Vertrau deinem Herzen
der Hammer hängt“, sagte er mit beinahe so etwas wie einem Lächeln.
„Wo der Hammer hängt“, wiederholte Aaron stumm.
„Adenom.“ Kate runzelte die Stirn. „Das Wort hab ich noch nie gehört. Sind Sie sicher, dass es das gibt?“
Er schaute sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Ja. Und jetzt will ich meine Punkte.“
Kate weigerte sich, einfach so nachzugeben. „Ich schlage es nach.“ Sie nahm sich das alte, abgegriffene Wörterbuch und blätterte durch die vergilbten Seiten. „Drüsengeschwulst“, las sie vor. „Das hab ich nicht gewusst.“
„Meine Punkte“, erinnerte er sie.
Und das war nur der Anfang ihrer Demütigung. Für jemanden, der sein Leben mit Wörtern verdiente, hätte sie sich viel besser schlagen müssen. Aber sie hatte auch die schlimmsten Buchstaben. Sie zog ein Q, aber kein U. Sie hatte sogar das so begehrte X, aber leider keinen Platz, um es anzulegen. Sie brauchte für jeden Zug so lange, dass Callie und Aaron anfingen zu gähnen und ihre Lider ganz schwer wurden. Sie schienen beide erleichtert, als alle Steine verteilt waren und das Spiel sich dem Ende zuneigte. Die Schlussrechnung ergab einen eindeutigen Sieg für JD.
„Ich geh dann jetzt auch mal besser“, grinste er. „Solange ich noch vorne liege.“
„JD, warte!“ Aaron klang beinahe ein wenig verzweifelt. „Wie gut bist du darin, Sachen zu reparieren?“
„Was für Sachen? So was wie Waschbären?“
„Fahrräder. Wir haben die Reifen alle aufgepumpt, aber die Kette von meinem Fahrrad fällt immer ab.“
„Ich kann dir doch helfen, das zu reparieren“, sprang Kate schnell ein. Der Trick ihres Sohnes war ihr mehr als peinlich.
„Nein. Ich will, dass JD das macht.“
Ich auch, dachte sie.
„Klar, mach ich gerne“, schmunzelte der. „Ich komm die Tage vorbei und sehe es mir mal an.“
Kate begleitete ihn zu seinem Auto. „Ich hoffe, Sie wissen, dass Sie das nicht tun müssen“, sagte sie. „Ich weiß, wie man ein Fahrrad repariert.“
„Dann sind wir ja schon zwei.“
„Aaron ... Er macht so was manchmal. Er sucht in jedem Mann, den wir kennenlernen, einen Vater.“
„Ist das ein Problem?“
„Wenn ihm das Herz gebrochen wird, schon.“ Kate biss sich auf die Lippe. Sie hatte schon zu viel gesagt. Er wusste sehr wahrscheinlich nur zu gut, dass Aaron nicht der Einzige war, dem das Herz gebrochen wurde. „Hören Sie, ich wollte nicht ...“
„Machen Sie sich keine Gedanken, Kate.“
Und einfach so hörte sie damit auf. Er hatte eine seltsam beruhigende Art an sich. Die meisten Männer hatten den gegenteiligen Effekt auf sie: Sie beunruhigten und verstörten sie.
Die Sonne war endlich untergegangen, auch wenn es noch bis ungefähr zehn Uhr hell bleiben würde. Das war die schönste Zeit am See. Das spiegelglatte Wasser des Sees reflektierte die Berge. Am Ufer flackerten einige Lichter und Lagerfeuer wie Glieder einer goldenen Kette. Grillen sangen, und Frösche quakten in ihren dunklen Verstecken.
Hier ist es wie in einer anderen Welt, dachte Kate. Das war die Magie eines Sommers am See. Weit entfernt vom normalen Leben konnte man sein, wer auch immer man sein wollte.
Sie wusste nicht, wieso das so war. Eine erschöpfte alleinerziehende Mutter konnte die perfekte Hausfrau sein. Ein Junge mit Schwierigkeiten in der Schule verwandelte sich in Tom Sawyer, ließ Steine über das Wasser springen, rannte barfuß durch das Gras und lernte zu schwimmen. Ein heimatloses Mädchen bekam eine Familie.
„Grübeln Sie schon wieder?“, unterbrach JD sie.
Ihr fiel auf, dass sie das Schweigen zu lange hatte andauern lassen. „Nein, ich ... mir fiel nur gerade auf, wie sehr ich den See liebe. Hier kann ich ein anderer Mensch sein.“
„Warum sollten Sie das wollen?“
„Will das nicht jeder? Als ich noch ein Kind war, wurde ich zu Hause in Seattle immer wegen meiner roten Haare und der Sommersprossen aufgezogen. Und weil ich in der Schule immer alles wusste. Jeden Sommer kam ich dann an den See und verwandelte mich in eine indianische Prinzessin, eine Piratenbraut, eine olympische Schwimmerin, eine legendäre Meerjungfrau. Alles außer meinem wahren Selbst.“
„Ich bin froh, dass Sie diese Phase überwunden haben“, murmelte er.
Als sie größer wurde, ließ sie Sammy Schroeder sich heimliche Küsse hinter dem Bootshaus stehlen. Später, als sie schon in der Highschool waren, hatte er sie immer mit ins Autokino nach Port Angeles genommen, wo es in seinem leicht muffig riechenden El
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