Vertrau mir, Tara
seufzte sie und warf die Jeans und das Top aufs Bett, die haarscharf neben Melusine landeten. Empört und beleidigt drehte sie sich um, während Tara sich ziemlich ratlos mit der Hand durchs Haar fuhr.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie in dem Zimmer, das sie sonst benutzte, über die Jahre immer wieder irgendwelche Sachen zurückgelassen hatte. Vielleicht fand sie dort etwas Geeignetes.
Rasch durchwühlte sie den Kleiderschrank und holte schließlich einen weiten marineblauen Rock hervor, der ihr bis zu den Knöcheln reichte und vorne durchgeknöpft war. Darin würde sie wenigstens sehr weiblich wirken und nicht wie eine Malerin und Anstreicherin aussehen.
Im Zimmer ihrer Mutter entdeckte sie noch eine hübsche marineblaue Jacke und elegante blaue Schuhe mit hohen Absätzen.
Nachdem sie sich angezogen und das frisch gewaschene Haar gebürstet hatte, das in weichen Wellen ihr Gesicht umrahmte, betrachtete sie sich im Spiegel. Sie konnte zufrieden sein mit ihrem Äußeren.
Sie ging gerade die Treppe hinunter, als es auch schon klopfte. Tara atmete tief ein und öffnete die Tür.
Adam hob die Augenbrauen und musterte sie bewundernd. “Sie sehen hinreißend aus.”
“Na ja, Sie sehen auch nicht schlecht aus”, erwiderte sie betont unbekümmert. In Wirklichkeit fand sie ihn wieder einmal umwerfend attraktiv in der perfekt sitzenden dunklen Hose, dem schwarzen Pullover und dem Jackett aus feinem Tweed. Das Outfit stammte zweifellos von einem italienischen Designer.
Sehnsucht breitete sich in ihr aus, doch Tara wusste, dass sie nie gestillt werden könnte.
Er betrachtete ihre Schuhe. “Können Sie darin bis ins Dorf laufen?”
“Das versuche ich erst gar nicht. Wir fahren in meinem Wagen”, verkündete sie und blickte ihn herausfordernd an. Sie hatte sich entschlossen, das Auto zu nehmen, weil sie lieber nicht mit Adam stundenlang zu Fuß im Mondschein unterwegs sein wollte.
“Mit anderen Worten, Sie wollen heute Abend einen klaren Kopf behalten”, stellte er belustigt fest.
“Das tue ich eigentlich immer.” Plötzlich fiel ihr auf, dass Buster neben ihm saß. “Nehmen wir ihn mit?”
“Nein. Ich wollte ihn bei Ihnen im Haus lassen, wenn Sie nichts dagegen haben.”
“Fragen Sie am besten Melusine.”
“Oh, ich glaube, die beiden haben Frieden geschlossen.” Mit einer Handbewegung forderte er Buster auf, in die Küche zu gehen, was der Hund sogleich tat. “Haben Sie die Hintertür abgeschlossen?”
Sie seufzte betont dramatisch. “Wie bin ich eigentlich jemals ohne Sie zurechtgekommen? Ja, die Tür ist verschlossen und verriegelt. Und die Fenster sind auch zu, ich habe mich vergewissert.”
“Vielleicht sollte ich darauf achten, nicht zu chauvinistisch zu klingen”, meinte er leicht spöttisch. “Fahren wir?”
“Ja. In der Urlaubszeit ist es im Pub immer sehr voll.”
Als sie dort ankamen, stellte sich heraus, dass er einen Tisch reserviert hatte.
“Wie haben Sie das denn gemacht?”, fragte sie überrascht und setzte sich hin.
“Ich habe ein Telefonhäuschen entdeckt, als ich mit Buster spazieren ging. Hoffentlich haben Sie noch nicht gegessen.”
“Nein, ich bin sogar sehr hungrig.” Tara nahm die Speisekarte in die Hand, die er ihr reichte.
Adam verzog die Lippen. “Sie sind wirklich eine erstaunliche Frau. Sie sehen so aus, als könnte der leichteste Lufthauch sie umpusten. Dabei essen Sie offenbar sehr gern.”
Sie lachte. “Das …” Unvermittelt unterbrach sie sich. Ihr wurde bewusst, was sie hatte sagen wollen. “Du isst wie ein Pferd und nimmst trotzdem kein Kilo zu”, hatte Jack sie oft kritisiert.
“Was wollten Sie sagen?”, erkundigte sich Adam prompt.
“Dass es ziemlich außergewöhnlich ist. Jede normale Frau hält heutzutage irgendeine Diät”, erfand sie rasch.
“Stimmt. Aber das wollten Sie nicht sagen, oder?”
Sie hielt sich die Speisekarte vors Gesicht, damit er nicht merkte, dass sie errötete. “Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich nehme gewürztes Huhn mit Salzkartoffeln und Salat.”
“Und ich Rinderbraten mit Beilage.” Adam blickte sie an. “Trinken Sie ein Glas Wein, oder haben Sie Angst, sie würden dann vielleicht zu viel von sich preisgeben?”, fügte er sanft hinzu.
“Natürlich habe ich keine Angst.” Sie legte die Speisekarte hin. “Einen trockenen Weißwein für mich, bitte.”
Während er an der Bar die Getränke holte, beruhigte Tara sich wieder. Ich muss über neutrale Themen reden und darf nicht zulassen, dass
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