Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
hatte.
Geduldig hörte ich mir die Klagen der beiden an. Im Wesentlichen waren sie der Meinung, die Regeln im Ritzman Hotel & Spa glichen eher einem Gefängnis als einem 5-Sterne Hotel. »Und wissen Sie, was das Allerschlimmste war? Der Nachtwächter, dieser Mann mit dem Schnurrbart und den wirren Haaren – Sie wissen, wen ich meine?« Frau Tanaka blickte mich fragend an.
Als ich nicht gleich nickte, wühlte sie durch ihre riesige Schultertasche und brachte schließlich einen Bierdeckel zum Vorschein, den sie mir hinhielt. »Hier, sehen Sie. Ich habe die Namen der Leute aufgeschrieben. Der Schlimmste von allen, das war dieser Pathee. Hier steht’s ja auch – schwarze Hose und grünes Hemd mit einer Tasche.«
Ich runzelte die Stirn beim Anblick der auf dem Bierdeckel fein säuberlich notierten Personenbeschreibungen von fünf unserer Mitarbeiter, die in der Nachtschicht arbeiteten. Doch so leicht ließ sich Frau Tanaka nicht aus dem Konzept bringen. »Dieser Pathee hatte doch tatsächlich die Frechheit mich zu fragen, ob ich auch sein Hinterteil sehen möchte, als ich mir die Farbe seiner Dienstkleidung notiert habe.«
Es war schwer, ein Grinsen weiterhin zu unterdrücken. Lange hielt ich das nicht mehr durch. Meine Erklärungen, dass die Hausordnung zum Wohle aller Gäste sei, wollten sie nicht gelten lassen. »Ach was, wen hat es denn zu interessieren, was wir in unserem Zimmer machen? Dafür haben wir schließlich genug Geld bezahlt? Und davon wird übrigens auch Ihr Gehalt ausgezahlt, junges Fräulein!«
Ms. Bingham stand ein paar Schritte entfernt und hatte bis eben aufmerksam zugehört. Schließlich griff sie ein, führte die beiden zu einer etwas entfernten Sitzgruppe und sprach leise und bestimmt mit ihnen. Keine zwei Minuten später schüttelten die Tanakas ihr versöhnlich die Hand.
Ich stand betroffen am Empfangsschalter. Schon wieder hatte ich versagt, die neue Woche begann genauso, wie die alte aufgehört hatte. Doch ich hatte mich getäuscht. Ms. Bingham kam auf mich zu und nickte freundlich. »Für’s erste Mal haben Sie das gut gemacht, Juliet. Immer schön ruhig bleiben und vor allem - zuhören. Wenn Sie Hilfe brauchen, können Sie mich fragen und mit der Zeit kriegen Sie das auch alleine hin.«
Ich atmete tief durch. Diesen Test hatte ich also bestanden. Trotzdem fragte ich mich, wie meine Chefin es so schnell geschafft hatte, die beiden zu beruhigen.
Zu Beginn der Mittagspause erhielt ich in der Kantine einen Anruf von der Rezeption. »Juliet, falls du noch nicht angefangen hast zu essen – kannst du kurz kommen und mithelfen? Wir brauchen eine weitere Hand hier, es dauert auch nicht lange.«
Ich stellte den leeren Teller zurück und ging wieder zum Empfang. »Was gibt es denn so Dringendes?«
Ms. Bingham sah zu mir hinüber. »Die Zimmermädchen haben angerufen, im Zimmer 2316 blockiert etwas die Tür. Das Zimmer sollte eigentlich unbelegt sein, aber es klang, als sei die Tür von innen verriegelt. Bitte geh nachsehen, ob du helfen kannst.«
Im Hotel gab es insgesamt drei Generalschlüssel, einer davon wurde am Empfang verwahrt und sorgfältig dem jeweils diensthabenden Manager übergeben. Ein weiterer Schlüssel befand sich in den Händen der Chefin unseres Reinigungsteam und den dritten Schlüssel hielt angeblich Daniel Stone persönlich unter Verschluss. Es handelte sich natürlich nicht um richtige Schlüssel, sondern um speziell codierte Karten, jede von ihnen war nachverfolgbar und es konnte sogar festgestellt werden, mit welchem der Generalschlüssel eine Tür geöffnet wurde. Nur mit diesen Schlüsseln war es möglich, auch Türen zu öffnen, die von innen verriegelt waren. Immer wieder kam es zum Beispiel vor, dass jemand stürzte oder kleine Kinder sich aus Versehen eingeschlossen hatten.
Also begab ich mich mit unserem Schlüssel so schnell wie möglich zu dem genannten Zimmer. Je schneller ich die Sache erledigt hatte, umso eher konnte ich meine Mittagspause beginnen. Und die hatte ich mir heute wirklich verdient.
Vor Zimmer 2316 erwarteten mich zwei Zimmermädchen und ein Haustechniker. Alle sahen ungeduldig aus und blickten mir erwartungsvoll entgegen. Ich sah schon von Weitem, dass die Frauen bereits ihren Putzwagen positioniert hatten und nur darauf warteten, endlich mit ihrer Arbeit fortzufahren.
»Miss, ich glaub wir musse de Tür aufbreche«, erklärte mir die ältere der beiden Frauen in gebrochenem Englisch, als ich den Generalschlüssel zückte. »Dat habe
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