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Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Titel: Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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und inzwischen hoch verschuldet war. Eines Tages fand Torsten ihn tot an seinem Schreibtisch. Er hatte sich erschossen."
       "Das ist ja entsetzlich."
       Melanie nickte. "Die Firma wurde verkauft und später auf-gelöst. Nichts blieb mehr von Strömer und Sohn. Nur der Sohn war noch da, und der hatte sich erschreckend verändert. Ich kannte Torsten nicht wieder." Die Frau schwieg und schaute Martin forschend an. "Ich möchte Sie nicht langweilen. Wie banal muss Ihnen meine Geschichte erscheinen im Gegensatz zu Ihrem eigenen Schicksal", sagte sie verlegen.
       "Jedes Schicksal ist auf seine Weise einzigartig", sagte der Mann verständnisvoll. "Ich kann mir vorstellen, dass Sie sehr unglücklich waren. Ich hoffe, Sie kommen hier in unserer schönen Wohngegend, zur Ruhe, und Ihr Sohn ebenfalls."
       "Tim fühlt sich inzwischen hier sehr wohl", antwortete Melanie sofort. "Jetzt kommt es nur darauf an, wie es ihm in der neuen Schule gefällt. Aber da er schon immer ein recht guter Schüler war, wird es da bestimmt auch keine Schwierig-keiten geben." Sie lehnte sich auf dem bequemen Gartenstuhl zurück. "Sie sind seit einem Unfall gehbehindert?", fragte sie, um von ihrem eigenen Leben abzulenken. "Ihre Tochter erzählte mir davon. Wir haben vor einigen Tagen kurz miteinander gesprochen."
      "Ja, Stefanie muss seit diesem schwarzen Tag für alles sorgen. Ich darf nicht darüber nachdenken, was ich ihr mit meiner Behinderung antue. Sie verzichtet für mich auf ihr eigenes Leben, und das kann ich auf Dauer nicht verantworten."  
       "Wie ist das geschehen?"
       "Ein Geisterfahrer", antwortete Martin nur. "Meine Frau starb zwei Tage nach dem Unfall, ich lag längere Zeit im Ko-ma. Als ich wieder aufwachte, gab es kein altes Leben mehr, nur noch ein neues, das wenig lebenswert war. Bis heute..."
       "Wie meinen Sie das?", fragte Melanie verständnislos. "Was für ein besonderer Tag ist heute?"
       "Heute hab ich Sie kennen gelernt", antwortete der Mann einfach. "Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendwie scheint die Sonne heute etwas heller als sonst. Aber ich weiß, ich habe kein Recht, so etwas zu sagen. Ich bin behin-dert und für jeden nur eine Belastung. Aber schon, Sie anse-hen zu dürfen, ihre weiche Stimme zu hören und Ihre warme Ausstrahlung genießen zu dürfen, macht mein Leben um Vieles reicher." Martin Guske wusste nicht, woher er diese poeti-schen Worte nahm, sie waren einfach da, in seinem Kopf, und warteten nur darauf, ausgesprochen zu werden.
       Melanie lächelte leicht. "Sie sind ein sehr sympathischer Mann", sagte sie leise. "Ich möchte nie mehr von Ihnen etwas über Ihre Behinderung hören, zumindest nicht solche abwertenden Worte wie eben. Jeder Mensch muss das Beste aus dem machen, das ihm vom Schicksal auferlegt wurde. Wir haben alle unsere Probleme, und es liegt an uns, ob wir uns von ihnen unterkriegen lassen oder ob wir uns ihnen stellen."
       "Sie haben Recht. Wissen Sie, Melanie – ich darf Sie doch so nennen – Sie haben mir die Augen geöffnet. Ich glaube, ich war in den letzten Jahren ein richtiges Ekel für  meine Tochter. Ich werde nachher, wenn sie wieder da ist, mit ihr reden. Es tut mir wirklich Leid, wie ich sie manchmal behandelt habe. Ehrlich gestanden, war ich auf jeden neidisch, der laufen konnte. Aber inzwischen sehe ich das etwas anders. Ich werde versuchen, meine Behinderung mit Ihren Augen zu sehen."
       "Dann hat unser Gespräch schon einen wichtigen Sinn ge-habt", sagte die Frau leise. "Ehrlich gestanden fühle ich mich auch wesentlich besser, seit ich Ihnen meine Geschichte erzählt habe. Tim fürchtet sich davor, eines Tages noch ein-mal seinem Vater begegnen zu müssen. Er sieht ihn als ein Monster, das immer nur böse ist. Aber er war früher nicht so, nur bringt uns das heute nichts mehr. Ich liebe ihn nicht mehr, und Tim hasst ihn."
       "Vielleicht gelingt es dem Jungen eines Tages, wenn er älter und vernünftiger ist, seinen Vater als hilflosen, schwachen Menschen zu sehen, der er wohl ist. Er lässt seine Verzweiflung über den gewaltsamen Tod des Vaters und den Verlust seines Geschäftes an der Familie aus, anstatt darüber zu sprechen." Martin wich den Blicken seiner Besucherin aus. In dem Moment, als er es ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass er ebenso gehandelt hatte wie dieser unbekannte Torsten, der seiner Frau und seinem Sohn das Leben zur Hölle gemacht hatte.
       "Woran dachten Sie eben?" Melanie hatte das wechselnde

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