Vertrau deinem Herzen
nicht sagen, dass ich dankbar dafür bin, krank geworden zu sein, denn ehrlich gesagt: Ich hasse diese Krankheit! Ich hasse es, mich selber überwachen zu müssen und nach einem dummen Zeitplan zu essen. Ich hasse es, keinen Zucker naschen zu dürfen, und ich hasse Aerobic.“ Sie hielt inne, weil ihre Stimme zitterte. Ein schmerzhafter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, als sie schluckte. „Aber wisst ihr – wenn das alles nicht passiert wäre, hätte ich euch nicht.“
JD wusste, wie schwer es für sie war, solche Dinge zu sagen. Und wie notwendig. Er schätzte, dass Kate und Aaron ihr das Gleiche gegeben hatten wie ihm: ein Gefühl dafür, wie es war, Mitglied einer Familie zu sein. Und eine Vision davon, dass das Leben schön war.
Callie nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug. „Na ja, das wollte ich euch jedenfalls sagen. Das und ... danke. Und fangt jetzt bloß nicht an zu heulen, weil ich das nicht leiden kann.“
„Tja, damit musst du leben“, sagte Kate mit Tränen in den Augen, als sie Callie in die Arme zog. „Ach Callie! Erinnerst du dich, worüber wir gesprochen haben? Dass es niemals zu spät ist für eine fröhliche Kindheit?“
Auch wenn die Worte für das Mädchen gedacht waren, berührten sie JD tief im Inneren. Ja, dachte er. Ja.
Aaron, der die ganze Zeit im Türrahmen gestanden hatte, sah ein wenig unbehaglich aus. „Können wir jetzt rausgehen?“, fragte er.
„Ich komme in einer Sekunde mit.“ Callie trat einen Schritt zurück und trocknete sich das Gesicht. Sie umarmte JD, auch wenn sie beide sich dabei ein wenig seltsam vorkamen. „Meine Arztrechnung ist von deiner Stiftung bezahlt worden, oder?“
„Dafür ist sie da.“ Er erwartete keine Gegenleistung dafür, aber sie gab sie ihm trotzdem. Einen dankbaren Blick, der direkt aus ihrem Herzen kam, der wie eine Blume aufblühte und ihr Gesicht erhellte.
„Dieser ganze Kram von wegen Amerikas Held und so ist mir egal“, sagte sie. „Du bist mein Held.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Und jetzt geh ich besser mit Aaron raus, bevor noch jemand einen Zuckerschock bekommt bei all dem Süßholzgeraspel.“
Kate brach in ein erleichtertes Lachen aus und nahm sich ein Taschentuch. Nachdem Callie und Aaron gegangen waren, sagte sie: „Du hast eine Stiftung.“
„Ja.“ „Verdammt, JD, verstehst du denn nicht, dass ich das nicht länger akzeptiere? Ich will keine ausweichenden einsilbigen Antworten mehr von dir hören!“
„Das war nicht ausweichend, ganz im Gegenteil: Ich habe Ja gesagt. Ja, ich habe eine Stiftung.“
„Stellst du dich absichtlich dumm?“
„Was willst du von mir?“
„Antworten! Erklärungen! Warte, ich habe eine Idee: Wie wäre es mit der Wahrheit? Oder verdiene ich die nicht?“
„Was du verdienst, Kate, ist so viel mehr, als ich dir geben kann.“ In diesem Zugeständnis lag ein bitterer Funken Wahrheit. Er hatte immer gewusst, dass es sich eines Tages bitter rächen würde, dass er ganz alleine aufgewachsen war, ohne jedes Sicherheitsnetz. Und heute war der Tag gekommen. Er wusste einfach nicht, wie er das sein konnte, was eine Frau wie Kate brauchte, was sie verdient hatte.
„Warum um alles in der Welt sagst du das?“
„Weil es stimmt. Ich bin und bleibe nur ein Sanitäter. Wenn du nach einem Ehemann suchst, bist du bei mir an der falschen Adresse.“ Die Worte sprudelten aus ihm heraus, getragen von einer Welle der Panik und Unsicherheit. Die Wahrheit traf sie wie ein Schlag in den Magen. Gott, sie verstand es nicht! Wie sollte er ihr nur erklären, dass er keine Ahnung hatte, wie man sich in einen Ehemann, einen Vater verwandelte? Dass er lieber jetzt gehen würde, als Aaron und sie zu verletzen? „Was heute auf der Fähre passiert ist ... Ich muss noch ein bisschen länger verschwinden. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Ich weiß nur, dass ich so nicht leben kann.“
Sie verschränkte die Arme und trat einen Schritt zurück.
„Deshalb hast du so heftig reagiert, als ich dir von Callies Artikel erzählt habe.“ Sie war ganz blass geworden. „Du dachtest, ich würde auch mit dir an die Öffentlichkeit gehen. Du hast mir nicht vertraut, deshalb hast du mir nichts erzählt.“
„Ich habe es niemandem erzählt. Ich war mich selber leid, war es leid, diese von den Medien erfundene Person zu sein.“
„Du hättest mir vertrauen können.“
„Ich habe niemandem vertraut.“
„Aber du hattest kein Problem damit, mit mir zu
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