Vertrau deinem Herzen
schaute ihn wütend an. „Du kannst mich auch nicht zwingen.“
„Das würde mir auch nicht im Traum einfallen.“
Kate wollte schon widersprechen, aber er brachte sie mit einem leichten Kopfschütteln zum Schweigen.
„Fein.“ Callies Stimme zitterte. „Ich lese einfach das Buch, das sie mir mitgegeben haben.“
„Tu das“, nickte JD leichthin.
Kate biss die Zähne zusammen. Er sollte doch wohl am besten wissen, wie wichtig diese Kurse waren!
„Das werde ich auch!“ Callie reckte ihr Kinn trotzig nach vorn.
„Du sollst doch aber zu den Kursen gehen“, warf Aaron ein. „Das hat der Arzt gesagt.“
„Was geht dich denn das an?“, fauchte das Mädchen. „Das ist mein Problem, nicht deins oder Kates oder von sonst wem!“
„Er macht sich eben Sorgen“, gab Kate scharf zurück. Sie konnte nicht länger schweigen. „Und JD und ich ebenfalls. Wir alle machen uns Sorgen um dich, und es ist einfach nur egoistisch von dir, die Anweisungen der Ärzte zu ignorieren.“
Callies Gesicht verlor jegliche Farbe. Sie sah aus, als wenn Kate sie geschlagen hätte. „Ich bin egoistisch? Meinst du, ich habe darum gebeten? Glaubst du, mir gefällt es, ein Freak zu sein?
„Du bist kein Freak“, erwiderte Kate. Sie war kurz davor, die Geduld zu verlieren. „Und du wirst in diesen Kurs gehen.“
„Werde ich nicht.“
„Dann komm mit uns“, schlug JD vor. „Aaron und ich wollen heute einen Berg besteigen. Du hast die Wahl: Unterricht oder Bergsteigen?“
Callie starrte aus dem Fenster auf die Berge, die sich aus den Tiefen des Sees zu erheben schienen. „Ich bin krank, schon vergessen? Ich würde zusammenklappen.“
„Ich hatte vor, heute nach dem Kurs Make-up zu kaufen“, schnurrte Kate und hielt Callie ihren Geburtstagsgutschein unter die Nase. „Und wolltest du nicht ein bisschen shoppen gehen?“
Callie wandte ihren finsteren Blick Kate zu. „Dann geh ich halt in den doofen Kurs. Jetzt geh ich aber erst mal unter die Dusche.“ Sie stapfte aus dem Zimmer.
Kate schickte Aaron los, seine Digitalkamera zu holen. „Noch nicht einmal neun Uhr, und ich bin schon erschöpft“, sagte sie zu JD.
Er legte ihr einen Arm um die Schulter. „Lass uns nach draußen gehen. Es ist so ein wundervoller Morgen.“
Wie beruhigend es war, sich an jemanden zu lehnen! Sie gingen hinaus und setzten sich auf den Steg. In der Ferne strahlten die blaugrünen Berge, und das glasklare Wasser warf ihre Spiegelbilder zurück. Jedes Mal, wenn sie zusammen waren, fühlte es sich für sie nach Schicksal an – so als wären sie füreinander bestimmt. Aber wie viel davon war Wunschdenken? Und wie viel war Dankbarkeit darüber, dass sie endlich jemanden getroffen hatte, der bereit war, sowohl mit ihr als auch mit ihrem Sohn eine Bindung einzugehen?
Dass sie so starke Gefühle für ihn verspürte, sollte sie eigentlich ruhiger machen. Doch stattdessen verstärkte es nur ihre innere Anspannung. Sie fragte sich, ob es ihm genausoging.
„Du bist so still“, bemerkte er.
Vielleicht war es doch an der Zeit, ihn zu fragen. „Du auch.“
„Ich muss für eine Weile fort.“
Oh. Das war ja mal was ganz Neues. Sie blieb stumm, wartete darauf, dass er sich erklären würde. Doch auch er sagte nichts, sondern stützte sich nur mit den Händen auf dem Steg auf und lehnte sich zurück. Okay, dachte sie. Du bist die Reporterin, Kate. Bring den Mann zum Reden.
„Wohin gehst du?“
„Nach L. A.“
Sie verspürte einen Hauch Aufregung in seiner Stimme, auch wenn er sich betont locker gab. „Hast du ein Aufnahmegespräch?“
Er blinzelte verwirrt, dann schenkte er ihr ein strahlendes Lächeln. „Genau.“
„Ich wette, sie werden so beeindruckt von dir sein, dass sie dich gleich dort behalten wollen.“
„Ich glaube nicht, dass das so funktioniert, Kate, aber danke für dein Vertrauen.“
„Damit stehe ich nicht allein da.“ Sie sah ihn nachdenklich an. „Du bist sehr gut in deinem Job. Als ich dich mit Callie gesehen habe, kamst du mir wie ein anderer Mensch vor“.
„Was soll das heißen?“
„Ich meine nur ... ich habe eine andere Seite an dir gesehen, eine, die ich noch nicht kannte. Als du Callie geholfen hast, habe ich den Menschen gesehen, der du in deinem echten Leben bist.“
„Ich bin nur ein Mann, der seine Arbeit macht. Zu Callies Glück war ihr Notfall keine große Herausforderung.“
„Du bist viel zu bescheiden“, widersprach Kate. „Warum?
„Ich bin nicht bescheiden, und was sollen überhaupt
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