Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
hatte ich die Fürsorge meiner Eltern als erdrückend empfunden, doch nach meiner so langen Abwesenheit sah ich die Dinge nun aus einem anderen Blickwinkel und freute mich einfach über unsere gemeinsame Zeit. Leider verging diese viel zu schnell.
Am späten Nachmittag erhielt mein Vater einen Anruf und musste daraufhin sofort aufbrechen, um einen Geschäftspartner zu treffen. »Es tut mir so leid, dass ich nicht zu deiner Vorstellung kommen kann, mein Kind. Aber ich verspreche dir, beim nächsten Mal klappt es bestimmt.«
Meine Mutter blieb bei mir und begleitete mich zur Aufführung von Zubeida . Unter ihrem kritischen Blick kam ich mir wieder wie ein kleines Mädchen vor, obwohl ich seit Jahren auf Bühnen in aller Welt auftrat. Doch das Urteil meiner Mutter war mir wichtiger als das eines jeden Kritikers, besonders, weil ich wusste, wie gut sie mich kannte und wie hart sie mich angetrieben hatte, seit ich zusammen mit Corinne im zarten Alter von vier Jahren die ersten Ballettstunden erhielt.
Meine Mutter war begeistert von dem Musical und angetan von meiner kleinen Rolle. »Rob Robson hat es wirklich drauf. Da bin ich fast neidisch, dass du zu seiner Choreografie tanzen darfst.« Natürlich erhoffte sie sich für mich eine größere Rolle, aber wir wussten beide, dass ich in weniger als einem Monat die Hauptrolle tanzen sollte.
Später erreichten wir den Triumph Tower und hatten den restlichen Abend zum Quatschen. »So Juliet, jetzt haben wir endlich Zeit, um uns richtig zu unterhalten. Mit deinem Vater ständig um uns herum, ist es ja unmöglich, ein richtiges Frauengespräch zu führen.«
Oh je, meine Mutter schien ganz in ihrem Element und ich fürchtete mich schon vor ihren Fragen.
»Meine Kleine, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, wie sehr du dich in den vergangenen Jahren verändert hast? Ich hatte die Hoffnung mit dir ja schon fast aufgegeben, aber nun hast du dich doch von einem hübschen Mädchen in eine sinnliche junge Frau verwandelt. Du erinnerst mich an mich selbst, in deinem Alter.«
Meine Mutter war eine bildhübsche, anmutige Tänzerin gewesen, als mein Vater sie im Alter von fünfundzwanzig Jahren kennengelernt und nur sechs Monate später geheiratet hatte. Auch jetzt noch, mit fast fünfzig Jahren, wirkten ihre Bewegungen elegant, ihre Haut war straff und makellos und wann immer wir uns gemeinsam im Spiegel betrachteten, fühlte ich mich ungelenk. Mir fehlten ihre Weichheit, ihre Weiblichkeit und das grazile Auftreten, im Vergleich zu ihr war ich der Elefant im Porzellanladen.
»Du wirkst schon den ganzen Tag so abwesend. Gibt es einen Grund dafür?« fragte meine Mutter als Nächstes. Bingo. Sofort wurde ich rot.
»Kind, was ist denn los mit dir? Du bist doch sonst nicht so emotional?« Sie blickte mich einige Sekunden lang aufmerksam an und fuhr dann fort: »Da kann nur ein Mann dahinter stecken. Ich will alles wissen – wer ist er, was macht er und wo habt ihr euch kennengelernt?«
Was sollte ich darauf antworten? Wenn ich ihr von Daniel berichtete, würde sie ausflippen und mich zwingen, sofort mit ihr zurück nach Montecino zu kommen.
Stattdessen berichtete ich ihr nochmal über Garrys geheimnisvolles Verschwinden, seinen Kuss, die seltsamen Anrufe. Garry war schon seit der Schulzeit bei mir zu Hause ein- und ausgegangen, meine Mutter mochte ihn sehr und war deshalb auch umso betroffener über sein ungewisses Schicksal. Sie versprach, alles zu versuchen, um mit Hilfe ihrer Kontakte mehr Licht in die Angelegenheit zu bringen.
Um kurz nach Mitternacht gingen wir schließlich schlafen und als meine Mutter mich noch einmal in den Arm nahm, flüsterte sie mir ins Ohr: »Mein Kind, ich weiß nicht, was in dir vorgeht, aber wenn du Hilfe brauchst, ich bin immer für dich da.«
Ich drehte mich schnell weg, damit sie meine Tränen nicht sah. Ihre Anteilnahme war einfach zuviel für meine strapazierten Nerven.
Mitten in der Nacht kehrte mein Vater von seinem Treffen zurück. Er klopfte laut an meine Wohnungstür, wirkte angetrunken, als ich ihm öffnete. »Juliet, du bist ja noch wach? Geh schnell schlafen, meine Süße, dort draußen lauert der böse Wolf.«
Oh je, er hatte wirklich getrunken. Meine Mutter erschien ebenfalls. »Richard, nun komm endlich schlafen und lass das Mädchen in Ruhe. Du sollst ihr doch keine Angst einjagen!«
Aber mein Vater lachte dröhnend. »Ich habe Stone gerade im Fahrstuhl getroffen! Der war ganz seltsam drauf, wollte sich sogar mit mir
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