Vertrau deinem Herzen
zuzuschrauben und wegzupacken. Bandit stöberte ein Stück weiter unten im Unterholz herum, aber nirgendwo gab es ein Lebenszeichen von dem Jungen. JD überschlug im Kopf, dass er erst wenige Hundert Meter gegangen war. Es war noch nicht viel Zeit vergangen.
Er seufzte tief auf und machte sie wieder auf den Weg. Hoffentlich würde der Junge ihm folgen. Aber bei jedem Schritt, den er machte, verstärkten sich seine Zweifel. Das hier funktionierte nicht. Aaron war schließlich noch ein kleiner Junge.
Der Weg gabelte sich, und JD zögerte. Sekunden später hatte er eine Entscheidung getroffen. Er musste den Weg zurückgehen, den er gekommen war. Er konnte es nicht riskieren, Aaron zu verlieren, nur um seinen Standpunkt klarzumachen. Okay, Kleiner, dachte er, du hast gewonnen.
Geschlagen von einem starrköpfigen Kind, das eine Kamera nach ihm geworfen hatte.
Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Er war ein großes Risiko eingegangen, und das war ein Fehler gewesen. Er pfiff nach dem Hund. Dann drehte er sich um und ging wieder den Berg hinauf, vielmehr lief er. Nachdem die Entscheidung gefallen war, gab er seiner Angst nach, die ihm wie ein Stein im Magen lag. Den Hund dicht auf den Fersen, lief er um die erste Kurve und rief nach Aaron, so laut er konnte.
Sekunden später wurde er von einem Wirbelwind getroffen. Der Junge rannte direkt in ihn hinein und warf ihn beinahe um.
„Wow, Junge!“, rief JD. „Immer mit der Ruhe!“
Aarons Gesicht war schweißbedeckt und immer noch hochrot, aber als JD in seine Augen schaute, sah er keine Wut. Allerdings auch keine Angst oder Verzweiflung.
„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich erstaunlich würdevoll. „Ich habe die Kamera absichtlich geworfen, und das hätte ich nicht tun sollen. Es tut mir auch leid, was ich zu dir gesagt habe. Ich hasse dich nicht, kein bisschen.“
Dem Zittern in seiner Stimme nach zu urteilen, nahm JD an, dass dem Jungen diese kleine Ansprache nicht leichtfiel. Er wusste, dass viel von seiner Antwort abhing, und er hoffte, dass er das Richtige sagen würde. „Deine Ehrlichkeit beeindruckt mich.“
„Nimmst du meine Entschuldigung an?“
Kate würde vermutlich sagen, dass das der richtige Augenblick war, um den Vorfall im Detail zu besprechen. Um Aaron Wege zu zeigen, besser mit seiner Wut umzugehen, und Möglichkeiten, diese starke innere Kraft, die den Jungen in solchen Momenten übermannte, unter Kontrolle zu bekommen.
JD betrachtete das kleine Gesicht, das nun vor lauter Reue ganz weich und verletzlich wirkte. Ein anderes Mal, dachte er.
„Ja“, sagte er stattdessen und streckte seine Hand aus. „Ich nehme deine Entschuldigung an.“
Mit ernster Miene schüttelte Aaron seine Hand und ließ seine Finger noch ein paar Herzschläge lang in JDs Handfläche ruhen. „Wärst du wirklich losgegangen und hättest mich hier alleine zurückgelassen?“
„Niemals“, erwiderte JD ernst. „Ich würde dich niemals alleinelassen.“
24. KAPITEL
K ate warf einen Blick auf den Schrittzähler, der an ihrem Hosenbund klemmte. „Wie geht es dir?“, fragte sie Callie, die mit strammem Schritt neben ihr hermarschierte.
„Einfach supi.“
„Wir haben schon drei Meilen geschafft. Brauchst du eine Pause?“
„Oh Gott, nein! Lass uns die Sache einfach hinter uns bringen.“
Sie schwitzten beide in der Nachmittagssonne, aber Callie hatte heute gute Laune. Die Tage seit der Diagnose hatten einer emotionalen Achterbahnfahrt geglichen. Manchmal schien sie sich damit abgefunden zu haben, an anderen Tagen begehrte sie gegen ihr Schicksal auf oder gab sich der totalen Verzweiflung hin. Jeden Augenblick schien sich ihre Meinung zu ändern. Sie wechselte von Rebellion und Mutlosigkeit zu vorbildlichem Engagement und Entschiedenheit. Was – das hatte Kate in dem Crashkurs im Umgang mit Diabetes-Patienten erfahren, den sie belegt hatte – ganz normal war. Sie war entschlossen, so viel über die Krankheit zu lernen wie möglich. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, hatte sie die Elternrolle bei Callie übernommen. Das Mädchen brauchte jemanden, der sie ein wenig bemutterte.
Und Kate verspürte den starken Drang, genau das zu tun. Sie widmete sich dem Problem wie ein Militärstratege, bewaffnete sich mit Wissen über Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes und entwarf dann einen Schlachtplan, um den Feind in die Flucht zu schlagen. Sie entwickelte Mahlzeiten, die dazu dienten, den Glukosestoffwechsel zu optimieren, und stellte einen
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