Vertrau deinem Herzen
eine tiefdunkle Farbe an.
Großartig, dachte JD. Gleich steht uns einer seiner Anfälle ins Haus. Kate hatte ihn vor Aarons Wutausbrüchen gewarnt, aber sie hatte nicht gesagt, wie er sich in einem solchen Fall verhalten sollte. „Hey, ist ja gut“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Wir sind doch Kumpel.“
Aaron machte ein paar Schritte zurück. Er verlor zusehends die Fassung. „Nach diesem Sommer werde ich dich nie wiedersehen.“
Das war es also, was ihn beschäftigte! JD widersprach ihm nicht. „Ich will dich nicht anlügen. Am Ende des Sommers muss ich den See verlassen, genau wie du und deine Mom.“
„Und Callie“, ergänzte Aaron.
„Ja, sie auch. Aber warum lässt du dir davon heute schon die Laune vermiesen?“
„Weil ich es hasse.“ Mit diesen Worten holte er aus und warf die Kamera mit aller Kraft von sich.
Ohne darüber nachzudenken, hechtete JD ihr hinterher und fing sie mit beiden Händen auf. „Ruf deinen Hund, Junge“, sagte er. „Wir gehen zurück.“
„Nein, noch nicht.“ Aarons Wut verwandelte sich in hitzige Verzweiflung. „Komm schon, JD! Ich wollte die Kamera nicht werfen, das schwöre ich.“
„Stimmt. Sah für mich auch genau wie ein Unfall aus.“ JD kundschaftete die Gegend nach Stellen aus, an denen Aaron sich verletzen könnte. Es gab scharfe Steine, eine schroffe Felswand, felsige Schluchten und abgeknickte Bäume ... Die Möglichkeiten waren schier endlos. Er wusste, was er riskierte.
„Okay, Aaron, ich habe keine Lust auf einen deiner Tobsuchtsanfälle“, sagte er. „Du bist alt genug, um es besser zu wissen. Also lass uns jetzt den Rückweg antreten.“
„Ich gehe nicht.“ Das Gesicht des Jungen war jetzt beinahe purpurfarben.
„Wie du willst.“ JD pfiff nach Bandit. Mist, dachte er, nun muss ich es auch durchziehen. Ich muss den Jungen hier stehen lassen, sonst hat er mich in der Tasche.
Der Hund kam angelaufen, und JD machte sich an den Abstieg. Er schaute sich nicht danach um, ob Aaron hinterherkam. Er ging einfach nur gemächlich weiter, während der Hund fröhlich vor ihm hersprang. Aber vielleicht war das doch kein so guter Schachzug. Aaron konnte weglaufen, sich in der weiten Wildnis verirren.
JD machte so viel Lärm wie möglich. Er hoffte, der Junge würde doch noch aufgeben und ihm folgen. Er hatte keine Ahnung, ob sein Trick funktionierte; dazu hatte er zu wenig Erfahrung mit Kindern. In der Regel traf er sie am schlimmsten Punkt ihres Lebens – wenn sie sich selbst verletzt, Gift geschluckt oder ein so hohes Fieber bekommen hatten, dass der Notarzt gerufen werden musste. Sogar gesunde Kinder waren ihm ein Rätsel. Ihr Gehirn schien auf einer anderen Wellenlänge zu laufen. Er verstand sie einfach nicht. Er wusste nicht, was es bedeutete, ein Elternteil zu sein. Trotz seiner Spezialausbildung und all seiner Erfahrung war JD verloren, wenn es darum ging, ein Kind zu verstehen. Das Einzige, was er nicht tun würde, war, Aaron auf- oder seinem Wutanfall nachzugeben. Das war alles, was ihm im Moment klar war.
Ein Kind war die ultimative Herausforderung; das hier war der Beweis. Im Vergleich mit Kindererziehung war es der reinste Ponyhof, Kugeln auszuweichen und Leben zu retten.
Und doch tun es Menschen jeden Tag, rief er sich in Erinnerung. In einem Akt des Vertrauens gaben sie einem Kind ihr ganzes Herz.
JD brauchte seine ganze Willenskraft, um nicht zurückzulaufen und sich zu vergewissern, dass es Aaron gut ging. Denn dann würde der Junge nur lernen, dass ein Wutanfall sich lohnte, um das zu bekommen, was man wollte.
Er ging um eine Kurve. Immer noch kein Aaron. Sein Magen zog sich zusammen. Er ließ gerade Kates Jungen im Stich. Überließ ihn hier mitten in der Wildnis ganz sich alleine.
Das war eine schlechte Idee gewesen, und sie wurde mit jeder Minute schlechter.
Der Hund wurde immer schneller. Er sauste geradezu um die nächste Kurve, statt sein Herrchen zu erschnüffeln.
Komm schon, Aaron! dachte JD. Hör auf, so ein Trotzkopf zu sein!
Er entschied sich, an dem ambossförmigen Felsen eine Pause einzulegen und einen Schluck Wasser zu trinken. Hatte Aaron ausreichend Wasser? Der Junge war so klein; bei dieser Hitze könnte er sehr schnell dehydrieren.
Er versuchte, sich ganz lässig zu geben, als er die Trinkflasche aufschraubte und an die Lippen setzte. Während er den Kopf zum Trinken in den Nacken legte, ließ er seinen Blick unauffällig über das Gelände schweifen.
Kein Aaron.
JD ließ sich Zeit, die Flasche wieder
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