Vertrau deinem Herzen
war JD dagegen – und sie wusste auch genau, warum. Kate wusste das allerdings nicht, und Callie konnte es ihr auch nicht erzählen. Oder doch? Wenn sie die Katze aus dem Sack ließe, würde Kate ihn verstehen. Oder sie würde wütend darüber werden, dass JD ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte, und ihn ganz aus ihrem Leben streichen. Nun gut, entschied Callie. Sie würde ihren Mund halten. Es war nicht an ihr, seine wahre Identität zu enthüllen, und außerdem hatte sie ihm ein Versprechen gegeben. Du Idiot, JD! dachte sie. Du verdammter Idiot.
„Hast du ihm gesagt, dass ich will, dass du den Artikel schreibst?“
„Natürlich. Ich habe ihm auch gesagt, dass wir deinen Namen ändern werden.“
„Nun, ich will es immer noch. Das werde ich ihm auch sagen.“
„Du wirst gar nichts tun. Das ist eine Sache zwischen JD und mir.“
„Aber es geht doch um mich.“
Zurück in Port Angeles, fuhren sie am Rekrutierungsbüro in der First Street vorbei. Und da sah Callie es wieder: das Poster von Jordon Donovan Harris. Einen Meter hoch, stand es direkt vor dem Büro auf dem Bürgersteig. Sie studierte es jedes Mal genau, wenn sie daran vorbeikamen. Er sah so heiß aus! Es war erstaunlich, was eine Hornbrille und eine Baseballkappe aus einem Menschen machen konnten.
„Er denkt, ich könnte dich und deine Situation für meine Zwecke ausnutzen“, sagte Kate. „Aber das will ich nicht, Callie, das schwöre ich dir.“
„Das weiß ich doch. Deshalb bin ich ja überhaupt mit der ganzen Sache einverstanden.“
„Willst du dein Foto wirklich landesweit in einer Zeitschrift sehen?“
Puh. Das wäre das Coolste, was ihr jemals passiert wäre. Aber Callie hatte inzwischen gelernt, was mit Wünschen passierte. Je mehr man sich etwas wünschte, desto unmöglicher wurde es, es zu erreichen. Also versuchte sie, es sich nicht zu stark zu wünschen. „Wir haben das doch alles schon mal besprochen“, erwiderte sie nun. „Ich bin kein Covermodel oder so was. Aber wenn das Magazin Fotos braucht, dann bin ich damit einverstanden. Mein Gott, JD regt mich echt auf!“ Sie hielt schnell den Mund, bevor sie zu viel sagen konnte, und wandte den Blick ab.
„Hast du mit ihm darüber gesprochen?“, wollte Kate wissen.
„Nein“, kam die schnelle Antwort. „Ich kann mir nur gut vorstellen, dass er sich über so etwas aufregen kann. Er ist ein so ... zurückgezogener Mensch.“ Sie spürte, dass ihr wirklich viel daran lag, dass Kate und JD zusammen waren. Es ging sie zwar nichts an, aber zwischen den beiden war etwas. Eine ganz besondere Energie. Dass sie nun kurz davorstanden, alles hinzuschmeißen, fand sie zu traurig. Sie schienen so ein perfektes Paar zu sein: Kate, die ewige Optimistin, und Harris, der gefährliche Beschützer. Ganz zu schweigen davon, dass sie so gut aussahen, dass ein Foto von ihnen jedem Klatschmagazin zur Ehre gereicht hätte. Oh ja! Das würde JD besonders lieben, dachte Callie.
In der letzten Zeit schien Kate ... ein wenig verloren zu sein. Sie schien ihn zu vermissen. Da fiel Callie ein, dass sie vielleicht doch nicht so machtlos war, wie sie gedacht hatte. Wenn ihr doch nur ein Grund einfallen würde, die beiden noch einmal zusammenzubringen! Sicher gab es in Kates Haus irgendwo einen undichten Wasserhahn, den JD reparieren konnte. Darin war er gut. Vielleicht ist das der Schlüssel, sagte sich Callie. Darüber musste sie noch einmal nachdenken.
„Wie auch immer“, sagte sie nun laut. „Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr deswegen Schluss gemacht habt! Das ist ja, als würde ich schlechtes Karma verbreiten.“
„Tust du nicht“, gab Kate zurück. „Und wir haben auch nicht Schluss gemacht. Technisch gesehen waren wir ja gar nicht richtig zusammen, also gibt es auch nichts, was man beenden müsste.“
Callie schnaubte. „Hörst du dir eigentlich zu? Technisch gesehen? Was soll das denn heißen?“ Sie wartete, aber Kate antwortete nicht. „Er hat mein Leben gerettet, schon vergessen?
„Du musst mich nicht daran erinnern, dass er ein toller Kerl ist.“
„Hallo? Es ist ja nicht so, dass die auf Bäumen wachsen.“
„Weißt du was?“, brauste Kate auf. „Das Thema ist beendet. Wir haben ein Projekt, und zwar, dich wieder auf die Beine zu kriegen. Also konzentrieren wir uns wieder darauf, okay?“
„Nur wenn du mir versprichst, mit dem Artikel weiterzumachen.“
Kate lenkte das Auto an den Straßenrand und hielt an. Dann atmete sie tief durch und sah Callie an. „Wenn ich
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