Vertrau deinem Herzen
Ansätze eines Bierbauchs. Oh, verzeih“, entschuldigte sie sich sofort.
„Mach dir keine Sorgen. Du hast ja recht. Nur weil ich übergewichtig bin, heißt das ja nicht, dass ich das attraktiv finde.“
„Es war einfach gedankenlos, so etwas zu sagen. Er ist sicher ein ganz netter Kerl ...“
„Das sind fette Kinder immer.“ Callie tat ihre Entschuldigung mit einer Handbewegung ab und zeigte auf einen anderen Jungen.
Callie mochte ihr vergeben haben, aber Kate konnte sich ihre Bemerkung nicht verzeihen. Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt. Es mit einem Teenager zu tun zu haben – noch dazu mit einem Mädchen – war weitaus komplizierter als mit einem kleinen Jungen. An jeder Ecke lauerten Landminen, die jederzeit hochgehen konnten.
„Wow! Das nenne ich mal einen tollen Körper“, murmelte Callie.
Kate betrachtete das neue Objekt der Begierde. Wohl definiert, glatte, schön gebräunte Haut, auf der Wassertropfen glitzerten. Der junge Mann mit dem kantigen Kiefer sah aus, als wenn er in Karamell getaucht worden wäre. „Nett“, stimmte sie zu. „Aber das ist ein typischer Klub-Body“
„Was ist das?“
„Er verbringt Stunden im Fitnessstudio, um so in Form zu bleiben. Sehr wahrscheinlich gibt er ein Vermögen für den besten Klub der Stadt aus, vielleicht sogar für einen Personal Trainer. Oh, und das ganze Rasieren und Einölen kostet auch eine ganze Menge Geld. Es ist ja in Ordnung, wenn ein Junge auf sein Aussehen achtet. Aber wenn er so viel Zeit dafür aufwenden muss, wo bleibt da Platz für seine Freundin?“
„Vielleicht vor der Tür der Umkleidekabine?“
„Kluges Kind“, Kate lächelte. „Was ist mit dem da?“ Sie nickte in Richtung eines dunkelhaarigen, schlanken Jungen in abgeschnittenen Jeans und mit einem Bandana um seinen Kopf.
„Was soll mit ihm sein?“, fragte Callie mit einem feinen Lächeln.
Kate warf ihr einen Blick zu und verbarg ihre Überraschung. In ihren Augen war Callie ein hübsches Mädchen, trotz der Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein. Aber als sie sah, mit was für einem Blick Callie den Jungen anschaute, musste sie sich korrigieren: Mit diesen glänzenden Augen und diesem Lächeln war Callie einfach nur wunderschön.
Callie winkte, und als sie seine Aufmerksamkeit geweckt hatte, kam er zu ihnen herübergelaufen.
„Du kennst ihn?“, fragte Kate erstaunt.
„Luke Newman.“
„Ach, was du nichts sagst! Ich hätte ihn nicht mehr erkannt.“
Callie richtete sich etwas auf und begrüßte ihm mit einem lockeren „Hey, Luke.“
„Hey.“ Der Junge schien nervös zu sein und sah immer wieder über seine Schulter.
„Das ist Kate Livingston. Ich wohne bei ihr“, stellte Callie Kate vor. „Sie ist die Mutter von Aaron.“
„Nett, Sie kennenzulernen.“
„Wir haben uns schon Vorjahren kennengelernt“, lächelte Kate. „Ich bin eine Freundin deiner Oma. Du verbringst den Sommer bei ihr?“
„Ja, Ma’am, das ist richtig.“ Luke schaute sich verstohlen um. Kate vermutete, dass er lieber nicht mit ihr gesehen werden wollte, aber sie bot ihm dennoch eine Limonade an. Er nahm dankbar an und hockte sich neben Callie in den Sand. „So, du hast heute Nachmittag also frei?“
Kate entschloss sich, den beiden ein wenig Privatsphäre zu lassen. Sie stand auf und sagte: „Ich geh mit Aaron ein wenig schwimmen.“ Dann ging sie hinunter ans Wasser.
Callie hat also doch eine Freundschaft geschlossen, dachte sie. Diese Entwicklung ermutigte sie. Vor allem weil der Junge auch noch einen guten Eindruck machte – ganz zu schweigen von seinem Aussehen. Er schien ein wenig ungelenk, sogar geheimnisvoll zu sein, aber vielleicht würde sich das mit der Zeit auch geben. Das war immer die kritische Phase: Wenn sich entschied, ob man die ersten, linkischen Treffen überstehen und sich besser kennenlernen würde.
Es gab an Callie so viel zu entdecken, und Kate war froh, dass Luke das anscheinend zu schätzen wusste.
Gut, dachte sie, das wurde auch langsam Zeit.
Es war so dumm, wegen einer Verabredung nervös zu werden. Es war ja nicht ihr erster Abend mit einem Mann. Ganz im Gegenteil. Aber ein Grund, warum sie so viele Verabredungen gehabt hatte, war, dass sie so oft schiefgegangen waren.
Die meisten Männer meldeten sich nicht mehr, sobald sie erfahren hatten, dass Kate einen halbwüchsigen Sohn hatte. Zumindest nahm Kate an, dass das der Grund war.
Jetzt betrachtete sie sich im Spiegel, und langsam schlichen sich die Zweifel ein. Was, wenn ich das
Weitere Kostenlose Bücher