fragte David, als Abner wieder in seine Nähe kam.
    »Erzähle ich Ihnen später. Wollen Sie was essen?«
    »Ja. Die Hamburger sehen gut aus. Extra Käse, mit Pommes frites.«
    »Bringe ich Ihnen.«
     
    Der Taxifahrer hieß Bowie und redete gern. Als sie das dritte Beerdigungsinstitut verließen, konnte er seine Neugier nicht mehr bremsen. »Ich muss Sie mal was fragen«, sagte er mit einem Blick über die Schulter. »Was hat es denn mit diesen vielen Beerdigungsinstituten auf sich?«
    Wally hatte den kompletten Rücksitz mit Traueranzeigen, Stadtplänen und Notizblöcken bedeckt. »Als Nächstes fahren wir zu Wood & Ferguson in der One Hundred and Third Street Street, in der Nähe des Beverly Park«, sagte er, Bowies Frage fürs Erste ignorierend. Sie waren jetzt seit fast zwei Stunden zusammen, und das Taxameter zeigte annähernd einhundertachtzig Dollar an. Nicht gerade wenig für eine Taxifahrt, aber nur Peanuts, wenn man den Betrag vor dem Hintergrund eines

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